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Potsdam-Mittelmark: Neuer Ausdruck im Altgewohnten

Bilder- und Keramikausstellung in Töplitz

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Bilder- und Keramikausstellung in Töplitz Werder · Töplitz - Die Bilder und Keramiken sprechen auf den ersten Blick an, und doch erschließt sich ihre Eigenheit erst mit der Zeit. Man braucht Ruhe, um die bedeutungsvollen Details auf den Bildern wahrzunehmen oder um auf einer Schale die spielerisch eingeritzten Verzierungen zu entdecken und die Sprüche, die sich wie ein Band um das Gefäß ziehen: „Wir leben zwar über unsere Verhältnisse, aber noch lange nicht standesgemäß“ oder „Wir müssen uns bewegen, sonst bewegt sich nichts“ – Spontisprüche und eine Mixtur aus Pop und Poesie. „Ton in Ton“ ist das Motto der Ausstellung, die heute in der Galerie Töplitz eröffnet wird. Der Verein Havel-Land-Art Töplitz zeigt Ölgemälde und Keramiken von Victor Baselly und Keramik von Katrin Heinrich. Der Peruaner und die Deutsche leben seit Anfang des Jahres im Oderbruch. In den fünf Jahren davor lebte auch Katrin Hoffmann in Peru, wo sie als Ausbilderin Lehrlinge und Meisterschüler unterrichtete. Ihr Mann, der in seiner südamerikanischen Heimat Kunst studiert hat, war dort neben seiner freien künstlerischen Arbeit ebenfalls lehrend tätig. Von Peru ins Oderbruch: ein ziemlicher Sprung, vor allem für Victor Baselly, der hier mit Staunen die Getriebenheit der Menschen beobachtet. Für Katrin Heinrich, in Brandenburg gebürtig, ist es eine Rückkehr nach Jahren in Hessen, Bayern und eben in Peru. „Ich bin eine bodenständige Wanderratte“, sagt sie über sich – ein Spruch, der mit seiner Klarheit und Witz zu ihren Keramiken passt: Sie haben alle eine geradlinige Form, aber darauf wird dekorativ herumgespielt. Heinrich verwendet niedrig brennende Steinzeugmasse, die sie mit selbstgemachter Engobe bemalt. Manche Motive sind mit Pinsel aufgetragen, manche mit „Malhörnchen“, mit dem sie Farbpunkte exakt platzieren kann. Sie stellt Gebrauchskeramik her, betont sie. So hat sie mehrere Deko-Serien entwickelt: Oliven, Fische, eine Art Höhlenmalerei, und eine „Erotikserie“, braun und schwarz mit eingeritzten nackten Gestalten, deren Geschlechtsteile golden hervorgehoben sind. Die Keramiken Victor Basellys unterscheiden sich schon im verwendeten Material von denen seiner Frau. Er benutzt schamottierte grobe Steinmasse. Die Gefäßobjekte spielen mit Bruchstellen, die für Irritation sorgen. Form und Funktion widersprechen sich; dass die wie abgebrochen wirkenden Stellen einer Vase vergoldet sind, läuft jeder Konvention entgegen. „Ich mache etwas kaputt, damit die Leute es anders angucken“, erklärt Baselly. Er sucht nach dem neuen Ausdruck, in Keramik wie Malerei. In seinen Ölbildern verwendet er die Symbolik seiner peruanischen Heimat: Vögel, Muscheln, Mond und Sonne, Blatt und Wasser. Dennoch sprechen die Kompositionen vom eigenen Blick. Die Hintergründe sind aufwändig gearbeitet mit Farbschichten und Techniken, mit zarten Kleinigkeiten. Die Bilder sind voller lebendiger Farbigkeit und bei allem Formenreichtum wirken sie geordnet, fast still. Vieles erscheint in seiner Symbolik rätselhaft und erschließt sich doch beim längeren Betrachten. Die Bilder erzählen Geschichten: vom Vogel, der Chilikörner frisst und dann wie betäubt mit offenem Schnabel dasitzt – oder vom Liebesleben der Muscheln in der Mondnacht. Und jedem Betrachter erzählen sie vielleicht etwas anderes. Das hat Victor Baselly auch so gewollt. Elisabeth Richter Die Ausstellung wird heute (Samstag) um 16 Uhr mit einem Konzert in der Dorfkirche eröffnet. Julia (Geige) und Karina Suslov (Bratsche) spielen Werke von Mozart und Bach. Um 17 Uhr ist die Vernissage in der Roten Scheune am Dorfplatz. Geöffnet bis 31. Oktober, wochentags 16 bis 18 Uhr, am Wochenende 14 bis 18 Uhr.

Elisabeth Richter

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