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Von Thomas Lähns: Naturschutzprojekt weckt Erinnerungen

Wilhelmshorster wollen Nonnenteich renaturieren / Den Förderantrag soll die Gemeinde stellen

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Michendorf - Viel ist nicht mehr zu sehen vom Nonnenteich in Wilhelmshorst. Wo noch vor wenigen Jahrzehnten die Bewohner der Waldgemeinde mit dem Kahn aufs Wasser paddeln konnten, ist heute ein Sumpf, mit Schilf dicht bewachsen und von Bäumen gesäumt. Das soll sich jetzt ändern: Die Anlieger des 4000 Quadratmeter großen Gewässers zwischen Föhrenhang, Eichenweg und Bergstraße wollen den Teich renaturieren – und bitten die Gemeinde, einen Förderantrag für sie zu stellen. Allerdings ist der Teich längst nicht mehr öffentlich zugänglich, die Sanierung ist ausschließlich privat.

320 000 Euro würde das Projekt kosten, sagten die beauftragten Planer Martin Janotta und Ludwig Obermeyer am Mittwochabend im Michendorfer Ausschuss für Ordnung, Umwelt und Verkehr. Dabei sei eine Förderung von 80 Prozent im Rahmen des EU-Programms zur Gewässersanierung möglich. Den Eigenanteil würden die Anlieger selbst übernehmen, auch für die spätere Pflege des Teiches würden sie aufkommen. Die Vorteile für die Wilhelmshorster: Ein zentrales Feuchtbiotop werde erhalten und ein wichtiges Löschwasserreservoir geschaffen. Zudem werde seit kurzem das Regenwasser aus der sanierten Straße Föhrenhang in diesen Bereich eingeleitet, die Gemeinde sei eigentlich verpflichtet, es vorher zu filtern, so Wasserbauexperte Obermeyer. Dies solle nach der Sanierung mit einer biologischen Bodenkante gewährleistet werden.

Befürchtungen der Ausschussmitglieder, dass durch die bevorstehenden Eingriffe – der Schlamm soll abgebaggert und Bäume gefällt werden – die Tierwelt übermäßig beeinträchtigt wird, konnten die Planer ausräumen. Denn ein Drittel der Fläche werde in der jetzigen Form belassen, vom Wasser durch Erdwälle getrennt. „Würde der Teich noch weiter verlanden, hätten die Amphibien kein offenes Wasser mehr zum Laichen“, so Landschaftsarchitekt Janotta. Auch das Teichhuhn, welches hier brütet, brauche offenes Wasser. Einige Bäume müssten weichen, doch handele es sich dabei um Pappeln im früheren Uferbereich, die ohnehin ihr Höchstalter erreicht hätten.

Eine der grundlegendsten Fragen formulierte Jürgen Krebs (FBL): „Sind sich die Anlieger auch einig über das Projekt?“ Denn mit Seesanierungen hat man in Wilhelmshorst nicht die besten Erfahrungen. Zwischen 1991 und 1995 hat die damalige Gemeinde Wilhelmshorst den Irissee und den Blanken Teich renaturieren lassen. Die Ortschronik „100 Jahre Wilhelmshorst“ erinnert an das ambitionierte Projekt: So hätten die bewilligten Fördermittel in Höhe von 1,65 Millionen Mark längst nicht ausgereicht und zu einem vorübergehenden Baustopp geführt, bis die Gemeinde und die ausführende Firma G.f.U. des späteren Gemeindevertreters Andreas Jentzsch beschlossen, sich die benötigten 300 000 Mark gemeinsam aufzubringen. Noch Jahre danach hätten sie um die Kosten gestritten, bis ein Gericht schließlich zugunsten der Gemeinde entschieden habe. „So sind die Narben der damals geschlagenen Wunden bei den Beteiligten wohl noch vorhanden“, schreibt Chronist Willi Lau.

Zudem habe es Streit um die Lagerung des ausgebaggerten Schlamms gegeben, einige Wilhelmshorster hatten Anzeige erstattet. Aus Platzmangel wurde das Erdreich schließlich am Bahndamm parallel zur Albert-Schweitzer-Straße abgelagert, wo es heute zumindest von einigen Anwohnern als willkommene Lärmschutzmaßnahme betrachtet werde. „Möglicherweise waren einige Akteure und Vertreter der kleinen Gemeinde Wilhelmshorst mit der fachgerechten Durchführung auch überfordert", so das Urteil der Ortschronik.

So wurden die Ausschussmitglieder hellhörig, als der Name des Initiators für die Sanierung des Nonnenteiches fiel: Axel Jenztsch. Der mittlerweile in Österreich lebende Wilhelmshorster, Bruder des damaligen G.f.U.-Geschäftsführers, besitze ein Drittel der angrenzenden Flächen und habe seine Nachbarn von dem Projekt überzeugen können. Sieben der insgesamt acht Parteien hätten die Absicht erklärt, sich den Eigenanteil zu teilen. Der Ausschuss positionierte sich vorerst nicht zu dem Vorhaben, zuerst solle der Ortsbeirat ein Votum abgeben. Entscheiden muss am Ende die Gemeindevertretung.

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