Potsdam-Mittelmark: Neue Brücke und kein Zug

War es ein Deal zwischen dem Bund und seinem Tochterunternehmen, der Deutschen Bahn AG? Die aktuellen Pläne des Konzerns, erst jetzt die Bahnbrücke in der Potsdamer Straße in Michendorf zu erneuern, lassen zumindest aufhorchen. Keine Frage: Nach Hundert Jahren hat man wahrscheinlich das Maximale aus der alten Brücke herausgeholt und muss sie ersetzen. Aber noch vor drei Jahren hätte der Bund als Straßenbaulastträger der damaligen Bundesstraße die Hälfte der Kosten schultern müssen. Dann jedoch wurde die frisch fertiggestellte Ortsumgehung zur B 2 – und Berlin hat sich seiner alten (Bau-)Last entledigt. Die Gemeinde Michendorf hat die Potsdamer Straße nur schweren Herzens angenommen – schon weil die Instandhaltung und Reinigung Geld kostet. Es schien jedoch sinnvoll, dass eine Straße innerhalb der Kommune auch kommunal bewirtschaftet wird.

Diese Einsicht droht nun, Michendorf über Jahre finanziell zu lähmen. Laut Kämmerei werden künftig nur noch 800 000 Euro jährlich für Investitionen in der Gemeinde zur Verfügung stehen. Sollten die ersten Kostenschätzungen der Bahn-Planer zutreffen, würde Michendorf zehn Jahre lang nur für die Brücke zahlen und sich überhaupt nicht mehr weiter entwickeln – bis auf eine Ausnahme: Man könnte irgendwann einmal eine neue Eisenbahnbrücke vorweisen. Und was haben die Michendorfer davon? Nachdem schon ab 2012 die Regionallinie 22 hier nicht mehr langfahren soll, ist fraglich, ob dann überhaupt noch ein Zug hier hält.

Der Bund steht zumindest moralisch in der Pflicht, den Michendorfern einen Teil der Last abzunehmen. In Anbetracht des ebenfalls kritisierten A 10-Ausbaus für schätzungsweise 110 Millionen Euro sollte er es sich leisten können, auch etwas für die Schiene zu tun.

KOMMENTAR von Thomas Lähns