
© lä
Potsdam-Mittelmark: Moorprojekt: Ansprüche der Bauern nicht haltbar Umweltplaner für weiträumige Vernässung der Ungeheuerwiesen. Frage nach Akzeptanz offen
Beelitz / Michendorf - 345 Hektar – auf diese Fläche soll der Kern des Niedermoores auf den Ungeheuerwiesen anwachsen. Das zumindest empfiehlt das Berliner Büro Kovalev und Spundflasch.
Stand:
Beelitz / Michendorf - 345 Hektar – auf diese Fläche soll der Kern des Niedermoores auf den Ungeheuerwiesen anwachsen. Das zumindest empfiehlt das Berliner Büro Kovalev und Spundflasch. Die Umweltplaner haben jetzt den Endbericht ihrer Machbarkeitsstudie zum Moorschutz zwischen Tremsdorf, Stücken, Blankensee und Körzin vorgelegt. Das Papier ist brisant: Während der Landschaftsförderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung als Auftraggeber der Studie die Ungeheuerwiesen künftig aktiv vernässen will, um so dem kontinuierlichen Verlust der Moorflächen entgegenzutreten, wehren sich die Landwirte gegen die Pläne. Sie befürchten, mit dem Weideland ihre Existenzgrundlage zu verlieren.
„Die bestehende Situation wird als nicht nachhaltig bewertet und die Ansprüche der betroffenen Nutzer und Eigentümer als dauerhaft nicht haltbar eingeschätzt“, schreiben nun die Umweltplaner. Stattdessen müsse ein „System von Anlagen zur Wasserzuführung, Speicherung und Regelung“ geschaffen werden, um damit das Wasser für den Moorschutz zu halten. So soll der Königsgraben, der zu Zeiten Friedrichs II. zur Melioration angelegt worden war, gestaut werden, bisherige Entwässerungsgräben müssten schrittweise verfüllt werden.
Neben dem Kernmoor sollen weitere 226 Hektar als Zusatz-Moorfläche vernässt werden – aber gleichzeitig „in angepasster Weise landwirtschaftlich nutzbar“ bleiben. Im Vorfeld der Studie war zum Beispiel die Haltung von Wasserbüffeln oder die Gewinnung von Schilf als Energieträger die Rede gewesen. Dafür müsse allerdings auch angepasste Technik angeschafft werden. Eine solche Produktionserweiterung wird von den Umweltplanern „hinsichtlich der Stabilität und Wirtschaftlichkeit positiv bewertet“.
Bei Landwirt Jens Schreinicke, dessen Flächen auf den Ungeheuerwiesen liegen, treffen solche Vorschläge auf wenig Gegenliebe: „Wer noch nie einem Kalb auf die Welt geholfen hat, sollte mir nicht sagen, wie Landwirtschaft geht“, erklärte er gestern den PNN. Über Jahre habe er sich mit seinen Hereford-Rindern am Markt etablieren können. Jetzt, wo seine Zucht auch Geld abwerfe, solle er seinen Betrieb umstellen. Sein Gegenvorschlag: „Wir sollten erst einmal ein vernünftiges Staumanagement hinbekommen – mit dem Naturparkverein, dem Wasser- und Bodenverband und den Nutzern.“ Vielleicht reiche dies schon, um den Moorabbau zu verhindern. „Dass wir etwas dagegen machen müssen, ist unstrittig“, so Schreinicke. Er kritisierte jedoch die Vorgehensweise: Eine versprochene Umfrage zur Akzeptanz des Moorschutzprojektes sei im Rahmen der Studie nicht geliefert worden.
Wie sich der Zustand des Niedermoores seit Friedrich dem Großen entwickelt hat, legen die Umweltplaner detailliert dar: Durch die Entwässerung sei der Moorboden belüftet worden, dadurch kam es zu Sackungen und Höhenverlusten. Von 1954 bis heute sei der Boden je nach Lage zwischen 19 und 70 Zentimetern abgesunken. Immerhin: Nach 1990 sei der Prozess verlangsamt worden.
„Bei unveränderter Nutzung ist in circa 20 Jahren das Ende erreicht“, erklärte Peter Koch vom Landschaftsförderverein gestern. Denn für die Grünlandbewirtschaftung müsse der Grundwasserspiegel regelmäßig abgesenkt werden. Die Konsequenz sei ein fortschreitender Abbau der organischen Substanz und damit Moorschwund. Koch kündigte an, in den kommenden Wochen mit Landwirten, Kommunen und Behörden das weitere Vorgehen abzustimmen. Termine auf www.naturpark-nuthe-nieplitz.de. Hier kann man auch die Studie einsehen. Thomas Lähns
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: