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Potsdam-Mittelmark: Neue Erinnerungskultur in Caputh

Kirchengemeinde will Ort des Gedenkens vor dem Bürgerhaus schaffen

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Schwielowsee · Caputh - Zirka 250 Menschen aus Caputh sind während des Zweiten Weltkrieges und den Nachwirren zu Tode gekommen. Einen Ort des Gedenkens an die Opfer dieses und früherer Kriege gibt es in Caputh jedoch nicht. Nachdem der Potsdamer Diakon und Publizist Klaus Hugler die Schicksale dieser Menschen im Zweiten Weltkrieg nachgezeichnet und in einem Buch veröffentlicht hat (PNN berichteten), ist in Caputh nun eine neue Erinnerungskultur im Entstehen.

Seit zwei Jahren sucht die Arbeitsgruppe „Gedenken“ – ein Gremium aus Kirchengemeinde, Ortsbeirat, Heimatverein und interessierten Bürgern – nach einem geeigneten Ort für die Erinnerung an Opfer von Kriegen und staatlicher Gewalt. Am Volkstrauertag wurde den Bürgern das Ergebnis präsentiert: Vor dem alten Rathaus, an der Straße der Einheit, soll in naher Zukunft ein „Denkstein“ errichtet werden.

Der Entwurf des Crivitzer Künstlers Wieland Schmiedel sieht vier Steinplatten vor, die in den Boden eingelassen, jeweils mit einer Ecke zur Mitte hin herausragen und so ein unregelmäßiges Kreuz bilden. Dadurch sollen die Brüche in der Geschichte deutlich gemacht werden, veranschaulichte Gemeindepfarrer Hans-Georg Baaske. „Ein Denkzeichen, und eben kein Monument“, solle es sein. Varianten wie einen Naturstein mit Inschrift oder eine Stehle hatte die Arbeitsgruppe abgelehnt. Die Kosten des Kunstwerkes bezifferte Burkhart Franck, Ältester der Kirchengemeinde, auf 10000 Euro. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe haben bereits 1000 Euro für den Entwurf des „Denksteins“ aus eigener Tasche beigesteuert.

„Solche Gedenkorte gehören mitten in unser Leben“, erklärte Pfarrer Baaske die Wahl des Platzes vor dem heutigen Bürgerhaus. Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe bezeichnete dies als mutige Entscheidung. Bedenken äußerte sie aber hinsichtlich der Tafeln, die nach Ansicht der Arbeitsgruppe am Bürgerhaus angebracht werden sollten. Die Erinnerungstafeln an die Gefallenen der Kriege von 1813/15, 1870/71 und den Ersten Weltkrieg hängen momentan in der Friedhofskapelle, eine weitere Tafel zum Zweiten Weltkrieg soll noch entstehen.

Hoppe befürchtet, damit auf den Widerstand der Denkmalschutzbehörde zu stoßen. Sie würde die Tafeln gern in der Kirche sehen. Dagegen wiederum führt Pfarrer Baaske ein theologisches Argument an: Im Kirchenraum gedenke man des Opfer Christi stellvertretend für alle Leiden, Gedenktafeln würden deshalb nicht dorthin gehören.

Das Projekt „Denkstein“, es soll am Mittwoch dem Ortsbeirat präsentiert werden, ist aber nur eine Säule der Caputher Erinnerungskultur. Die Nachforschungen Huglers sind eine weitere, und darauf könne aufgebaut werden. Burckhart Franck schlug vor, dass sich zum Beispiel Schüler mit den Einzelschicksalen der Caputher im Rahmen des Unterrichts beschäftigen. Für Diskussionen hatten die Forschungsergebnisse bereits gesorgt: Wessen soll man gedenken, wessen nicht – wer war Opfer, wer war aber auch Täter? Gerade bei Soldaten stellen sich diese Fragen immer wieder. Klaus Hugler gab sich am Sonntag sichtlich ergriffen von den Schicksalen der 250 Caputher. „Ich freue mich, wenn die Leute darüber diskutieren.“ Sein Buch solle zu einem eigenen Erinnern einladen.

Das Buch „Gedenken in Caputh“

ist kostenlos unter anderem

bei der Kirchengemeinde erhältlich.

Tel. (033 209) 20250

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