Potsdam-Mittelmark: Nicht nur nachts auf Beutezug
Polizeichef warnt vor Einbrüchen in der Dämmerung / Werder insgesamt sicherer als andere Gemeinden
Stand:
Werder (Havel) - Jetzt, da die Tage wieder kürzer sind, haben Einbrecher Hochkonjunktur. Viele würden mittlerweile in der Dämmerung zuschlagen: Wenn die Bürger zwischen 17 und 20 Uhr nochmal kurz das Haus zum Einkaufen verlassen und dabei vielleicht das Fenster angekippt oder die Terrasse ungesichert lassen. Bernd Fiedler, Leiter der Polizeiwache Werder, mahnt zur Achtsamkeit: „Man sollte sich mit den Nachbarn verständigen und aufeinander aufpassen.“
Der Polizeichef war am Montagabend einer Einladung der Werderaner Linken gefolgt: auf der Ortsverbandssitzung ging es um das Thema Ordnung und Sicherheit. Anhand einer vorläufigen Statistik für dieses Jahr zog Fiedler eine positive Bilanz: Die Bürger in Werder und der Gemeinde Schwielowsee wohnen sehr sicher. Bis September dieses Jahres seien insgesamt 1 863 Straftaten begangen worden, 20 weniger als im Vergleichzeitraum 2007. Im Vergleich zu anderen Städten falle die Zahl sehr niedrig aus. Auch gebe es hier weniger Hauseinbrüche als zum Beispiel in Seeburg oder Kleinmachnow. Außerdem könne die Polizei immer öfter auf die Unterstützung der Bürger setzen. „Mehr Leute sind bereit, sich als Zeuge zu melden oder Anzeige zu erstatten“, so Fiedler.
Die sogenannten Eigentumsdelikte würden über ein Drittel der Straftaten ausmachen, vorneweg die Diebstähle aus Autos, kurz dahinter die Fahrraddiebstähle. Ein Viertel falle in den Bereich der sonstigen Straftaten, von Farbschmierereien bis hin zum Vandalismus. Immerhin 14 Prozent seien Rohheitsdelikte: Raub, Körperverletzung, Nötigung und das so genannte Stalking, wenn ein Täter also seinem Opfer nachstellt. Die meisten Gewalttaten gebe es im öffentlichen Raum und während des Blütenfestes. Dennoch sprach Fiedler von einem friedlichen Fest: Das Sicherheitskonzept der Stadt und das strategische Vorgehen der Polizei würden die Gewalt in jenen Tagen auf erträglichem Niveau halten.
Bei der Prävention lege die Polizei ein großes Augenmerk auf die Gruppe der Heranwachsenden zwischen 18 und 25, denn sie würden einen hohen Anteil der Tatverdächtigen bilden. Zehn Intensivtäter in dieser Altersgruppe werden von einem speziellen Sachbearbeiter in Zusammenarbeit mit Kommunen und Staatsanwaltschaft betreut. „Manchmal reicht es schon, einen Ausbildungsplatz für sie zu finden“, so Fiedler. Im Zusammenhang damit wurde auf der Sitzung gezielt nach Rechtsextremen gefragt. „Es ist bekannt, dass hier welche wohnen“, so der Glindower Klaus Vehlow. Das Thema werde von der Polizei ernst genommen, bilde aber keinen Schwerpunkt im Wachenbereich, antwortete der Polizeichef. Weniger als hundert Propagandadelikte habe es 2007 gegeben, vom Hakenkreuz auf der Schulbank bis hin zum Verteilen einschlägiger Flugblätter. Zu zentralen Daten wie dem Hitlergeburtstag sei die Polizei besonders wachsam, gehe schon im Vorfeld auf bekannte Rechtsextreme zu.
Große Sorgen bereiten dem Polizeichef die Unfallbilanzen: 80 Prozent aller Verkehrsunfälle würden sich innerorts ereignen, auf der B1 und der L90 – trotz neuer Fahrbahnen. Ursachen seien zu dichtes Auffahren oder zu hohe Geschwindigkeit. Über 3300 Tempoüberschreitungen seien bis September gemessen worden. Fiedler bemerke eine zunehmende Rücksichtslosigkeit, auch beim Parken: Trotz Halteverbots würden regelmäßig Autos an der schmalsten Stelle der Külzstraße stehen und Unfälle verursachen. Die Kontrollen will Fiedler verstärken, denn nur wenn Verkehrssünder ständig mit Strafe rechnen müssten, würden sie sich bessern. Thomas Lähns
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: