Potsdam-Mittelmark: New York statt Havanna
Oscarpreisträger Roman Polanski drehte gestern in Petzow Szenen für seinen neuen Film „The Ghost“
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Werder (Havel) - Da staunten die Gäste des Resort Schwielowsee nicht schlecht: Gestern morgen checkte Roman Polanski in dem Erholungshotel in Petzow ein. Punkt 10.35 Uhr stieg der Regisseur und Oscargewinner („Der Pianist“) aus einem schwarzen Wagen vor dem Hoteleingang, wo er bereits erwartet wurde. Der 75-Jährige kam allerdings nicht zur Erholung an den Schwielowsee, sondern zum Arbeiten: Das Hotel war einen Tag lang Drehort für seinen neuen Film „The Ghost“, eine französisch-deutsch-britische Koproduktion mit Studio Babelsberg.
Für den Politthriller nach dem gleichnamigen Buch von Bestsellerautor Robert Harris wurde das Wellness-Resort am Havelstrand vorübergehend in ein Hotel an der US-amerikanischen Atlantikküste umfunktioniert: Dort nämlich entspinnt sich die Handlung um den pensionierten britischen Premierminister Adam Lang (Ex-Bond Pierce Brosnan) und seinen Memoiren-Ghostwriter (Moulin-Rouge-Star Ewan McGregor), die in politische und sexuelle Intrigen verwickelt werden. Gedreht wurde bisher unter anderem in der Charlottenstraße in Berlin-Mitte – Drehstart war erst in der vergangenen Woche. In Petzow stand gestern Ewan McGregor vor der Kamera – zusammen mit etwa 40 Komparsen.
Zwei Tage lang hatten die Handwerker des Art Departments von Studio Babelsberg die Hotellobby vorher für die Aufnahmen präpariert und „amerikanisiert“ – auch gestern begannen die Vorbereitungen bereits ab 7.30 Uhr: Fast das gesamte Mobiliar und die Bilder an den Wänden wurden ausgetauscht, Lampen umgehängt. Statt deutscher Zeitungen lag die „USA Today“ an der Rezeption und auch die Uhr, die dort normalerweise die Ortszeit vom kubanischen Havanna anzeigt, wurde durch eine Uhr mit der New Yorker Zeit ersetzt. Außerdem mussten die Scheinwerfer platziert werden.
Die 156 Gästezimmer blieben von den Dreharbeiten indes unberührt – der Hotelbetrieb mit den wenigen Wintergästen lief normal weiter. So normal jedenfalls, wie es eben geht mit einer Kinogroßproduktion im Haus: Die eigentliche Rezeption musste wegen des Drehs in ein Hinterzimmer verlegt und die Telefone umgeleitet werden, wie eine Hotelmitarbeiterin verriet. Und auch das Riesen-Aufgebot an Lkws und Zelten auf dem Hotelparkplatz sorgte für einiges Aufsehen bei vorbeikommenden Autofahrern.
Und doch war all das nichts verglichen mit den Sicherheitsvorkehrungen, die im Mai 2007 für die Tagung der G8-Finanzminister in dem Hotel getroffen wurden: Damals waren mehrere hundert Polizisten im Einsatz, die Zufahrtsstraße durfte nur mit Passierschein befahren werden. Im vergangenen Jahr stand das exklusive Haus von Touristik-Unternehmer Axel Hilpert und Ex-„Bild“-Chef Hans-Hermann Tiedje erneut im Fokus der Öffentlichkeit, als der damalige SPD-Parteichef Kurt Beck dort bei der Klausurtagung überraschend seinen Rücktritt erklärte. Auch gefilmt wurde bereits im Resort Schwielowsee: Das Feriendorf direkt neben dem Hotel verwandelte sich Ende 2007 für die Dreharbeiten zum Science-Fiction-Drama „Mr. Nobody“ in ein amerikanisches Dorf. Ob das gelungen ist, wird sich noch 2009 zeigen: Denn dann soll der fertige Film des belgischen Regisseurs Jaco van Dormael mit Jared Leto und Diane Kruger („Troja“) in die Kinos kommen. Jana Haase
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