Potsdam-Mittelmark: Museumslandschaft ohne Grenzen
Die 54 mittelmärkischen Heimat- und Gedenkhäuser sollen zusammenrücken / Kreismuseum in Belzig?
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Potsdam-Mittelmark - Sie führen ihre Besucher ins Mittelalter oder gewähren Einblicke in die regionale Geschichte von Kunst, Handwerk und Gesellschaft. Und sie halten das Erbe großer Visionäre wie Lilienthal oder Einstein hoch: 54 Museen gibt es in Potsdam-Mittelmark. Die meisten werden ehrenamtlich betrieben, fast alle sind erst nach der Wende entstanden. In der brandenburgischen Museumslandschaft nehme die Mittelmark eine besondere Stellung ein, wie der Museumsverband des Landes jetzt bescheinigt hat. Allerdings verlange die kleinteilige Struktur, Angebote zu bündeln und zu vernetzen.
Im Auftrag des Landkreises hat die Geschäftsführerin des Verbandes, Susanne Köstering, jetzt ein Entwicklungskonzept für die mittelmärkische Museumslandschaft vorgelegt. „Die Zersplitterung hat Stärken in der thematischen Vielfalt“, konstatiert sie, jedoch seien viele Standorte eher klein und verfügen über wenig Ressourcen. „Die Entwicklung wichtiger kommunaler Museen hinkt der allgemeinen Entwicklung im Land deutlich hinterher“, so ein ernüchterndes Fazit. Die Dauerausstellungen in vielen Häusern seien in die Jahre gekommen und überholungsbedürftig, Sammlungs- und Forschungsprojekte seien selten. Positive Ausnahmen seien das im Aufbau befindliche Postmuseum in Beelitz und die frisch renovierte Heimatstube in Wiesenburg.
Der Landkreis wirbt zurzeit für die Bildung regionaler Kulturbeiräte, um das Miteinander zu vertiefen. Auch die jährliche Museumsnacht „Feuer und Flamme“ sei ein Erfolg. Letztlich könne der Landkreis aber nur über Fördermittel Einfluss nehmen, wie es in der Studie heißt. In diesem Jahr werden die Einrichtungen mit rund 270 000 Euro aus dem Haushalt unterstützt. Ein großer Teil geht als institutionelle Förderung an Häuser wie das Rochow-Museum, kleinere Summen werden als Projektförderung ausgereicht.
An dieser Stellschraube könnte nun gedreht werden, um „regionale Ankerpunkte“ zu bilden, die „besondere Aufmerksamkeit und Förderung benötigen“, fordert Köstering. In der Region Teltow könnten das Teltower Heimatmuseum und das Industriemuseum künftig enger kooperieren. Der für 2012 geplante Umzug des Industriemuseums in die Oderstraße wird begrüßt. Empfohlen wird, einen gemeinsamen hauptamtlichen Leiter für beide Einrichtungen und das Museum im Wasserwerk einzustellen.
Ein Anker in der Region Werder-Beelitz wäre das Postmuseum in der Spargelstadt. Das wird kommunal betrieben und hat einen hauptamtlichen Leiter. Nachholbedarf sieht der Museumsverband in Werder (Havel): Hier gibt es zehn Museen – eine Dichte, die kaum eine andere Kommune erreiche. Allerdings müssten die Einrichtungen „sinnvoll strukturiert und professionalisiert“ werden. Dafür würde Werder über die vorhandenen Kräfte hinaus mindestens einen hauptamtlichen Museumsleiter brauchen, der Projekte koordiniert. Auch solle die Stadt überlegen, ob manche Häuser örtlich zusammengeführt werden könnten, vielleicht in die Nähe der Bismarckhöhe. Immerhin: Der Umzug des Obstbaumuseums in das Lindowsche Haus am Plantagenplatz wird seit Jahren vorbereitet.
Als Ankerpunkte in der westlichen Mittelmark werden die Museen in Ziesar, Reckahn und Kloster Lehnin vorgeschlagen, als Leuchtturm im Süden die Bad Belziger Burg Eisenhardt. Hier könnte über das vorhandene Heimatmuseum hinaus ein „Zentralmuseum für Regionalgeschichte“ des gesamten Kreises entstehen. Dann müsste der Kreis das Haus aber entweder dauerhaft mitfinanzieren oder gänzlich übernehmen. Eine weitere Variante wäre der Ausbau zum Burgmuseum.
Langfristig könnten die Museumsrouten, die zur Aktion „Feuer und Flamme“ entworfen wurden, verstetigt werden – und zwar in Form von Museumsverbünden. Auch das Ausarbeiten von Dachthemen wie „Die Mittelmark als Obst- und Gemüsegarten“ wäre wünschenswert.
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