zum Hauptinhalt

WILHELMSHORST WIRD 100 Ein Fotoreport vom Festumzug: Nicht besser, aber anders

Korso in die Gründerjahre: Wilhelmshorst feiert sich mit einem Festumzug

Stand:

Michendorf · Wilhelmshorst - Die Wilhelmshorster Peter-Huchel-Chaussee als Flaniermeile: Mit stolz geschwellter Brust ziehen die Ratsleute durch ihre Waldgemeinde, vorbei an winkenden Bürgern, hindurch unter Kiefern und Kastanien. Hinter ihnen das Geklapper von Pferdehufen, vor ihnen musiziert der Spielmannszug. Die Kleidung ist festlich: Lange schwarze Gehröcke über edlen Seidenbindern, Zylinder und Melone thronen auf den Häuptern. Manch einer hält die Zigarre vor der Brust, ein anderer lässt beschwingt den Spazierstock kreisen. Und sie alle lächeln milde ins Publikum, als wollten sie sagen: „Schaut euch um und seht, was wir gemeinsam erreicht haben.“

Mit ihrem Festzug reisten die Wilhelmshorster am Sonnabend zurück zu ihren Wurzeln: ein Ausflug in die Geschichte, um zu sehen, wo man heute steht. „Wir sind nicht besser als andere Orte, nur eben anders – und das macht Wilhelmshorst so besonders“, formuliert Ortsbürgermeister Gerd Sommerlatte die hier gängige Regel. Die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Ortsjubiläum haben an diesem Wochenende ihren Höhepunkt erreicht. Es hatte Empfänge gegeben, Einweihungsfeiern, unzählige Begegnungen mit Gästen und vor allem miteinander. Und das setzt Impulse: Die Vereine melden steigende Mitgliederzahlen, neue Initiativen wie die „Wilhelmshorster Bühne“ wurden aus der Taufe gehoben, die wohl meisten entdecken ihr Interesse an der Geschichte des Ortes.

Zusammen mit seinem Ortsbeirat und Bürgermeisterin Cornelia Jung führt Sommerlatte den Korso an, gefolgt von Vereinen, Gewerbetreibenden, der Oberschule, eingerahmt von den Spielmannszügen aus Neuseddin und Winsen an der Luhe. Die versprochenen drei Kilometer Ortsgeschichte dürfte man erreicht haben – umso erstaunlicher ist es, dass noch so viele Bürger übrig bleiben, um applaudierend am Straßenrand zu stehen. Großeltern winken ihren Enkeln bei der Feuerwehr zu, die Knirpse aus der Kita Ameisenhügel machen rufend ihre Eltern auf sich aufmerksam. Am Ende reihen sich alle ein und ziehen gemeinsam in Richtung Festmeile. Die befindet sich im Eichenweg. An Ständen präsentieren sich örtliche Vereine, Wilhelmshorster Bürger kredenzen Bratwurst, Kuchen und heimische Erzeugnisse.

Wie eine Erkennungsmarke wirkt das dicke grüne Buch, das hier bereits viele unter dem Arm tragen. Der Band zur Ortsgeschichte findet reißenden Absatz, „es scheint, als würden die Leute befürchten, wir hätten nicht genügend vorrätig“, sagt Ortshistoriker Rainer Paetau am Verkaufsstand, vor dem sich eine lange Schlange gebildet hat. Er kann jedoch beruhigen: Die Auflage reiche für mehr als jeden Bürger. Über 600 Exemplare wurden allein an den ersten beiden Tagen verkauft. Das Buch als Gemeinschaftsprojekt, an dem der Ort zusammenwächst: „Die Alt-Wilhelmshorster haben ihr Wissen beigesteuert, die Neubürger haben gespendet.“

Die „Ratsherren“ – und natürlich auch die einzige „Ratsdame“ Renate Hobeck – schütteln indes unermüdlich Hände, begrüßen Nachbarn und werten mit ihnen hundert Jahre Wilhelmshorst aus. Die Bürger zusammenbringen – das sei eines der Ziele des Ortsbeirates gewesen. „Das ist uns gelungen“, wertet Ortsbürgermeister Sommerlatte und zieht zufrieden an der Zigarre.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })