Potsdam-Mittelmark: Neue Ideen für alte Räume
Pfarrer Prelwitz in Beelitz ist ein Jahr im Amt – und teilt die Sorge um den Zustand des Kirchbaus
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Pfarrer Prelwitz in Beelitz ist ein Jahr im Amt – und teilt die Sorge um den Zustand des Kirchbaus Von Henry Klix Beelitz - Die Stadtbibliothek in der Müncheberger Kirche, die Dorfkirche in Netzeband, in der sich Theater und Galerien mit Gottesdiensten abwechseln oder der Fürstenwalder Dom mit seinen futuristischen Beton-, Glas- und Stahleinbauten – Pfarrer Olaf Prelwitz sieht darin gelungene Beispiele für Kirchennutzungen. Warum nicht zum Beispiel auch eine Touristeninformation für die Beelitzer Kirche? Warum nicht mehr Konzerte, Ausstellungen und Kleinkunst? Es sollte nichts überstürzt werden, die Kirchengemeinde werde auch nicht Gast im eigenen Haus, versichert der Pfarrer. „Aber eines ist sicher: Um den Verfall dauerhaft aufzuhalten, werden für die St. Marien neue Ideen gebraucht.“ In seinem ersten Dienstjahr in Beelitz hat Prelwitz neben den vielen Aufgaben im Pfarramt auch den Bauzustand der Kirche als Arbeitsfeld erkannt: Das Hauptschiff ist trotz bisheriger Sanierungsbemühungen immer noch bis tief ins Mauerwerk hinein feucht – die Kirche steht in einer Senke. Damit Fundamente und Mauerwerk nicht länger im Wasser vermodern, sind gewaltige Kraftanstrengungen notwendig – nichts jedenfalls, was die Kirchengemeinde mit ihren 1000 Mitgliedern allein schultern könnte. „Durch das Schließen des Mühlenfließes hat sich der Grundwasserspiegel erhöht. Und seit der Kirchplatz bei der Sanierung angehoben wurde, verschärfte sich das Wasserproblem noch“, sagt Prelwitz. Bevor die Pinsel für die Sanierung des Hauptschiffes hervor geholt werden, müsse das Wasserproblem dauerhaft gelöst sein. „Vorher weiter am Baukörper herumzudoktern ist Verschwendung“, so der Pfarrer. Millionenbeträge werden für die anstehenden Arbeiten benötigt und Mitstreiter, die den Erhalt des prägenden Altstadtgebäudes als Aufgabe und Auftrag verstehen. Viele Einzelfragen seien zu beantworten, bevor man sich dann auch an die Innensanierung machen kann. Sind das Gestühl, die Beleuchtung, die Einrichtung der Wunderblutkapelle und der Südempore dem zukünftigen Gesamtkonzept angemessen? Wie kann man den Charme der St. Marien am besten in Szene setzen? „Vor solchen bautechnischen müssen wiederum die geistigen Fragen geklärt sein“, sagt Prelwitz. „Wir müssen uns klar machen, was wir mit der Kirche künftig wollen.“ Der Gemeindekirchenrat ist bei all diesen Schritten wieder mal sehr gefordert. In den nächsten Wochen und Monaten wird er sich mit Pfarrer Prelwitz in umgebauten Kirchen der Mark auf die Suche begeben – ohne Zeitdruck, denn was so lange warten konnte, muss nicht von heute auf morgen passieren, findet Prelwitz. Lieber mal einen Schritt zurück, ein bisschen langsamer, als Mitstreiter zu verlieren – so lautet das Motto, mit dem der Pfarrer in seinen ersten 12 Monaten in Beelitz schon manches erreichen und durchsetzen konnte. So ist das Beelitzer Gotteshaus das einzige weit und breit, dem man aufs Dach steigen kann. Seit dem letzten Spargelfest ist der Kirchturm für Besucher geöffnet. Bis zum Berliner Fernsehturm reicht der Blick mit dem Fernglas bei klarem Wetter, 60 Kilometer weit. Man schaut der unterhalb nistenden Storchenfamilie bei ihren Flugübungen zu und genießt die Sicht auf die wogenden Niederungen der Nieplitz. „Ein Highlight im wahrsten Sinne des Wortes“, freut sich der Pfarrer über den Besucherstrom – und hofft zugleich auf eine kleine Signalwirkung für die Stadt. Nach dem Beschluss des Gemeindekirchenrats im vergangenen Herbst, das Haus für nichtkirchliche Nutzungen zu öffnen, machten in diesem Jahr die Brandenburger Sommerkonzerte in Beelitz Station, Deutschlandradio zeichnete hier auf, demnächst ist ein Panflöte-Orgel-Konzert geplant. Und in der Wunderblutkapelle läuft eine Ausstellung zum Thema Solarenergie. „Wenn man die Nutzung intensiviert, wird sich mit der Zeit daraus wie von selbst ein Raumkonzept ergeben“, glaubt Prelwitz. Teil dessen wird auch die Außensanierung des Pfarrhauses, die am Montag begonnen hat und voraussichtlich bis Jahresende abgeschlossen sein soll. Schließlich befinden sich hier der Gemeinderaum, das Friedhofsbüro und das Kirchenarchiv. Der Dachboden, der wohl mal als Katechetenwohnung diente, soll im Zuge der Arbeiten entkernt werden – vielleicht, stellt sich Prelwitz vor, um irgendwann einmal für die evangelische Jugendarbeit zur Verfügung zu stehen. Und auch der alte Pfarrgarten soll wieder belebt werden: ein alter Kohleschuppen wird abgerissen und das Beton aus der Erde gestemmt, damit die Stauden wieder blühen können. Alte Ziegel von der Elsholzer Kirche sollen für die Dacheindeckung des Pfarrhauses verwendet werden, es bekommt einen erdfarbenen Putz und seine Simse und Fensterkreuze zurück – ein kleiner Markstein für das viel umfassendere Projekt nebenan. Öffnungszeiten des Kirchturms (bis September): donnerstags von 10 bis 12 Uhr, samstags von 10 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, sonntags von 12 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.
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