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Potsdam-Mittelmark: Notsignal aus Teltow begrüßt

Elternvertreter fordert landesweit mehr Lehrer

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Teltow - Der Teltower Stadtverordnete Eberhard Adenstedt (Bündnisgrüne) hat den Elternprotest aus der Mühlendorf-Oberschule gestern begrüßt. Wie berichtet, hatte der Elternsprecher Horst Ritter mit einer PNN-Anzeige auf die Stellensituation in der Schule aufmerksam gemacht. „Vielleicht ist das nicht die ideale Form, um auf Probleme hinzuweisen“, so Adenstedt. Als Notsignal könne er die mit bitterer Ironie verfasste Zeitungsanzeige aber gut verstehen. „Es ist leider tatsächlich so, dass das Schulamt und das Bildungsministerium erst nach provokanten Aktionen in Bewegung kommen.“

Adenstedt ist neben seiner Funktion als Stadtverordneter ehrenamtlich im Landeselternrat, im Landeschulbeirat und Bundeselternrat tätig. Er betonte gestern, dass viele Schulen im Land Brandenburg ähnliche Probleme mit Umsetzungen und Krankschreibungen hätten wie die Mühlendorf-Oberschule. Hauptproblem sei die zu knappe „Vertretungsreserve“ von drei Prozent – zusätzliche Stellen, mit denen Lehrerausfälle kompensiert werden sollen. „Im Schulamt Brandenburg (Havel) kommt hinzu, dass die Schulen davon nur zwei Prozent zugestanden bekommen, den Rest verwaltet das Schulamt selbst“, erklärte Adenstedt. Dies führe in Ernstfällen zu „noch mehr Trägheit“.

Der Elternvertreter betonte, dass die Vertretungsreserve bei weitem nicht ausreiche, um den tatsächlichen Krankenstand auszugleichen: Der habe in den vergangenen Jahren im Schnitt bei über acht Prozent gelegen. Die Zahl werde nur gegenüber dem Landesschulbeirat genannt, offiziell sei von sechs Prozent die Rede.

„Im Sommer ist der Krankenstand zwar etwas geringer, im Winter liegt er aber dafür deutlich über acht Prozent“, sagte Adenstedt. So würden sich besonders in den Wintermonaten die Beschwerden über Unterrichtsausfälle häufen. Zudem gebe es Schulen, in denen der Schnitt weit über acht Prozent liegt – die Fehlquote an der Anne-Frank-Grundschule in Teltow habe im vorigen Schuljahr zum Beispiel 22 Prozent betragen.

„Auf der anderen Seite werden Leistungen in Vergleichsarbeiten erbarmungslos abgefordert“, kritisiert Adenstedt. Wenn dann drei Viertel der Kinder mit „Sechs“ abschließen, dauere es mehrere Wochen, um sie wieder zu motivieren. „Zurzeit werden die Schulen in Brandenburg kaputtgespart“, meint Adenstedt. Die Vertretungsreserve von drei Prozent reiche nicht aus, es müssten deutlich mehr Spielräume geschaffen werden.

In Teltow würden sich Grüne und FDP dafür einsetzen, den im September beschlossenen kommunalen Schulfonds im nächsten Jahr mit 30 000 Euro zu füllen. Mit einem solchen Fonds bemüht sich derzeit bereits die Nachbarkommune Kleinmachnow, Ausfallstunden durch Ersatzkräfte zu kompensieren. Der Fonds ist nicht unumstritten: Denn zuständig für die Finanzierung des Schulpersonals ist an sich das Land. Henry Klix

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