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Potsdam-Mittelmark: Mühsamer Weg zum Erfolg

Harte Präventionsarbeit: Die Zahl jugendlicher Straftäter und Verkehrssünder im Landkreis sinkt langsam

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Potsdam-Mittelmark - Sie heißen Dennis und Bianca, leben in Potsdam-Mittelmark und sind der Polizei als jugendliche Intensivtäter bekannt. Auf Dennis“ Konto gehen im Jahr 2005 elf Straftaten, auf Biancas neunzehn. Der Leiter des Polizeischutzbereiches Brandenburg, Sven Bogacz, erklärt am Beispiel der beiden Jugendlichen, wie mühsam Polizeiarbeit sein kann: Innerhalb des landesweiten Projektes „Top Ten“ kümmern sich die Polizeischutzbereiche um besonders renitente Kinder und Jugendliche, die durch ihre kriminelle Neigung auffällig geworden sind – die zehn schwersten Fälle im Schutzbereich. Sie bekommen „Einzelbetreuung“, das bedeutet: Ein Polizeibeamter aus dem Jugendkommissariat kümmert sich speziell um sie, knüpft Kontakte zu Schulen, Sportvereinen, Jugendämtern, Institutionen und Elternhäusern, bespricht in gemeinsamen Fallkonferenzen, was zu tun ist.

Von den 5229 im Landkreis Potsdam-Mittelmark erfassten Tatverdächtigen im Jahr 2006 war jeder vierte ein Jugendlicher oder Heranwachsender (18 bis 21 Jahre), wie Schutzbereichsleiter Bogacz gestern auf einer Informationsveranstaltungen mit Bürgermeistern und Amtsdirektoren aus dem Landkreis erklärte. „Es handelt sich natürlich auch um die Gruppe von Menschen, die sich am häufigsten im öffentlichen Raum aufhält.“ Getunte Autos werden aufgedreht, Stereoanlagen laufen heiß. Und wenn dann noch Alkohol im Spiel ist, ist die Schwelle zu größeren Straftaten manchmal nicht mehr groß. „Im Zweifel müssen die Kommunen überlegen, wie sie bestimmte Plätze vor solchen Zugriffen schützen“, sagt Bogacz. Zwar könne Alkohol nicht komplett verboten werden. Bogacz nannte aber das Beispiel Treuenbrietzen, wo durch eine städtische Satzung der Konsum zumindest an bestimmten öffentlichen Plätzen unterbunden wurde. „Sternbierkästen auf dem Marktplatz sind seitdem kein Thema mehr.“

Ähnlich wie in der Kriminalitätsstatistik sieht es mit der Unfallbilanz aus: 7,53 Prozent der Unfallverursacher im Landkreis sind Heranwachsende zwischen 18 und 24 Jahre. Wie in der Gesamtstatistik ist Rasen die häufigste Unfallursache – die Folgen sind bei Unfällen, in denen junge Fahrer involviert sind, allerdings oft besonders drastisch. Sieben der 21 Verkehrstoten vom vorigen Jahr gehen auf sie zurück, und jeder fünfte der 1181 Verletzten. Typische Diskofahrten wie in den 90er Jahren seien allerdings zurückgegangen, sagt Schutzbereichsleiter Bogacz. „Oft riecht es nach Alkohol, wenn wir in Diskonächten Autos kontrollieren. Aber die Fahrer sind häufig nüchtern.“

Gegenüber 2005 ist die Zahl jugendlicher Unfallverursacher im Landkreis leicht gesunken: von 1105 auf 1050. Jahrelange Kontrollen und die massive Aufklärungsarbeitzeigen kleine Erfolge. Auch bei den jugendlichen Straftaten gibt es 45 weniger als im Vorjahr. An Dennis und Bianca zeigt sich, wie mühsam solche statistischen Effekte zu erzielen sind. Das Projekt „Top Ten“ läuft bei den beiden bereits seit drei Jahren. Bei Bianca scheint die Präventionsarbeit auch Wirkung zu zeigen, sie verübte im vorigen Jahr nur noch eine Straftat. Bei Dennis hat es kaum etwas gebracht – acht statt elf Straftaten im Jahr 2006. Doch für Bogacz ist auch das schon ein Erfolg. Henry Klix

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