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Potsdam-Mittelmark: Neue Partnerschaft für Nuthetal in Sicht

Nuthetaler besuchten die Klimakommune Saerbeck im Münsterland und entdecken Gemeinsamkeiten

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Nuthetal - In Nuthetal bahnt sich eine Gemeindepartnerschaft mit dem nordrhein-westfälischen Saerbeck an. Voller Anregungen kehrten Mitglieder vom Förderverein „Begegnungshaus der Generationen Nuthetal“ unlängst von einem Besuch in der Münsterland-Kommune zurück. „Wir fänden es toll, wenn sich unsere Gemeinden aufeinander zubewegen würden“, sagte Vereinsvorsitzende Elvira Schmidt gegenüber den PNN. Das müsse aber von Bürgern und aus den Vereinen heraus betrieben werden.

Dass die beiden Gemeinden auf Tuchfühlung miteinander gehen, ist dem Publizisten Alexander Richter zu verdanken. Er stammt aus Nuthetal und drückte im heutigen Mehrgenerationenhaus einst die Schulbank. Zu DDR-Zeiten war er jedoch von der Stasi verhaftet worden, unter anderem, weil er mit dem Prager Frühling sympathisierte. Als politischer Häftling verbrachte er elf Monate Untersuchungshaft im Potsdamer Stasi-Gefängnis in der Lindenstraße und drei weitere Jahre im Zuchthaus Brandenburg, bevor er vom Westen freigekauft wurde. Über seine Erlebnisse hat er zahlreiche Bücher veröffentlicht. Heute lebt er in der Nähe von Saerbeck und führt seit Jahren dort ein Schreibatelier.

Die ersten Kontakte liefen über die beiden Mehrgenerationenhäuser. „Ich stehe einer Partnerschaft unserer Gemeinden aufgeschlossen gegenüber“, erklärte Nuthetals neue Bürgermeisterin Ute Hustig (Die Linke) gestern auf PNN-Nachfrage. Sie sehe nach ersten Berichten „spannende Aspekte“. Wie Nuthetal hat Saerbeck etwa 8 000 Einwohner, führt ein Mehrgenerationenhaus und siedelt den Klimaschutz hoch an. Im vergangenen Jahr ist die Gemeinde für ihre Leistungen zur „NRW-Klimakommune der Zukunft“ gekürt worden. Das Preisgeld in Höhe von 1,1 Millionen Euro wurde in Gebäudeleittechnik investiert und die Heizung des Schulzentrums mit drei Sporthallen auf Pellets umgestellt. 2009 erhielt die Gemeinde den Deutschen Solarpreis. Ein Unterschied: Saerbeck ist eine geschlossene Gemeinde, die nicht über sechs Ortsteile verstreut liegt.

1000 Arbeitsplätze gibt es im Ort, hatte Bürgermeister Wilfried Roos während der Visite erklärt. Die Firma Saertex stellt Flügel für Windenergieanlagen her. Außerdem werden hier die „Schnauzen“ für den Airbus 380 hergestellt, das Unternehmen EnviTec baut Biogasanlagen. Es gibt eine Gesamtschule mit 1000 Schülern und mehr als 50 Vereine. Und es gibt ein Heimatmuseum – etwas, das Nuthetal mit seinem neuen Geschichtsverein ebenfalls gerade anstrebt. Man könnte einiges voneinander lernen: Während in Nuthetal ein eigener Bauhof nur sporadisch im Gespräch ist, arbeitet Saerbeck erfolgreich die eigenen Aufgaben samt Winterdienst ab. Die fünf Kitas im Ort liegen alle in der Hand freier Träger. Seit drei Jahren muss Saerbeck zudem schon mit der doppischen Haushaltsführung leben. „Eine Katastrophe“, bemerkte Roos.

Das nahe ehemalige Bundeswehrdepot hat die Kommune erworben und entwickelt einen Bioenergiepark. Dort könnte demnächst auch das voraussichtlich größte Windkraftrad der Welt stehen. In den 74 Bunkern wird sich ein Nutzungsmix von Lagerung, Trocknung und Energiespeicherung mit Info- und Schaustelle sowie Schülerlabor ansiedeln. Ehrgeiziges Ziel: Saerbeck will 2030 energieautark sein.

Laut Bürgermeister Roos gelte es nun, gemeinsame Inhalte und Schnittmengen zu finden. „Die Gemeinde bietet den Rahmen, ein Verein trägt die Partnerschaft“, so seine Idee. Ute Kaupke

Ute Kaupke

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