zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Na wie find“ ich denn das

Herbert Köfer mit Komödie in Beelitz

Stand:

Beelitz - Es war stille geworden um die Beelitzer Kulturszene. Verstummt schien der Ruf der „Titanic“, die großen Auftritte von Berlins Elite-Kunst in die Ferne gerückt. Beelitz ist, was es stets war, ein Ort, der sowohl ein Dornröschen braucht wie auch den kusserweckenden Prinzen.

Am Mittwoch, nach längerer Pause, machte der örtliche Kunstverein mit „Köfers KomödiantenBühne“ wieder von sich reden. Zum vierten Male vor Ort, wurde im ausverkauftem Tiedemann-Saal das Lustspiel „Zwei Mann an einem Herd“ von Hans Nicklas gegeben, ein boulevardnahes Ausstattungsstück, an das sowohl Regisseur Hartmut Ostrowsky wie auch Herbert Köfer noch einmal Hand angelegt hatten. Ob dies der literarischen Vorlage wirklich guttat, lässt sich unbekannterweise nicht beurteilen, die prominente Besetzung für das höchst mittelmäßige Stück indes versprach allerhand.

Nicklas versuchte sich an einem Text über die Einsamkeit des Alters: Opa Egon (Köfer) will nicht länger allein sein, deshalb holt er sich seinen ehemaligen Schulfreund Reinhold (Uwe Zerbe) auf Dauer ins Haus, aber die Konstellationen von einst haben sich gründlich verändert. War der pensionierte Postbeamte in ihrem Schülerleben stets vorn, so lässt sich „Reini“ jetzt nicht mehr jede Vormundschaft gefallen. Streit also, der in Ostrowskys Inszenierung herzlich wenig mit dem titelgebenden „Herd“ zu tun hatte.

Im opulenten Kulissenbild des Ausstatters Ostrowsky erhöht angelegt, diente die „amerikanische Küche“ bestenfalls für ein paar unverständliche Slapstick-Einlagen von Eisenbahner Zerbe. Zwei nachbarliche Nebenfiguren, die opulente Gabi (Angelika Mann) und der von seiner Scheidung neurotisierte Robert als Wolfgang Lippert, sollten den Fortgang der Handlung vertiefen, bis das Publikum, so Köfers Wunsch vorab, erheitert als auch nachdenklich entlassen würde. Allerdings passierte bis zur Pause nicht so viel.

Mann zänkelte mürb gegen Mann, Nachbar Robert meldet gelegentlich seine aktuelle Befindlichkeit, Kindergärtnerin Gabi mit ihrem ständigen „Wie find“ ich denn das!“ lässt sich von Robert vorübergehend zur selbstbewussten Lady aufbauen. Ein paar Gags und Pointen, etwas Koketterie, das war“s. Einsamkeit? Die wäre von Egon noch zu erspielen gewesen, aber so ging es ja auch. Blasse Regie.

Im zweiten Teil bringt eine nicht übel eingefädelte Kuppelei etwas Leben ins Bühnengetriebe: Um sich von der Mündelei Egons zu befreien und diesen, wegen der Solitüde, neu zu beweiben, schreiben Reini und Gabi eine Annonce. Tatsächlich motivierte die gediegene Bäckerswitwe Rosel (Dorit Gäbler, das solide spielende Dornröschen) die alten Knochen dazu, endlich mal mit Untertext zu arbeiten, sogar gegeneinander! Spät also begann, was die Bühne „Theater“ nennt und was Boulevard zur Kunst machen kann. Die Namen allein tun“s ja nicht.

Dreie spielten eher sich selbst, zwei spielten Theater. Vieles blieb trotzdem unvorbereitet, unmotiviert: Öde Idee, Egon eine Nadelarbeit im Bett verrichten zu lassen, während der überzeugende Zerbe im Berliner Dialekt mit der sächselnden Rosl um die Wette balzt.

Das Publikum reagierte spontan, soviel Geschick und Erfahrung war in den 90-minütigen Abend schon hineininszeniert. Über den Wert der Bäckersfrau wieder zur Mannseinigkeit gelangt, beschließen die Protagonisten, noch einmal zu freien. Per Anzeige. „Würden Sie uns schreiben?“ fragen sie am Ende gut synchronisiert ins Parkett – na, wie find“ ich denn das!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })