zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Nach erneuten Giftfunden werden aktuelle Dioxinwerte erwartet

Noch keine Entwarnung am Groß-Glienicker See

Stand:

Noch keine Entwarnung am Groß-Glienicker See Groß Glienicke. Die Ergebnisse der neuesten Bodenuntersuchungen vom Ufer des Groß-Glienicker Sees werden nicht vor Mittwoch nächster Woche erwartet, teilte Bernard Wronski vom Landesumweltamt gestern den PNN mit. Erst dann könne nach den Giftanschlägen der vergangenen Tage und den daraufhin eingeleiteten Maßnahmen (PNN berichteten) Entwarnung gegeben werden. Vor allem geht es um einen Nachweis der Dioxinkonzentration im verseuchten Boden. Eine Analyse unmittelbar nach dem Anschlag am 30. Juli hatte eine deutliche Überschreitung der zulässigen Grenzwerte für Freizeit- und Wohnanlagen ergeben. Mittlerweile ist der kontaminierte Boden jedoch abgetragen worden, etwa 20 Bäume an der Uferpromenade wurden gefällt. Das Bundesvermögensamt als Eigentümer hat Schilder aufgestellt, auf denen das Betreten des Areals verboten wird, und rot-weißes Absperrband gespannt. Anfang dieser Woche entdeckten Mitarbeiter des Landesumweltamtes und der Kreisverwaltung bei einer Routinekontrolle indes zwei frische Spuren des aus Herbiziden gemischten, giftigen Chemiecocktails. „Die betroffenen Stellen waren diesmal jedoch wesentlich kleiner“, berichtete Bernard Wronski. Die Vermutung liegt nah, dass die Täter hier ein zweites Mal zugeschlagen haben. Es könnte sich allerdings auch um kontaminierte Bereiche handeln, die bei der Entseuchung einfach vergessen worden, gab Andreas Menzel, Sprecher der örtlichen Bündnisgrünen und aufmerksamer Beobachter des Geschehens, zu bedenken. Er forderte gestern nachdrücklich dazu auf, das verseuchte Areal zumindest mit einem Bauzaun sicher zu schützen, bis die Bodenanalysen Entwarnung geben. Bernard Wronski geht jedoch davon aus, dass die Giftkonzentration bereits erheblich abgebaut wurde. Vor dem ersten Bodenaushub stellte er bis zu 24 Gramm des Herbizid-Gemisches pro Kilogramm Boden fest. Nach den Arbeiten waren es maximal 18 Milligramm. Eine heiße Spur zu den Tätern hat die Polizei indes noch nicht. Es gebe viele Leute, die Interesse an einem freien Blick auf den See hätten, hieß es in Groß Glienicke. Dieses Ziel wäre mit den von der Kreisverwaltung veranlassten Rodungen nun erreicht. Axel Breywisch von der Unteren Wasserbehörde verteidigte sie als unumgänglich. Mit Spezialtechnik hätte man den verseuchten Boden absaugen und die Bäume wohl erhalten können, heißt es jedoch aus dem Landesumweltamt. Zeugen sagten gegenüber der Polizei, sie hätten am Tag des ersten Giftanschlags, gegen 9 Uhr vormittags zwei Männer gesehen, die sich verdächtig verhielten. Ein etwa 35-Jähriger mit weißblondem, schulterlangem Haar habe auf einem verfallenen Steg gesessen, der zweite sei angeblich mit einem Boot auf dem See unterwegs gewesen. Er wird als schätzungsweise 60 Jahre alt beschrieben. Bekleidet war er mit einer Jeansjacke. Der Täter scheint in der DDR in der Forstwirtschaft beschäftigt gewesen zu sein. Denn dort wurde laut Bernd Rockstroh vom Kreisumweltamt das gefundene Gemisch aus dem Unkrautvernichtungsmittel „Selest“ und Dieselöl ausschließlich verwendet. Es sei über den forstwirtschaftlichen Flächen versprüht worden, um Unkraut zu vernichten. Sechs Liter der Brühe reichen nach Angaben des Umweltamtes für einen Hektar aus. „Selest“ als Pulver sei dagegen unter anderem an Bahndämmen eingesetzt worden. Vermutlich hat der Täter irgendwo einen Kanister des 1985 verbotenen Unkrautvernichtungsmittels aufbewahrt. Die jüngsten Anschläge waren nicht die ersten Versuche, die Bäume am Ufer zu vernichten. Bereits vor etwa einem Jahr sind Baumstämme angebohrt worden. Ein oder mehrere Täter kippten in die Löcher eine giftige Flüssigkeit.ldg/weso

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })