Potsdam-Mittelmark: Nach dem Feuer Bangen um Kossätenhaus in Ferch
Förderverein setzt auf Prinzip Hoffnung / Jetzt Gebäudesicherung
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Förderverein setzt auf Prinzip Hoffnung / Jetzt Gebäudesicherung Von Wolfgang Post Schwielowsee-Ferch. Als das Kossätenhaus in Ferch in der Nacht zum 15. September brannte, war das für den Förderverein „Havelländische Malerkolonie“ eine Katastrophe, sagt Vereinschefin Helga Martins. Ihr Verein wollte in dem strohgedeckten Haus ein Museum einrichten – im Gedenken an die Malerkolonie, die die „Ferch-Entdecker“ Carl Schuch und Karl Hagemeister 1878 begründeten. Laut Martins waren die Vorbereitungen weit genug gediehen, um in den kommenden Monaten Innenarbeiten verrichten zu können. Eine solche Einrichtung, in der Kunstwerke aufbewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, muss bestimmte bauliche Voraussetzungen erfüllen, um den Maßgaben der Versicherungen zu entsprechen. „Doch der Brandanschlag machte alles zunichte“, bedauert sie. Das ohnehin schon in seiner Bausubstanz angeschlagene, unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist seit dem Brand einsturzgefährdet. Der Fercher Architekt Eberhard Hummel, der vom Sanierungsträger BIG Städtebau bereits mit den Planungen für die Sanierung und den Ausbau des Kossätenhauses zum Museum und zur Begegnungsstätte beauftragt war, bereitet jetzt die Sicherungsmaßnahmen vor. „Im Laufe des November wird das Gebäude beräumt, eingehaust und so gesichert“, erklärte er. Hummel ist überzeugt, dass die Gemeinde Schwielowsee und der Förderverein Havelländische Malerkolonie trotz des Brandes an der Museumsidee festhalten. „Damit würde der Ortsteil Ferch die Chance erhalten, sich wieder offiziell Malerdorf nennen zu dürfen.“ Hummel macht aber noch auf einen anderen Aspekt aufmerksam und zitiert aus dem Buch von Dr. Franz Leder „Schönes märkisches Land“ im Kapitel „Das Malerdorf Ferch“, das 1932 erschien: „Von den alten Strohdachhäuschen stehen nur noch wenige; moderne Landhäuser haben sie verdrängt, und Ferch ist so wie viele andere Orte zu einer Villenkolonie Berlins geworden.“ Es wäre bedauernswert, wenn dieses Haus, das einst dem Kossäten Stoof und zuletzt der Familie Gaede gehörte, ehe es die Gemeinde erwarb, verschwinden würde. Der beschauliche Ort am Schwielowsee würde um einen weiteren „Zeugen des alten Ferch“ ärmer sein. Viele Fercher hoffen deshalb, dass das Gebäude nicht das gleiche Schicksal nehmen wird wie das Strohdachhaus in der Dorfstraße, in dem 1878 Karl Hagemeister und Carl Schuch während ihres ersten gemeinsamen Aufenthaltes in Ferch wohnten. Den Bewohnern waren am Haus gegenüber der alten Försterei wenige Möglichkeiten zur Werterhaltung gegeben. Weihnachten 1979 gaben abbröckelnde Lehmteile von der Decke der Wohnstube, in der eine kinderreiche Familie wohnte, das Startzeichen für den Abriss. Einige Gemälde und Fotografien sowie die Filme „Die Jungen vom Kranichsee“ (1950) und „Verdammt, ich werde erwachsen“ (1979) erinnern noch an das Gebäude.
Wolfgang Post
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