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Potsdam-Mittelmark: Neubau auf dem Gutshof
Umstrittener Wohnpark in Teltow: Grüne sorgen sich um Erhalt von Eichen auf historischem Grund
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Teltow – Wieder soll in Teltow ein neuer Wohnpark entstehen. Gleich hinter dem Friedhof zwischen Striewitzweg und Potsdamer Straße ist das Neubauprojekt geplant. Doch weil die Eigentumswohnungen auf einem Areal mit Geschichte entstehen sollen, ist die Aufregung groß. Die Grünen fürchten um den noch erhaltenen historischen, teilweise geschützten Baumbestand und schlagen Alarm. Auch die Kommunalaufsicht beschäftigte sich bereits mit dem Projekt.
Die Genehmigung der Baupläne sei nicht rechtmäßig erfolgt, monierte der Teltower Stadtverordnete Eberhard Adenstedt (Grüne), der sich aus diesem Grund bei der Behörde und dem Teltower Bürgermeister, Thomas Schmidt (SPD), über das Vorgehen der Verwaltung beschwerte. Vor einem Jahr, im Juli 2015, hatte der Hauptausschuss der Stadt Teltow die Baupläne für das neue Wohnquartier an der Potsdamer Straße abgesegnet und eine bis dato von den Stadtverordneten verhängte Veränderungssperre für das Areal aufgehoben. Allerdings ohne vorher die Fachausschüsse zu hören. Damit sei die in Satzung und Geschäftsordnung festgesetzte Reihenfolge der Behandlung von Bauanträgen ausgehebelt worden, kritisiert Adenstedt. Zudem stelle das Vorgehen der Verwaltung einen Vorgriff auf die Diskussion und Beratung aller Stadtverordneten zu der Bebauungsplanung dar.
Die Kommunalaufsicht sieht jedoch keinen Grund, die im Mai 2016 erteilte Baugenehmigung zu beanstanden. Nachdem der Hauptausschuss dem Bauantrag zugestimmt und die Stadt Teltow im Beteiligungsverfahren ihr Einvernehmen zu den Bauplänen erteilt habe, sei die Genehmigung rechtmäßig ergangen, heißt es dort. Mit dem verkürzten Verfahrensweg setzte sich die Behörde dabei aber nicht auseinander. Teltows erste Beigeordnete Beate Rietz wollte sich zu den Vorgängen zunächst nicht öffentlich äußern und verwies auf die kommende Stadtverordnetenversammlung, wo sie die aufgekommenen Fragen beantworten will.
Eberhard Adenstedt ist dagegen empört. Der Grünen-Politiker hat die Sorge, dass das geplante Wohnquartier ein jahrhundertealtes, ortsbildprägendes Baum-Ensemble zerstört. Noch bis zur Wende hatte auf dem Areal ein altes Gutshaus gestanden, das Zeuge der Geschichte des ehemaligen Ackerbürgerstädtchens war. Auf alten Bildern ist es dokumentiert. Der Heimatvereinsvorsitzende Peter Jäckel hat eines im Archiv gefunden, das Gutshaus und Fabrikgehöft auf einer kleinen Anhöhe neben einer Mühle zeigt. Auch auf einer weiteren alten Postkarte aus dem Jahr 1901 ist die spätere „Villa Töpfer“ zu sehen – umgeben von hohen Bäumen. „Mit Hochparterre und Dachgeschoss – ein Gutshaus wie es im Buche steht“, schwärmt Jäckel.
Während die Ruine des noch lange nach dem Krieg bewohnten Hauses nach der Wende abgerissen worden ist, sind die alten Eichen noch bis heute erhalten. Auch Heimatforscher Peter Jäckel wünscht sich, dass die Bäume bleiben. „Es wäre schön, wenn die Bebauung auf den Baumbestand Rücksicht nimmt und das Ensemble aus Allee, die einst zum Gutshaus führte, und einem Halbrund dicker Eichen auf dem Platz davor sichtbar bleibt“, sagte er.
Ronny Rohr, Geschäftsführer der PS Prima Service GmbH, die verantwortlich für das Bauprojekt ist, beschwichtigt jedoch: „Der historische Baumbestand bleibt erhalten“, erklärte er den PNN. Lediglich an der Straße werden ein paar Bäume gefällt, die aber nicht zum Ensemble gehören, sagt er.
Anfang September wolle der Bauträger mit den Erdarbeiten auf dem Gelände beginnen, schon Ende des kommenden Jahres sollen die Wohnungen dann bezugsfertig sein. Insgesamt sind auf dem Areal drei Mehrfamilienhäuser mit zusammen 44 Eigentumswohnungen, teilweise mit Tiefgaragen und Ladengeschäften sowie begrünten Innenhöfen und Spielplätzen, geplant. Das in Neuruppin ansässige Unternehmen habe das Grundstück aber erst kürzlich und mit bereits erteilter Baugenehmigung gekauft, hieß es. An dem bisherigen Verfahren war der Projektträger des „Alleen-Wohnquartiers“ nicht beteiligt.
Eberhard Adenstedt und die Grünen wollen dennoch auf Nummer sicher gehen. In einem Antrag an die Stadtverordnetenversammlung fordert die Fraktion, die rund 30 ortsbildprägenden Bäume im Bebauungsplan zu sichern und als Baumstandorte festzusetzen. In früheren Bauplanunterlagen sei die Allee zwar als gesetzlich geschützt dargestellt, die im Halbkreis angeordneten Eichen sind es bisher aber nicht. Wie der Sprecher des Landkreises Potsdam-Mittelmark, Kai-Uwe Schwinzert, den PNN erklärte, werde die Untere Naturschutzbehörde prüfen, inwieweit sie naturschutzrechtliche Relevanz besitzen. Über den Antrag der Grünen wollen die Teltower Stadtverordneten in ihrer Sitzung am 13. Juli entscheiden.
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