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Von Thomas Lähns: Naturschützer eilt Rasern zu Hilfe

Abstand zwischen Baum und Blitzer in Seddiner See zu niedrig ? Landkreis weist Vorwurf zurück

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Potsdam-Mittelmark - Der Standblitzer an der B 2 in Seddin ist Klaus-Jürgen Hager ein Dorn im Auge. Nicht etwa, weil der Michendorfer gern mal Gas gibt, sondern weil er durch den „Starkasten“ das Straßengrün gefährdet sieht. Zu dicht habe der Landkreis seine Raserfalle an einem Baum errichtet, sagt der Rentner. Der Grund liegt für ihn auf der Hand: „Man sieht die Anlage erst, wenn es zu spät ist.“ Tatsächlich ist der mittlerweile rosa getünchte Kasten beim Heranfahren lange nicht zu sehen. Wer ihn nicht kennt und es eilig hat, ist so gut wie fällig.

Das rechtfertige nicht den Verstoß gegen geltende Bestimmungen, sagt Hager, der lange Zeit in seiner Gemeinde ehrenamtlich als Baumschutzbeauftragter tätig war. Er hat sogleich die entsprechende Norm bei der Hand: Laut DIN 18920 „Schutz von Bäumen bei Baumaßnahmen“ dürfen Baugruben nur in einer Entfernung von Bäumen angelegt werden, die mindestens dem Vierfachen des Stammumfanges entspricht. Die Eiche am Blitzer hat einen Umfang von mehr als zwei Metern. Selbst großzügig gerechnet, müsste die Entfernung laut dieser Norm acht Meter betragen, sie liegt jedoch nur bei drei Metern, wie selbst die Untere Straßenverkehrsbehörde bestätigt. Laut Hagers fachmännischer Einschätzung hätten die Bauarbeiten für den Blitzer das Wurzelwerk beeinträchtigt. Damit sei auch gegen die Brandenburgische Baumschutzverordnung verstoßen worden.

Das gleiche Ärgernis sieht er in Treuenbrietzen: Auch hier sind nicht nur Autofahrer in ihrer Lebensgestaltung eingeschränkt. Der Starkasten in der Sabinchenstadt sei sogar noch dichter an einen Baum gebaut worden, meint der Rentner kopfschüttelnd. Er habe sich bereits an die Untere Naturschutzbehörde (UNB) gewendet. „Die sind aus allen Wolken gefallen“, sagt er. Hager hat den Fall auch an den ADAC herangetragen, um die Sache publik zu machen und den Bau weiterer Blitzer direkt an Bäumen zu verhindern.

Vom Landkreis werden die beiden Blitzer verteidigt. Es handele es sich bei den drei Metern in Seddin um einen fachlich begründeten Mindestabstand, der bei Baumaßnahmen am Straßenrand eingehalten werden soll, heißt es aus dem Landratsamt. „Darüber hinaus erfolgte die Errichtung der Anlage in Handschachtung, um die Beschädigung von Wurzeln zu vermeiden“, so Heike Vierke-Eichler von der Straßenverkehrsbehörde des Kreises. Außerdem habe man die Genehmigung der Gemeinde eingeholt, gegen die dortige Baumschutzsatzung verstoße der Blitzer nicht. Eine Genehmigung durch die UNB sei nicht erforderlich gewesen, da es sich bei der B 2 in diesem Bereich nicht um eine Allee handele. In Treuenbrietzen sei der Abstand tatsächlich geringer und betrage zwei Meter, doch habe die Stadt eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Vierke-Eichler verweist auf die Raser-Bilanz des vergangenen Jahres: Die Zahl der Geblitzten habe sich gegenüber 2007 um 98 Prozent gesteigert.

Baumschützer Hager findet, der Kampf gegen die Temposünder sollte nicht zulasten der Bäume gehen. Unterdessen hat der Landkreis in Seddiner See nachgerüstet: Seit Ende Mai lauern zwei Ampelblitzer am Abzweig nach Neuseddin. Neben den Temposündern werden nun auch Rotfahrer belangt. Um den Sicherheitsabstand kümmert sich weiterhin nur einer: Klaus-Jürgen Hager.

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