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Potsdam-Mittelmark: Morgenstern-Museum wird erweitert

Ein Medienraum ergänzt die Ausstellung auf der Bismarckhöhe, die im ersten Jahr 2500 Besucher hatte

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Werder (Havel) - Joachim Risch muss Vitrinen einräumen, mal wieder. Erst im vergangenen Jahr hatte der Kurator des Christian-Morgenstern-Literaturmuseums anlässlich des 100. Todestages des Dichters den Ausstellungsraum im Obergeschoss der Bismarckhöhe hergerichtet. Im November mussten dann alle Ausstellungsstücke wieder raus. „Wir mussten den Holzboden versiegeln lassen, das hatten wir vor der Museumseröffnung nicht mehr geschafft“, so Risch bei einem Pressegespräch am gestrigen Dienstag.

Erst Ende März sei der Boden fertig verlegt gewesen – statt wie eigentlich geplant vor dem Museumsstart. Da für den großen Festakt zur Museumseröffnung am 29. März 2014 schon alles bestellt war, habe man innerhalb von 48 Stunden das Museum einräumen müssen. Da sei für einen Schutz der Holzplanken keine Zeit mehr gewesen.

Auch jetzt muss sich der Museumsleiter wieder sputen: Am Samstag öffnet das Museum zum ersten Mal in diesem Jahr, bis dahin sollen alle Ausstellungsstücke an Ort und Stelle sein. „Ganz fertig werden wir mit der Neugestaltung jedoch nicht“, so Risch.

So werde derzeit der Text für den Audioguide eingesprochen, an fünf Stellen im Museum sollen feste Kopfhörer installiert werden, aus denen jeweils in knapp fünf Minuten das Leben und Werk Morgensterns sowie das Museum – das einzige für den Dichter in Europa – erklärt werden. „Wir hoffen, bis zum Wochenende wenigstens eine Hörstation in Betrieb nehmen zu können.“

Letzte Schliffe werden Risch zufolge nach der Eröffnung auch noch an der neuen Mediathek hinter dem Museum nötig sein, dort entstehen derzeit zwei Computerarbeitsplätze, an denen vor allem Schüler zu Geschichte und Werk Morgensterns recherchieren sollen. Das Morgenstern-Museum arbeitet mit vier Schulen der Region zusammen. Auch elektronische Bücher sollen bald bereitstehen, dazu sind im Raum Videovorführungen auf einer Leinwand und einem Großbildfernseher möglich. Der Raum geht auf eine Idee von Bildungsministerin Sabine Kunst (parteilos) zurück, die auch Schirmherrin des Museums ist.

In den vergangenen zwei Jahren investierten Bund, Landkreis, Stadt und Verein insgesamt 326 000 Euro in das Museum und die Sanierung des Turms der Bismarckhöhe, wie der Vizechef des „Freundeskreis Bismarckhöhe“, Wolfgang Kagel, vorrechnete.

Die Investition scheint sich zu lohnen, so zählte der Aussichts- und Museumsturm im vergangenen Jahr rund 2500 Besucher, obwohl er nur an jedem zweiten Sonntag regulär geöffnet ist. „Die Öffnungszeiten sind unser größtes Problem“, so Museumsleiter Risch. Als Verein könne man derzeit nicht mehr leisten. Dafür würden nach Anmeldung, aber auch außerhalb der Öffnungszeiten Führungen angeboten, im vergangenen Jahr waren es 26 mit fast 300 Teilnehmern.

Wer von ihnen wiederkommt, kann ab Samstag einige neue Ausstellungsstücke sehen. So ist die Skulptur der „Zäzilie“ im Hauptraum ausgestellt, die eine Figur aus einem sozialkritischen Gedicht Morgensterns darstellt. Als Magd sollte Zäzilie ein Fenster so sauber putzen, dass das Glas lichtdurchlässig wie Luft ist. Nach gescheiterten Versuchen schlägt sie schlicht die Scheibe ein, und die Herrin lobt sie für den nun guten Durchblick durch das Fenster.

Im Raum gegenüber des Museums wird am Samstag auch die erste Kunstausstellung des Jahres auf der Bismarckhöhe eröffnet. Die Berliner Künstlerin Inge Gräber und die Werderaner Malerin Heidi Gajewski präsentieren verschiedene Landschaftsporträts, nicht nur aus der Blütenstadt. Wie in den Vorjahren wird es vier solcher Ausstellungen bis zum November geben.

Als besonderes Highlight wird ab dem 8. November eine Dauerausstellung zum 200. Geburtstag von Otto von Bismarck, dem Namensgeber der einstigen Höhengaststätte, in Werder Station machen. Vorher ist sie unter anderem im Deutschen Museum in Berlin zu sehen. Am 1. April, Bismarcks Geburtstag, soll es einen Festakt im Salon der Bismarckhöhe geben.

Im Jubiläumsjahr des Namensgebers soll zudem der alte Schriftzug der Höhengaststätte, der einst in etwa einen Meter hohen Buchstaben neben der Treppe hinauf zur Gaststätte prangte, wieder angebracht werden. „Die originalen Buchstaben liegen im Fundus und können neu montiert werden“, so Joachim Risch.

nbsp;Enrico Bellin

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