Potsdam-Mittelmark: Nieplitzwasser soll den See retten
Kanalrohre zum Seddiner See werden ab Frühjahr verlegt / Kritik wegen unklarer Folgen für Beelitz
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Beelitz / Seddiner See - Ab dem kommenden Jahr fließt das Wasser der Nieplitz noch weiter nach Norden – bis in den Seddiner See. Im Frühjahr soll mit dem Verlegen von Kanalrohren begonnen werden, um das 217 Hektar große Gewässer zwischen Seddin und Michendorf aus dem kleinen Beelitzer Fluss zu speisen. 750 000 bis eine Million Kubikmeter sollen im ersten Jahr entnommen werden, sagte Axel Zinke, Bürgermeister der Gemeinde Seddiner See, gestern auf Anfrage. Damit soll der Wasserspiegel kurzfristig um einen Meter steigen. Danach sollen jährlich bis zu 300 000 Kubikmeter Nieplitzwasser nach Seddin fließen.
Seit Jahren beklagen Bürger und der hiesige Fischer, dass der Wasserstand kontinuierlich fällt. Mit dem Leitungsprojekt, das seit Anfang der 90er Jahre im Gespräch ist, soll nun gegengesteuert werden. 2,5 Millionen Euro kostet das Vorhaben, die Gemeinde als See-Eigentümer zahlt 500 000 Euro, der Rest kommt vom Land. Zurzeit wird noch mit Grundstückseigentümern verhandelt, unter deren Flächen das Nieplitzwasser künftig nach Seddin plätschern soll. Wo genau der Fluss angezapft werden soll, sei noch nicht endgültig entschieden. Laut Zinke müsse man aber dort hin, wo das Wasser am saubersten ist. In den vergangenen zehn Jahren ist der Seddiner See bereits umfangreich saniert worden, die Sichttiefe liegt mittlerweile bei knapp zwei Metern.
Kritik an dem Leitungs-Projekt kommt indes aus Beelitz. Die Grünen-Stadtverordnete und Landtagskandidatin Elke Seidel bemängelt, dass die Folgen für die Nieplitz und deren Einzugsgebiet noch nicht ausreichend geklärt seien. Außerdem bezweifelt sie die Wirksamkeit, solange die Ursachen des Wasserverlustes nicht beseitigt sind. Seidel verweist auf den Klimawandel sowie auf den Verlust von Grundwasser durch die Trinkwasserversorgung: 140 000 Kubikmeter aus der Gemeinde würden jährlich als Schmutzwasser im Beelitzer Klärwerk landen. Zudem würden 150 000 Kubikmeter Seewasser zur Beregnung des Golfplatzes nebenan entnommen, dafür würden 80 000 Kubikmeter aus Tiefbrunnen wieder eingeleitet, kritisiert Seidel und beruft sich auf einen Bericht des ortsansässigen Instituts für angewandte Gewässerökologie. Wie bei der Seesanierung ist das Institut auch beim Kanal-Projekt federführend. Für eine Stellungnahme war dort gestern niemand erreichbar. Schließlich beklagt Seidel eine zu geringe Beteiligung der Öffentlichkeit im Zuge der Planungen. Ihr Resümee: „Ich unterstütze alle Bemühungen, die Wasser in der Landschaft halten, aber eine einseitige Überführung aus einem Fluss, der selbst Niedrigwasser führt, lehne ich ab“, so Seidel.
„Es geht nicht darum, die Nieplitz leer zu machen“, verspricht Bürgermeister Zinke. Nur überschüssiges Wasser werde dem Fluss entnommen, und das auch nur im Winter. Sobald eine bestimmte Fließgeschwindigkeit unterschritten werde, schweigen die Pumpen. Das Verfahren sei strengen Regularien unterworfen und werde von der Unteren Wasserbehörde und dem Landesumweltamt überwacht. Zudem seien die jährlichen Kubikmeterzahlen nur Höchstwerte, die man nicht unbedingt erreichen muss. Die Folgekosten in Höhe von 100 000 Euro – auch danach hatte Seidel gefragt – würde indes seine Gemeinde tragen, einen Teil werde auch der Golfclub übernehmen.
Die Träger öffentlicher Belange sieht der Bürgermeister angemessen vertreten, würden doch von den Gemeinden über den Landrat und die Naturparkverwaltung bis hin zum Landesumweltminister alle mit im Boot sitzen. „Auch die Stadt Beelitz steht eigentlich voll hinter dem Projekt“, so Zinke. Thomas Lähns
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