Potsdam-Mittelmark: Müllskandal in Wildenbruch
Illegal verkippter Abfall in der Kiesgrube „Fresdorfer Heide“ gefunden
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Michendorf/Potsdam - In Brandenburg gibt es einen weiteren Müllskandal: Am Mittwoch rückten Ermittler mit einem Bagger in der Kiesgrube „Fresdorfer Heide“ in Wildenbruch an und förderten laut Potsdamer Staatsanwaltschaft illegal verkippten Abfall zutage. „Es hat sich der Verdacht bestätigt, dass dort ohne Genehmigung Gewerbe- und Siedlungsabfälle entsorgt wurden“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Christoph Lange. Bei dem Abfall soll es sich um rund 30 000 Kubikmeter gesiebten Baumüll handeln, hieß es gestern Abend. Dieser könnte eine Gefahr für Wasser und Boden darstellen.
Erlaubt sei in der insgesamt 20 Hektar großen Kiesgrube „Fresdorfer Heide“ lediglich die Ablagerung von bodenähnlichen Recyclingstoffen. Die Ermittler zogen auf dem Gelände Proben, um die genaue stoffliche Zusammensetzung des Abfalls sowie weitere Müllvergrabungen festzustellen. Sogar ein Hubschrauber war über dem Gelände im Einsatz. Auch die Privaträume und Firmenniederlassungen des 47-jährigen Berliner Betreibers des Tagebaus wurden von der Polizei durchsucht. Unterlagen wurden beschlagnahmt.
„Wir werden auch Donnerstag noch mit schwerem Gerät in bis zu sechs Metern Tiefe graben lassen“, so Lange. Zudem soll Lasertechnik helfen, einen Überblick über das Ausmaß der illegalen Müllverkippung zu bekommen. Weitere konkrete Ergebnisse erwartet die Staatsanwaltschaft möglicherweise schon heute.
Auslöser für die Aktion – laut Lange durchsuchten insgesamt rund 30 Beamte des Potsdamer Polizeipräsidiums und des Landeskriminalamtes vier Objekte in Wildenbruch und Berlin – war eine bereits länger vorliegende Anzeige des Landesbergbauamtes. Eine „Task Force“ hatte im Vorjahr bei Kontrollen landesweit auf 8 von 85 Kiesgruben illegal abgelagerten Müll entdeckt und die Unterlagen an die Ermittler weitergeleitet. „Wir gehen davon aus, dass in den Gruben insgesamt 600 000 bis 700 000 Kubikmeter illegaler Müll abgeladen wurden“, sagte der Präsident des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe, Klaus Freytag. „Jeder Kubikmeter ist zu viel.“ Die Kontrolleure waren unter anderem auf asbestverseuchte Baustoffe, Altpapier, Kleidung und Plastik gestoßen. Alle Betriebe seien sofort stillgelegt worden. „Eine akute Gefährdung der Bevölkerung sehe ich nicht, aber die Umweltbelastungen sind nicht unerheblich“, so Freytag. Zumindest im Fall eines der „großen Fische“, der im Vorjahr aufgeflogenen Grube in Markendorf (Teltow-Fläming), lässt eine Expertise jedoch nichts Gutes ahnen. „Ein externer Gutachter kam zu dem Schluss, dass das Grundwasser mit Schwermetallen und Fäkalien belastet ist“, so Lange. Das Landesbergbauamt will eine Sanierungsstrategie erarbeiten.
Ermittelt wird gegen mehrere Beschuldigte. Auch das Verfahren gegen einen Mitarbeiter des Landesbergbauamtes wegen des Verdachts der Bestechlichkeit dauere an, hieß von der zuständigen Neuruppiner Staatsanwaltschaft. Der vom Dienst suspendierte Mann soll für einen vierstelligen Betrag die illegale Einlagerung in der Markendorfer Kiesgrube toleriert haben. Der Fall Markendorf, wo rund 300 000 Kubikmeter Bau- und Gewerbeabfälle illegal gelagert worden sein sollen, war im vergangenen Sommer entdeckt worden und war Anlass für das Landesbergbauamt, umfangreiche Kontrollen zu starten.dpa/ddp/wh
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