
© Enrico Bellin
Potsdam-Mittelmark: Nur der Sand fehlt
Werders Stadtbibliothek ist bei Schülern auch im Sommer beliebt. 2013 kamen 35 000 Besucher
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Werder (Havel) - Gregory Heffley ist ein zwölfjähriger fauler und selbstsüchtiger US-Amerikaner, der Erwachsene nicht ernst nehmen kann und darüber Tagebuch schreibt. Er ist die Hauptfigur von Jeff Kinneys Jugendromanreihe „Gregs Tagebuch“, momentan Bestseller und eines der meistgelesenen Bücher in der Werderaner Stadtbibliothek. Jetzt in den Ferien lädt Bibliotheksleiterin Birgit Mücke Kinder und Jugendliche zum dritten Sommerleseclub ein.
Das Konzept geht auf: „Für die Ferien habe ich mir fünf Bücher vorgenommen“, sagte der zehnjährige Ramon. Auch er ist von „Gregs Tagebuch“ begeistert, in der Hauptfigur erkenne er sich oft wieder. Daneben liest er gerne „Die Wilden Kerle“ oder die „Teufelskicker“. Zwei Bücher pro Woche schaffe der Fünftklässler selbst zu Schulzeiten.
„Im vergangenen Jahr war Gregs Tagebuch die mit Abstand beliebteste Lektüre beim Leseclub“, sagte Mücke am Donnerstag in der Bibliothek, die trotz sommerliche Hitze mit etwa 20 Menschen gut besucht war. Clubmitglieder bekommen ein Leselogbuch, in dem sie die gelesenen Werke bewerten sollen. Für jedes gelesene Buch gibt es einen Stempel. Wer am Ende des Sommers drei Stempel gesammelt hat, darf im September bei der großen Sommerabschiedsparty dabei sein. Die Aktion werde sehr gut angenommen, es gebe bereits 80 Anmeldungen für den Leseclub.
Auch die neunjährige Leonie macht es sich gern in den Strandstühlen der klimatisierten Stadtbibliothek bequem. „ZuHause habe ich nichts zu tun, da ist der Sommerleseclub eine tolle Abwechslung.“ In ihrem Kinderzimmer stehe zwar ein großes Bücherregal, aber davon habe sie schon alles durchgelesen. Sie will zumindest die drei Bücher schaffen, um im September mitfeiern zu können. Am liebsten liest sie Abenteuergeschichten. Auf den Leseclub sei Leonie durch einen Flyer an der Pinnwand des Gymnasiums aufmerksam geworden.
In ihrem Freundeskreis gebe es viele andere Kinder, die ebenfalls gerne lesen. „Videospiele haben eigentlich immer das gleiche Prinzip, da ist Lesen viel spannender.“ Am liebsten mache es sich Leonie mit einem Buch im Bett bequem, auch wenn momentan der Strand am Plessower See lockt. „Da ist es einfach zu laut.“ Im Gegensatz zu Ramon hat sie noch kein Lieblingsbuch. Mit der Auswahl in der Bibliothek sind die beiden zufrieden.
Birgit Mücke zufolge gibt es in Werder einen Bestand von mehr als 8 500 Kinder- und Jugendbüchern. Neben den Neuerscheinungen mögen die Teenager auch Klassiker wie Mark Twains Südstaaten-Helden Tom Sawyer und Huckleberry Finn oder Enid Blytons „Fünf Freunde“-Reihe. „Besonders zu Ferienbeginn haben sich die Besucher mit Büchern eingedeckt.“ Beliebt sind dabei auch Kuriositäten wie „Das Labor der 1 000 Gefahren.“ Die Handlung des Buches kann der Leser durch Würfeln verändern. Je nach gewürfelter Augenzahl soll man auf unterschiedlichen Seiten weiterlesen, wodurch die Geschichte ein anderes Ende nimmt.
Nicht nur zur Sommerzeit nehmen die Werderaner ihre Stadtbibliothek gut an, die Besucherzahl steige stetig, so Mücke. Im vergangenen Jahr haben sie und ihre Mitarbeiter fast 35 000 Leseratten gezählt. Neben Bewohnern der Kernstadt kommen auch die Menschen aus den Ortsteilen und sogar Nachbargemeinden in die Bibliothek. Die zentrale Lage in der Stadtmitte sei dafür sehr günstig. Doch nicht jeder, der sich ein Buch oder eine CD ausleihen will, muss dazu in die Brandenburger Straße kommen. Die Werderaner sind Mitglied im brandenburger Verbund der E-Ausleihe. Dabei kann man sich als Bibliotheksmitglied das gewünschte Werk einfach aus dem Internet herunterladen. Noch würden nicht alle Verlage mitmachen, das Angebot wachse Mücke zufolge aber. „Besonders Pendler laden sich die Bücher auf ihr mobiles Gerät, das ist im Zug einfach handlicher.“ Zudem können auf einem E-Book–Reader mehrere Bücher gespeichert werden.
Durch eine Verschlüsselungstechnik sind die Bücher nach dem Herunterladen drei Wochen lang lesbar. Auch Zeitungen, Magazine und Hörbücher stehen zur Auswahl. Besonders für sie sei die Methode besser. Ein Hörbuch muss klassischerweise auf fünf oder sechs CDs verteilt werden. „Davon hat dann ganz schnell eine einen Kratzer und spielt nicht mehr richtig, was den Spaß am kompletten Hörbuch nimmt“, so die Bibliotheksleiterin.
Neben der E-Ausleihe wird auch der klassische Medienbestand weiter aufgestockt. Exklusiv für den Sommerleseclub wurden neue Bücher gekauft, 4 000 Euro gaben Stadt und Landkreis dafür der Stadtbibliothek. Nach dem Sommer können dann auch Bibliotheksbenutzer, die nicht im Club sind, die Bücher ausleihen. Teenager, die die drei für den Leseclub geforderten Bücher über die Ferien lesen, können sich bei der Sommerfeier am 17. September auf einen besonderen Gast freuen: Boris Pfeiffer, der unter anderem Bände der Reihe „Die drei ??? Kids“ geschrieben hat, wird aus seinen Werken lesen.
Die elektronische Ausleihe gibt es unter www.werder-havel.de/stadtbibliothek unter „e-ausleihe“.
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