Projekte in Schwielowsee: Nach zwölf Jahren: Kurze Verschnaufpause für Bürgermeisterin Hoppe
In den vergangenen Monaten wurden in Schwielowsee so viele Projekte und Vorgänge zu Ende gebracht wie nie. Fertig wird eine Bürgermeisterin mit der Arbeit aber trotzdem nicht, sagt Kerstin Hoppe.
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Schwielowsee - Eine Bürgermeisterin wird nie fertig mit der Arbeit, das weiß Kerstin Hoppe (CDU) nach zwölf rastlosen Jahren im Amt. Doch in den vergangenen Monaten hat die 49-Jährige mit ihrer Mannschaft so viele Projekte und Vorgänge zu Ende gebracht, dass sie sich ein kleines Durchatmen verdient hat. Flächennutzungsplan, Uferweg Ferch, Vereinszentrum Geltow und Supermarkt in Caputh – die Liste mit den „Erledigt“-Häkchen ist lang wie nie. Ein Erfolg, über den sie sich besonders freut: Die Gemeinde hat endgültig einen Rechtsstreit für das Grundstück der Geltower Meusebach-Schule gewonnen, jetzt kann mit der Sanierung begonnen werden.
Ein Petzower, dem die Westhälfte des Schulgrundstücks gehört, hatte durch alle Instanzen geklagt. Tatsächlich ist es ein schwieriges DDR-Erbe, dass mancherorts Immobilien und Grundstücke nicht dieselben Eigentümer hatten. Das nach der Wende verabschiedete Grundstücksrechtsbereinigungsgesetz hat das Ziel, öffentliche Nutzung und Grundeigentum beim öffentlichen Nutzer zu vereinigen. Deshalb blieb auch eine zweite Verfassungsbeschwerde des Petzowers erfolglos.
Neue Pläne für Meusebach-Schule
Hoppe geht davon aus, dass die Gerichtsurteile nun umgesetzt und der knapp 2000 Quadratmeter große Teil des Schulgrundstückes durch die Gemeinde gekauft werden kann. Dann soll endlich mit Umbau und Hüllensanierung der Schule begonnen werden, die wegen der ungeklärte Rechtsfragen seit Jahren verschoben wurden.
Für 3 bis 3,5 Millionen Euro sollen Dach, Fassade und Keller saniert werden, außerdem sind ein Anbau und eine Mensa geplant. Die Einzügigkeit der Grundschule ist angesichts wachsender Schülerzahlen nicht zu halten. Neue Klassen- und Fachräume sowie zusätzliche Räume für die Nachmittagsbetreuung werden gebraucht, ein Architekturbüro arbeitet schon an den Vorplanungen. Das Großprojekt, für dass die Gemeinde einen Kredit aufnehmen muss, könnte nächstes Jahr starten, hofft Hoppe.
Es ist ein großer Schritt nach vorn, und nicht der einzige, den Hoppe gestern bei ihrer Jahresbilanzpressekonferenz verkündete: Das Sport- und Vereinszentrum in Geltow wurde im vorigen Jahr fertig, der Caputher See wurde inklusive der Uferwege vom Bund an die Gemeinde übertragen und soll jetzt durch einen Verein saniert werden. Außerdem wurde nach schwieriger Bürgerdebatte die Krughof-Straße im alten Caputher Ortskern herbstbunt gepflastert. Ein Familienzentrum wurde in Caputh eröffnet und nach fünfjähriger nervenaufreibender Diskussion der Flächennutzungsplan verabschiedet. Schwielowsee wird im Infrastrukturministerium als Vorbild genannt, wenn Gemeinden darüber nachdenken, das komplexe Planverfahren hinzuwerfen.
"Manche können den Namen Hoppe schon nicht mehr hören"
Die Bürgermeisterin der 10.000-Einwohner-Gemeinde ist für ihre Hartnäckigkeit bekannt. Wenn es mit dem ersten Telefonat, dem ersten Brief nicht klappt, folgt ein zweiter, dritter, vierter... „Manche können den Namen Hoppe schon nicht mehr hören“, sagt sie nachsichtig lächelnd, betont aber gleich, dass nichts ohne Rückendeckung der Gemeindevertretung und der Ortsbeiräte geht.
Ein Beispiel sei die Templiner Straße. Mit dem Caputher Ortsvorsteher Jürgen Scheidereiter hat sich Hoppe jahrelang für die Sanierung der maroden Piste starkgemacht, der wichtigsten Verbindung von Caputh zur Landeshauptstadt. In mehrere Schritten hat es dann geklappt: Das Bauministerium sagte zu, die Hälfte der Sanierungskosten von drei Millionen Euro zu übernehmen, die Stadt Potsdam wollte dann ein Viertel bezahlen und Schwielowsee sollte für den Rest aufkommen, wenn man die Straße unbedingt so dringend saniert haben wolle.
Eine Straße, die komplett Potsdam gehört, wie Hoppe betont. Halbe-halbe mit Potsdam – das hätte sie bei ihren Gemeindevertretern nie durchbekommen. Beide Seiten besannen sich, der Kompromiss sieht so aus: Schwielowsee zahlt für die 1,2 Kilometer bis zum Templiner Forsthaus 400.000 und Potsdam für die 2,9 Kilometer bis zur Kreuzung Herrmannswerder 1,1 Millionen Euro. Wenn die Haushalte so beschlossen werden, könnte es noch dieses Jahr losgehen, ein Riesenfortschritt für den Erholungsort.
Aussichtsplattform auf Fercher Wietkiekenberg kommt im März
Auch die Arbeiten für den Fercher Uferweg wurden im vorigen Jahr nach 14 Jahren abgeschlossen, ein Beispiel für die Zusammenarbeit mit dem Fercher Ortsvorsteher Roland Büchner, der bei der letzten Bürgermeisterwahl gegen Hoppe angetreten war. Als Vorsitzender der Gemeindevertretung und des Bürgerbündnisses gehört Büchner zu Hoppes schärfsten Kritikern, beim letzten Karneval soll er verhältnismäßig zahm von „Hoppi“ gesungen haben. So oder so: Beide verlieren bei allen Konfrontationen nie das Ergebnis aus den Augen. Unter solchen Vorzeichen konnte auch das Projekt einer Aussichtplattform am Funkturm auf dem Fercher Wietkiekenberg gestemmt werden – ein Projekt, dass seit den 90er-Jahren verfolgt wird. Im März wird die Plattform eröffnet.
Neue Aufgaben lassen nicht auf sich warten und eine, die Hoppe noch reichlich beschäftigen wird, ist das Blütenviertel. Zwar wurde am Standort des neuen Quartiers im vorigen Jahr nach zähem Ringen der von vielen Caputhern gewünschte große Rewe-Markt eröffnet. Der edel mit Ziegelsteinen gepflasterte Parkplatz macht nun Lust auf die angekündigten backsteinernen Architektenhäuser. Doch der Investor Lothar Hardt kann das Projekt für das neue Wohn- und Gewerbequartier, wie sich zeigte, nicht allein stemmen – und ist auf Partnersuche. Hardt sei zuversichtlich, sagt Hoppe, der Baustart sei noch im Frühjahr geplant.
In Jogginghose zur Baustelle
Hoppe hat gelernt, geduldig zu sein. Bei allen „mutigen Vorhaben“ betont die Bürgermeisterin, dass ihre Rathausmannschaft aus 32 Leuten auch mit dem täglichen Kleinkram strapaziert ist, wie im vorigen Jahr mit der Regenentwässerung. Bei Starkregen werden regelmäßig ganze Straßenzüge überflutet und unterspült, weil von privaten Grundstücken das Regenwasser auf den Gehsteig fließt. Die zwei Außendienstler ermahnten im vorigen Jahr 78 Anlieger, ihr Dachwasser, so wie es das Gesetz vorsieht, auf ihrem eigenen Grundstück versickern zu lassen. Ein kleiner Teil der über tausend Vorgänge der Außendienstler, von denen die Hälfte übrigens mit Falschparkern zu tun hat.
Mit Respekt schaut Hoppe nach zwölf Amtsjahren rüber nach Werder (Havel), wo ihr Kollege und Parteifreund Werner Große im September nach 24 Jahren den Dienst quittierte. „So lange durchzuhalten, da ziehe ich den Hut.“ Sie wisse inzwischen, welche Hingabe die Spitzenposition in der Kommunalpolitik fordert – und welche Konstitution. Hoppe hält sich durch sportliche Aktivität fit, nie ihre Aufgaben aus den Augen verlierend: Am Sonntag joggte sie die Uferstraße Ferch-Caputh ab – und verband das mit einer Baustellenbesichtigung.
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