zum Hauptinhalt
Neustart als Restaurant. Vor acht Jahren war der letzte Vorhang im Saal des Diana Kinos gefallen. Seitdem steht das Haus am Puschkinplatz leer.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Nie wieder Kino

Teltow will das leer stehende Lichtspielhaus Diana an Gastronomen verkaufen. Die könnten den Saal zu Wohnungen umbauen

Stand:

Teltow - Über die Leinwand des alten Teltower Lichtspielhauses Diana werden wohl nie wieder Filme flimmern. Der Stadt ist es nach über zwei Jahren der Suche nicht gelungen, einen neuen Kino-Betreiber für das denkmalgeschützte Haus an der Potsdamer Straße zu finden. Deshalb soll das Haus von Gastronomen übernommen werden. Sie könnten im Kinosaal unter anderem Wohnungen oder Hotelzimmer einrichten. Das sagte Teltows Kämmerer Rico Kasten auf Anfrage gegenüber den PNN.

Im nichtöffentlichen Teil der heutigen Sitzung des Finanzausschusses sollen die insgesamt zwei Kaufangebote für das marode Lichtspielhaus erstmals den Stadtverordneten vorgestellt werden. „Leider will keiner der beiden Bewerber im Diana ein Kino eröffnen“, sagte Kasten. Zwar hätten in der Vergangenheit auch andere Interessenten im Rathaus vorgesprochen, darunter auch eine Schauspielschule, die den Saal erhalten wollte – letztlich seien die Vorschläge an der Finanzierung gescheitert. Ein Kino in Teltow, das habe sich nicht gerechnet. „Unser Ziel war es zuletzt, überhaupt einen Nutzer zu finden.“ Nach Jahren des Leerstandes habe die ohnehin marode Bausubstanz weitergelitten.

Vor acht Jahren war der letzte Vorhang im Saal des mit 230 Sitzplätzen ausgestatteten Kinos gefallen. Seitdem steht das Haus am Puschkinplatz leer. Scheiben wurden eingeschlagen, die Wände beschmiert, sogar ein Obdachloser soll sich dort zeitweise eingerichtet haben. Immer wieder hatte das Ordnungsamt die Anliegerpflichten vergeblich angemahnt. Ende 2011 nahm sich die Stadt des Schandflecks an, kaufte das Kino und schrieb es anschließend aus. Öffentlich wurde der Kaufpreis nie genannt, der Verkaufspreis wird jedoch darunter liegen, sagte Kasten. „Es muss jetzt endlich etwas passieren“, so der Kämmerer.

Dort als Stadt selbst ein Kulturzentrum zu entwickeln, das hatte das Rathaus bislang immer abgelehnt. In den vergangenen Jahren ließ Teltow das Diana lediglich entrümpeln und sichern. Die notwendige Sanierung soll der künftige Betreiber übernehmen. Die Gespräche mit den beiden Berliner Interessenten seien weit gekommen, sagte Kasten. Auch die Denkmalschutzbehörde habe bereits Zustimmung zu den geplanten Umbauten signalisiert. Egal welcher Bewerber den Zuschlag erhalte, beide würden an der äußeren Form des 1936 erbauten Kinos nur wenig verändern.

Dort, wo im vorderen Gebäudeteil einst ein Cafè eingerichtet war, könnte schon bald wieder Essen serviert werden. Um mehr Licht in das Haus zu bekommen, könnten die Schaukästen, die einst Filme ankündigten, Fenstern weichen. Möglich scheint auch, dass der Saal eine Zwischendecke erhält, um darüber Wohnungen oder Hotelzimmer einzurichten. Das Wandbild an der Front des Hauses mit der aus der römischen Mythologie stammenden Jagdgöttin Diana soll hingegen erhalten bleiben.

Der Kinobeauftragte der Berlin-Brandenburgischen Filmfördergesellschaft Medienboard, Christian Berg, hat den angekündigten Verkauf des Dianas indes bedauert. „Es ist schade, dass wir den Standort Teltow nun endgültig von der Kinokarte des Landes streichen müssen“, so Berg gegenüber den PNN. Zuletzt hatte sich der Kinobeauftragte bei der Stadt dafür eingesetzt, den traditionsreichen Kinostandort zu retten. Dafür hätte Teltow jedoch selbst Geld in die Hand nehmen müssen, denn die Kosten für den Kauf und die Sanierung des Baus seien für einen Kinobetreiber kaum zu stemmen gewesen. „Teltow hätte mit seinen 24 000 Einwohnern sehr gut ein Kino vertragen können“, sagte Berg.

Dass es auch anders gehen kann, zeigt das Beispiel der Kleinmachnower Kammerspiele: Dort hat eine Kulturgenossenschaft den Betrieb übernommen. Die Kommune hat das Projekt mit 400 000 Euro unterstützt, damit das Haus saniert und umgebaut werden kann. Dank des oft ehrenamtlichen Einsatzes hat sich in den Kammerspielen viel verändert. Namen wie Wladimir Kaminer, Max Moor oder Harry Rowohlt schmücken die Gästeliste. Mit Fördermitteln ist es zudem gelungen, die alte Kinotechnik zu digitalisieren.

„Die Stadt Teltow hat leider schon sehr früh klargemacht, dass sie für das Kino kein Geld hat“, sagte der Medienboard-Kinobeauftragte Berg. Der Verkauf sei nun die souveräne Entscheidung der Politik. Für die Teltower Filmliebhaber bedeute das allerdings, dass sie auch in Zukunft außerhalb der Stadt ihrem Kinogenuss frönen müssen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })