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Krimi: Brandenburger Geheimnisse: Mord mit Dialekt

Die Stahnsdorfer Autorin Carla Maria Heinze liefert mit ihrem dritten Krimi Spannung auf Märkisch

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Stahnsdorf - Eigentlich wollte sich Enne von Lilienthal nur mit ihrem alten Freund, Professor Schönburg, treffen. Doch das Treffen in Kloster Neuzelle fällt gänzlich anders aus, als sie es sich vorgestellt hat. Denn der emeritierte Professor liegt tot in der Sakristei. Und er ist nicht der Einzige.

Es ist nicht ungewöhnlich, wenn in einem Kriminalroman an geeigneter Stelle eine Leiche auftaucht und sich der Leser gemeinsam mit dem Protagonisten auf die Suche nach dem Mörder macht. Im neusten Buch der Stahnsdorfer Autorin Carla Maria Heinze, „Brandenburger Geheimnisse“, wird der Leser gleich mit zwei Leichen konfrontiert. Enne von Lilienthal, pensionierte Polizistin aus Berlin, stolpert in Kloster Neuzelle nicht nur über den Tod ihres Freundes. Der Pfarrer des Klosters wird beinahe zur selben Zeit tot aufgefunden. „Der Freund, Friedrich Schönburg, wird außerdem in einer rituellen Demutsgeste vorgefunden. Das passt alles nicht zur Todesursache“, sagt die Autorin Heinze. Er und auch der Pfarrer sollen an Herzversagen gestorben sein.

„Ich habe viele Charaktere aus meinem vorherigen Roman mit rübernehmen können“, sagt die Autorin. Fans der Geschichten von Carla Maria Heinze werden sich daher sicher freuen, dass auch der etwas harte, sarkastische Gerichtsmediziner Dr. Enderlein seinen Auftritt hat. Bereits zwei Krimis sind von Heinze erschienen und spielen dort, wo sich die Autorin zu Hause fühlt. „Ich bin in Kleinmachnow geboren und auch in der Region aufgewachsen“, erzählt Heinze. Später lebte sie in Berlin-Zehlendorf und zog mit ihrem Mann nach Frankfurt am Main, wo sie auch arbeitete.

Bis zur Rente war Heinze als Sicherheitsberaterin tätig. Für ein weltweites Postunternehmen überwachte sie Gefahrgüter im Flugverkehr. Jetzt macht sie, was sie schon immer machen wollte: schreiben. Seit 2004 lebt sie wieder in der Region. „Wir wohnen im Haus meiner Großeltern in Stahnsdorf.“ Anfangs sind sie und ihr Mann zwischen Frankfurt und Stahnsdorf gependelt. „Wir haben hier sozusagen auf Probe gewohnt, aber das ging schnell vorüber. Hier fühle ich mich, als wenn ich nach Hause komme.“

Auch der aktuelle Krimi ist ein Stückchen Brandenburg, inspiriert und geprägt von der Architektur, den Geschichten hinter den Gebäuden und natürlich den Menschen. „Bestimmte Charaktere im Buch habe ich auch im Dialekt sprechen lassen“, verrät Heinze. Probleme mit dem Lektorat habe es deswegen nicht gegeben. „Ich liebe es, dass die Menschen hier auf den Punkt kommen und auch dieser trockene, etwas ironische regionale Humor gefällt mir.“ Heinze ist es wichtig, dass in ihren Romanen viel von der Region steckt.

In „Brandenburger Geheimnisse“ gibt es Schauplätze im ganzen Land. Protagonistin Enne von Lilienthal macht es stutzig, wie die beiden Leichen zu Tode gekommen sein sollen. „Sie ist pensionierte Fallanalytikerin des Berliner Landeskriminalamtes und war bei ihren Kollegen hoch angesehen“, sagt Heinze. „Das ist ihrem Sohn regelmäßig ein Dorn im Auge, da sie sich dauernd in seine Fälle einmischt.“ Maik von Lilienthal ist Kriminalhauptkommissar in Potsdam. „Er ist Mitte 30, sehr intelligent, aber auch sehr korrekt“, so Heinze.

Enne von Lilienthal ist sich sicher, dass mehr hinter den Toden steckt als Herzversagen. „Ihr Sohn, den sie natürlich anruft, um Hilfe zu erhalten, glaubt ihr anfangs nicht“, sagt Heinze. Doch auch der Sohn fängt an zu zweifeln, als die Mutter vom toten Pfarrer erzählt. So entspinnt sich eine kriminalistische Spurensuche zu einem tragischen Familiengeheimnis, das tief in der Vergangenheit schlummert.

Ohne Recherche durch ihre Schöpferin könnten die beiden Protagonisten kaum auch nur einen glaubwürdigen Schritt durch die Mark unternehmen. „Die Struktur der Geschichte ist ganz wichtig und vor allem muss man bei einem Krimi wissen, wer der Täter sein soll“, sagt die Autorin. Jeden Ort, der im Roman vorkommt, hat Heinze besucht. „Ich bekomme dann auch ein Gefühl für die Geschichte und kann vor Ort mit Leuten in Kontakt treten.“ Für alles andere gibt es das Internet. Das mache heutzutage vieles einfacher. „Trotzdem kommt man nicht drumherum, in die Bibliothek zu gehen“, sagt Heinze. Dort findet sie Fakten, etwa zur Ermittlungstechnik.

Der Schreibphase, die für Carla Maria Heinze „wie Weihnachten“ ist, geht eine strukturierte Arbeitsweise voraus. „Das habe ich bei einem tollen Lektor in einer Schreibwerksatt gelernt“, so Heinze. „Mein Arbeitszimmer hingegen sieht chaotisch aus, überall kleben Notizen oder hängen Zettel, sogar auf dem Boden.“ Für das Chaos kritisiert sich die Autorin dann oft selbst.

Wenn es um die Entstehung der Geschichte geht, lässt sie sich oft von einem anderen Autor und einem Bekannten kritisieren. „Kritik ist für mich ganz wichtig“, sagt Heinze. „Wenn ich die Kritiker nicht hätte, würde wohl auch viel Mist in den Büchern stehen“, scherzt sie.

Die Premierenlesung des Buches war passenderweise am vergangenen Samstag im Kloster Neuzelle. Wer die Autorin und ihren neuen Roman hautnah erleben möchte, hat dazu am 26. November um 19.30 Uhr Gelegenheit. Dann lüftet Heinze im Kleinmachnower Rathaussaal einen Teil der „Brandenburger Geheimnisse“.

Carla Maria Heinze: Brandenburger Geheimnisse. Kriminalroman, Broschiert, Köln: Emons Verlag 2015, 10,90 Euro

Björn Stelley

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