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Potsdam-Mittelmark: Nicht ohne meinen Wald

Bürgerinitiative Annastraße kündigt juristische Schritte gegen Siedlung an

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Bürgerinitiative Annastraße kündigt juristische Schritte gegen Siedlung an Stahnsdorf - Für die Familie Lebuser war es der Grund, ihr Haus hier zu bauen: das verwilderte Waldstück an der Stahnsdorfer Annastraße. Jetzt ist das Paar mit zwei Töchtern gerade eingezogen, und der Wald droht gefällt zu werden. Neue Häuser sollen entstehen. Aber damit wollen sich die Lebusers und bisher 20 andere Anwohner nicht abfinden und haben eine Bürgerinitiative (BI) gegründet. Bei einer Protestaktion an der Annastraße gab die Initiative sich gestern optimistisch, das Projekt auf juristischem Wege stoppen zu können. Denn laut BI-Sprecher Robert Voigt ist das Areal im Entwurf für den Flächennutzungsplan (FNP) der Gemeinde als Waldfläche ausgewiesen. Zwar sei der FNP noch nicht verabschiedet. Das müsste er aber, da die Übergangsfristen für die ostdeutschen Kommunen abgelaufen seien. Änderungen könnten daher nicht einfach so vorgenommen werden. Bürgermeister Gerhard Enser sieht dagegen für seine Gemeinde noch etwas mehr Spielraum: „Weil die neuen Ortsteile dazugekommen sind, brauchen wir etwas mehr Zeit.“ Im Februar hatten die Stahnsdorfer Gemeindevertreter beschlossen, für das Areal einen Vorhaben- und Erschließungsplan aufzustellen. Das Gebiet gehört der Evangelischen Kirche, die es gemeinsam mit der Stern-Immobilien entwickeln will. Dazu Pfarrer Peter Edert: „Wir brauchen Geld, um unser dringend benötigtes Gemeindezentrum zu bauen.“ Statt zu verkaufen, will die Gemeinde den Neubau mit den stetig fließenden Pachteinnahmen finanzieren. Die Mitglieder der BI bezweifeln, dass die Rechnung aufgeht. Es gebe schon 1250 Hektar freies Bauland in der Gemeinde, etwa in den Schmalen Enden oder im Grashüpferviertel. Darunter befänden sich auch relativ günstige Immobilien, wie sie die Kirche jetzt an der Annastraße plant. Unterschiedliche Auffassungen gibt es auch über den ökologischen Wert der Grünfläche, die die Kirche in den 30er Jahren von der Wehrmacht übernommen hat. Während Bürgermeister Enser von einer „übrig gebliebenen Baumbrache“ spricht, in der sich viel Müll angesammelt habe, sehen die Anwohner die Gemeinde in der Pflicht: „Die ist eigentlich für die Pflege zuständig“, so Voigt. In dem Wald gebe es Spechte, und auch Fledermäuse seien schon gesehen worden. Bürgermeister Enser versucht, die Gemüter zu beruhigen. Noch sei nichts beschlossen, eine Bürgerbeteiligung werde folgen. Auch die Tier- und Pflanzenwelt in dem Waldstück werde behördlich geprüft. „Ich bin bisher weder für noch gegen das Projekt“. Allerdings hält Enser eine Verdichtung der bisher locker besiedelten Gegend für erstrebenswert. Hier steht das neue Gemeindezentrum, der Bau einer Schule ist beschlossen. Angelika Lebuser sagt, dass sie in ihrem neuen Haus „nichts mehr hält“, wenn, die neue Siedlung kommt. Allerdings sei verkaufen wohl nicht möglich. Denn bis dahin, glaubt sie, seien die Grundstückspreise in dem Gebiet sicher erheblich gesunken. Volker Eckert

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