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Vierbeinige Grasliebhaber. Das Futter für sein Vieh kann Landwirt Jens Schreinicke derzeit noch auf den Ungeheuerwiesen ernten. Wenn die nach dem Willen des Landschaftsfördervereins in ein paar Jahren ein Feuchtgebiet sind, muss er nach Ersatz suchen.

©  Thomas Lähns

Potsdam-Mittelmark: Moorflutung sorgt für Unmut

Plänen des Landschaftsfördervereins haben Landwirte wenig entgegenzusetzen

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Potsdam-Mittelmark – Die geplante Flutung der sogenannten Ungeheuerwiesen in der Nuthe-Nieplitz-Niederung sorgt weiter für Unmut bei Landwirten. Dabei hält eine Moorexpertin das Projekt für sinnvoll. Die Chancen, die Flutung zu verhindern, sind ohnehin gering.

Wie berichtet plant der Landschaftsförderverein Nuthe-Nieplitz, einen Teil des Moores wieder unter Wasser zu setzen. Dazu sollen Gräben, die die Fläche entwässern, aufgestaut werden. Betroffen sind Flächen in den Orten Stücken, Fresdorf, Tremsdorf, Körzin und Blankensee. Die Wiesen im Naturpark Nuthe-Nieplitz werden bereits jetzt nur eingeschränkt für die Futtergewinnung bewirtschaftet. Das wäre dann überhaupt nicht mehr möglich. Betroffene Landwirte fürchten deshalb um die Existenz ihrer Betriebe. Jüngst bildete sich die Bürgerinitiative „Prokulturlandschaft“ gegen die Moor-Pläne.

Landwirt Jens Schreinicke fürchtet unter anderem Schäden an Häusern in Tremsdorf, wenn das Wasser auf den Wiesen gestaut wird. „Schon heute läuft Wasser in die Keller, wenn der Pegel im Königsgraben hoch ist“, sagt er. Den Befürchtungen will Peter Koch vom Landschaftsförderverein entgegentreten: „Wir wollen kleine Gräben anstauen, um Senken mit Wasser zu füllen“, sagte Koch den PNN. Eine großflächige Überflutung sei nicht geplant. Durch ein Wehr im Königsgraben vor Tremsdorf soll die Ortslage geschützt werden.

Mit der sogenannten Wiedervernässung will der Landschaftförderverein zum Klimaschutz beitragen. Intakte Moore speichern Kohlendioxid. Wenn sie austrocknen, verottet die Biomasse und gibt das Kohlendioxid wieder frei. So ist der jetzige Zustand. Das bestätigte auch Annette Freibauer. Sie betreibt am Bundesforschungsinstitut für ländliche Räume, Wald und Fischerei in Braunschweig agrarrelevante Klimaforschung und rechnet bei trockenen Niedermooren mit einem Kohlendioxidausstoß von etwa 10 Tonnen pro Hektar im Jahr. „Die würden durch die Vernässung fast komplett wegfallen“, so Freibauer. Der Klimanutzen wird von Landwirten bezweifelt. Sie führen an, dass auf nassen Wiesen das viel klimaschädlichere Gas Methan entstehe. Moorexpertin Freibauer erklärte hingegen, dass Methan nur an einzelnen Stellen frei werde, wo im Sommer das Wasser über der Grasnarbe stehe. Methan sei zwar bis zu 25-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid, es entstehe aber auch nur ein Bruchteil der Menge. „Auf das gesamte Gebiet ergibt sich eine deutliche Einsparung an klimaschädlichen Emissionen“, sagte Freibauer.

Im Auftrag des Landschaftsfördervereins wird derzeit eine Machbarkeitsstudie erstellt. Die Landgesellschaft Sachsen-Anhalt – ein gemeinnütziges Planungsunternehmen aus Magdeburg – prüft die Auswirkungen auf Eigentümer und Landnutzer. Erste Gespräche mit Landbesitzern gab es bereits. Für mindestens 70 Prozent der Flächen sollen Zustimmungen für das Projekt vorliegen, lautet die Aufgabenstellung für die Machbarkeitsstudie. Das scheint in greifbarer Nähe, denn laut Peter Koch vom Landschaftsförderverein gehören diesem bereits zwei Drittel der betroffenen 200 Hektar. Es geht also nur noch darum, wie das Projekt umgesetzt wird. Das soll sich aus der Studie ergeben, die bis Ende 2012 läuft. Das Projekt selbst soll über das Programm „Integrierte ländliche Entwicklung (ILE)“ bezahlt werden, zu dessen Prioritäten der Moorschutz zählt. In diesem Jahr sind im Landeshaushalt für ILE 1,3 Millionen Euro eingeplant. Damit können weitere vier Millionen Euro EU-Mittel kofinanziert werden. Die Wasserbehörde und das Landesumweltamt müssen das Projekt noch genehmigen.

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