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Potsdam-Mittelmark: Mühlenromantik und frisches Brot

Die Beelitzer Bockwindmühle wurde Pfingsten zum Besuchermagnet

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Beelitz - Wie bremst man eigentlich eine Mühle? Mit ausholenden Armbewegungen zieht Ulrich Hyna an einer Kette, um die Jalousien der Flügel zu öffnen. Dann ergreift er ein Tau, welches an einem dicken Balken befestigt ist, der wiederum die eigentliche Bremse darstellt. Mit lauten Knarren kommen die Flügel zum Stillstand.

„Wenn das Holz zu heiß wird, muss man Tempo wegnehmen“, erläutert er seinem gebannten Publikum. Viele Mühlen seien früher abgebrannt, weil durch die Reibung von hartem auf weichem Holz Feuer entstanden war. Unbeaufsichtigt durften sich die Flügel nicht drehen.

Es ist das leichte Schaukeln im Wind, der weite Blick durch die winzigen Fenster, der Holzgeruch und die vielen Anekdoten aus früherer Zeit, welche die Mühlenromantik ausmachen – und das begeistert Erwachsene wie Kinder gleichermaßen. Zum gestrigen deutschlandweiten Mühlentag pilgerten hunderte Gäste auch nach Beelitz. Seit einem knappen Jahr thront die hiesige Bockwindmühle frisch restauriert auf einem kleinen Hügel an der Trebbiner Straße. Der Originalbau ist aus dem Jahr 1792, wesentliche Teile des Gebälks finden sich auch heute noch wieder. „Früher hatte es vier Bockwindmühlen und eine Wassermühle in Beelitz gegeben“, berichtet Ullrich Hyna zwischen rotierenden Holzrädern, Rüttelbänken und Mahlsteinen.

Für die Beelitzer ist das Gebäude schon längst ein Wahrzeichen, sagt Wolfgang Trebuth vom Förderverein. Der Zusammenschluss der örtlichen Mühlenfreunde ist mittlerweile auf über 75 Mitglieder angewachsen. Und viele andere leisten ihren Beitrag – so wie Bäckermeister Tobias Exner. Auch an diesem Pfingstmontag geht er seinem Beruf nach – am Fuße der Mühle. Zusammen mit Ofenbaumeister Michael Loth hat er einen Holzbackofen aufgestellt und holt im Viertelstunden-Takt dampfende Roggenbrote aus der Röhre. 200 habe er bereits bis zum frühen Nachmittag verkauft, bilanziert er. Das „Beelitzer Mühlenbrot“, so kann man sich hier vorstellen, könnte demnächst auch in die Serienproduktion gehen. Dafür könnte man auf dem Gelände auch einen feststehenden Ofen installieren. Doch mit dem Bauen ist das so eine Sache, wie der Förderverein erfahren musste. Das Kassenhäuschen und der Zaun hätten nach Ansicht des mittelmärkischen Bauamtes eigentlich wieder abgerissen werden müssen, konnten aber Dank einer teuren Nachgenehmigung doch noch stehen bleiben. „Denkmalschutz und Bauamt - die waren doch bereits bei der Mühlenabnahme hier. Da hätte man uns doch schon was sagen können“, schüttelt Karl Steffens vom Förderverein den Kopf.

So gut besucht müsste die Mühle eigentlich immer sein, finden Karl Steffens und seine Vereinskollegen. Sie hoffen, dass der Bau auch außerhalb des Mühlentages zum beliebten Ausflugsziel wird. An den Wochenenden, auch zum Spargelfest am kommenden Wochenende steht Ullrich Hyna am Arbeitsplatz bereit. Unter der Woche greift er nach Vereinbarung zu den Getreidesäcken. Thomas Lähns

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