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Potsdam-Mittelmark: Mühlenbrot und frischer Spargel

Unter knatternden Flügeln wurde gestern in Beelitz offiziell der Erntestart gefeiert

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Beelitz - Zum Spargelanstich unter knatternden Mühlenflügeln ist gestern nach Beelitz eingeladen worden. Aus dem kleinen Backofen neben der Bockwindmühle duftete es nach frischem Landbrot als Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) – in Anzug und Krawatte – mit seinem Gefolge in die Dämme zog, um die ersten „offiziellen“ Stangen zu stechen. Denn geerntet wird aufgrund der nahezu sommerlichen Temperaturen schon seit vielen Tagen. Das Edelgemüse sprießte wie selten zuvor, und damit sanken die Preise bereits auf ein moderates Niveau. Für sechs bis acht Euro bekommt man jetzt bereits schon ein Kilo Beelitzer Qualitätsspargel. Daran werde sich in den nächsten Tagen vorerst nicht mehr viel ändern kündigte der stellvertretende Vorsitzende des Beelitzer Spargelvereins, Jürgen Jakobs, an. Erst ab Mai – der absoluten Spargelhauptsaison – könnten die Preise dann noch einmal auf ein Niveau zwischen fünf und sechs Euro fallen.

Gestern jedenfalls gab es allseits zufriedene Gesichter bei Spargelbauern, Mühlenfreunden und Gästen. „Um solche Tage zu erleben, wollte ich Landrat werden“, flachste der neue mittelmärkische Amtsinhaber Wolfgang Blasig (SPD) in einer bemerkenswert kurzen Rede. Minister Woidke freute sich über den Siegeszug des Spargels im Brandenburgischen. 3000 Hektar messe die Anbaufläche derzeit im Land, kurz nach der Wende seien es ganze 500 Hektar gewesen, so Woidke. Galant hielt er der neuen Spargelkönigin Karolin Wegener den Rocksaum, als sie sich niederhockte, um eine zarte weiße Stange aus dem trockenen Sand zu stechen. Augenscheinlich kein ungewohnter Handgriff für die 22-Jährige aus dem Beelitzer Ortsteil Salzbrunn. Zuhause baue man natürlich auch Spargel an, wenn auch nur für den eigenen Verbrauch. Beruflich ist die neue Königin als Telefonistin und im Empfang des weithin bekannten Spargel- und Erlebnishofes Klaistow tätig. „Dort wurde ich sofort unterstützt, als ich von meiner Bewerbung für das Amt der Königin erzählt habe“, sagte sie.

Von einem „großen Tag“ sprach gestern der Vorsitzende des Beelitzer Mühlenvereins, Wolfgang Trebuth. Erstmals wurde der offizielle Spargelanstich mit großer Medienpräsenz an der Beelitzer Windmühle gefeiert. In den Jahren 2005/2006 war die alte Mühlenruine in Regie des Fördervereins an der Trebbiner Straße demontiert, restauriert und einige Meter weiter wieder neu aufgestellt worden. Zahlreiche Sponsoren und auch Fördermittel des Landes hatten dieses Vorhaben ermöglicht. Mittlerweile ist die Mühle zu einem beliebten Ausflugsziel geworden. Sie ist nicht nur Schauobjekt, es wird Korn gemahlen und das Mehl von der örtlichen Bäckerei Exner in einem Spezialbrot verbacken. Demnächst soll ein Rundweg rund um die Mühle entstehen, an dem besonders Schülern Wissenswertes über dieses alte Handwerk vermittelt werden soll, kündigte Trebuth an. Besonders freuen sich er und seine Mitstreiter im Förderverein darüber, dass am 25. April die erste Hochzeit in der Mühle gefeiert wird.

Auf Eis gelegt wurde indes der schon vor Jahren angekündigte Bau eines neuen Spargelhofes mit Gastronomie und Verkauf ländlicher Produkte unmittelbar neben der Bockwindmühle. „Wir müssen uns die wirtschaftliche Situation genau ansehen und dann gemeinsam über die nächsten Schritte nachdenken“, sagte der Geschäftsführer des Spargelhofs Schlunkendorf, Jürgen Hoffmann, als designierter Investor den PNN. Möglicherweise gebe es schon nach der diesjährigen Ernte eine Entscheidung.

Trotz der Erfolge sind sich die Spargelbauern wohl im Klaren darüber, dass an der Schraube nicht unendlich weitergedreht werden kann. Am Absatz sei zu erkennen, dass es kaum noch Luft für eine Erweiterung der Flächen gebe, hieß es gestern. Deshalb setzen die Spargelbauern nun auch auf andere Produkte wie Erd- und Heidelbeeeren oder Kürbissen.

Hagen Ludwig

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