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KulTOUR: Nachwuchs für die Malerlandschaft

Bilder von Wilhelm Körber und Klaus Haase in der Nudower Kirche

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Nuthetal - „Im Vorfrühling“ sind die Wege in der Mark schlammig und krumm. Geschnittene Weiden stehen am Rand, im Acker schimmert Grün. Ein schwacher Baumschatten schlägt auf den Weg, Stille unter hellgrauem Himmel. Wilhelm Körber hat die Szene 1921 mit viel Gefühl aquarelliert, wie viele märkische Motive noch sonst, das „Bauernhaus mit blühendem Holunder“ oder „Büsche im Morgenrot“. Meisterwerke. Er starb, so schreibt Ursula Hollop, „fast vergessen“. Ein so begnadeter Künstler?

Zusammen mit Thomas Engelhardt vom Gemeindekirchenrat stellte die Berliner Sammlerin die fünfte Kunstausstellung in Nudow zusammen, die auch den gebürtigen Altenburger Claus Haase (Jahrgang 1930) zeigt, beide kannten sich. Die Schau dient der kulturellen Belebung, wie sie auch Käufer anziehen soll. Ein Teil des Erlöses wird wieder zur Sanierung der friderizianischen Kronkirche verwendet. Wie gut das bisher funktionierte, sieht man ihr außen gut an, drinnen braucht es noch etwas. Die zusätzlichen Konzerte werden gut angenommen, die Vernissage war dem ganzen Dorf ein Fest.

Wilhelm Körber (1902-1991) begann seine künstlerische Laufbahn als Kopist alter Meister, erst mit 36 Jahren studierte er in Berlin Bildende Künste. Er ist in allen Techniken sicher, oft meisterhaft, bei „Kellertreppe“ etwa. Viele der gezeigten Aquarelle mit märkischen Motiven stammen aus den frühen zwanziger Jahren.

Körber verstand es, die Qualität des „nördlichen“ Lichtes im Hell-Dunkel-Komplement einzufangen, das macht seine Bilder für hiesige Augen so authentisch. Einige Studien und Bleistiftzeichnungen scheinen Leonardo verwandt. Aus „Winterlandschaft“ könnten Jüngere lernen, wie diffizil man Mischtechnik einsetzen kann, von der Federzeichnung „Bäuerlichen Szene“ zu schweigen. Diesen Maler-Poeten vergessen? Künstlerisch ist er mit Karl Hagemeister, dem Oberhaupt der „Havelländischen“, auf Augenhöhe, mindestens.

Ähnelt Körbers Biographie der von Claus Haase auch in einigen Teilen, so repräsentiert der Altenburger doch stilistisch wie motivisch eher das modernere Berlin: Mitte, Gedächtniskirche, ein schöner Sonnenuntergang über Moabit. Seine Radierungen („Spreegrenze“, „Am Neuen Palais“) sind besonders interessant, anderes wirkt sachlich. Als Zeichner des Deutschen Archäologischen Museums Dahlem bereiste er die Welt, kennt aber den Schwielowsee nicht, die Havelländische Malregion, welcher er doch, wie Körber, angehört.

Zugleich musikalisch begabt, entschied er sich erst spät für die bildende Kunst. Ein Teil seiner Werke hat politischen Hintergrund: Um die eingemauerten Maler nach 1961 zu unterstützen, bat der Senat um „Havelmotive“. Haase schuf sie, auch in Potsdam, stellte hier aber niemals aus. Nudow gibt einen Impuls für die Havelländische Malerlandschaft, die bis Töplitz reicht – altmeisterlichen „Nachwuchs“, das ist mit Dank zu quittieren.

bis 11.10. Freitag bis Sonntag 14-18 Uhr

Gerold Paul

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