Potsdam-Mittelmark: Nur für Fußball ist noch Platz

Region Teltow - Die Weltmeisterschaft in Brasilien läuft. Der Ball rollt, die Fans jubeln und alle lieben Fußball – nur in Teltow nicht. Egal ob Turner, Handballer oder Basketballer, viele Sportler der Region haben ein Fußball-Problem. Die Spieler und Athleten warten auf freie Hallenplätze, doch die sind von den kickenden Ballkünstlern belegt. Sie haben sich die Hallen in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf oft ganzjährig gesichert. Dabei brauchen sie die bei steigenden Temperaturen und gutem Wetter nicht.

Leere Hallen sind ein Luxus, den sich die Region kaum leisten kann. So sagt es jetzt der Chef des größten Sportvereins in der Region, der Präsident des RSV Eintracht, Michael Grunwaldt. „Ich weiß, dass ich damit auch meine eigenen Fußballer treffe“ – aber immer wenn es die Kicker hinaus aufs Grüne zieht, bleiben die so dringend benötigten Sporthallen leer. Und das ziemlich lange: Meist von Ende März bis Anfang November.

Alle, die beim Sport auf ein Dach über dem Kopf angewiesen sind, können da nur neidisch gucken. Grunwaldt will deshalb eine Debatte über die Vergabe der Hallenzeiten anstoßen – oder noch besser eine über den Bau neuer Hallen. Denn die Not bei den Sportlern ist groß.

Handball, Basketball, Turnen – alle Abteilungen führen lange Wartelisten. Der RSV kann in diesen Sportarten kaum neue Mitglieder aufnehmen, weil sie nirgends trainieren könnten. Vielen anderen Sportvereinen in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf geht es ähnlich. Auch sie warten auf freie Hallenzeiten.

Zwar wurden mit dem Geld der Kommunen und des Kreises immer wieder neue Sporthallen gebaut, doch die sind bereits großzügig an Fußballer vermietet. So auch die neueste und modernste Halle am Evangelischen Hoffbauer-Campus in Kleinmachnow: Von Dienstag bis Freitag belegen die Sportler des Teltower Fußballvereins seit Anfang des Jahres die besten Zeiten am Nachmittag.

„Die Halle steht jetzt im Sommer leer“, sagt Grunwaldt. Bei der Evangelischen Stiftung heißt es auf Nachfrage, dass bis zum Herbst tatsächlich freie Zeiten zur Verfügung stehen. Sie können kurzfristig aber nur zeitlich begrenzt angemietet werden. Doch was ist im Winter? Egal ob Basketball, Handball oder das derzeit besonders nachgefragte Kinderturnen – kein Sportler will im Winter eine Pause machen, sagt Grunwaldt. Das gilt natürlich auch für die Fußballer aus Teltow.

„Die ganze Situation ist ärgerlich“, sagt Grunwaldt. Es fehlen weitere Hallen. Insbesondere da die Sporthalle am Kant-Gymnasium in Teltow jüngst abgerissen wurde. Erst in zwei Jahren wird der Neubau eröffnet. Gleichzeitig steht die Anlage am Kleinmachnower Weinberg-Gymnasium nachmittags leer. Die Halle inmitten der Wohnsiedlung darf aus Gründen des Lärmschutzes nur für den Schulsport genutzt werden.

Freie Zeiten gibt es auch noch in der neuen, kreiseigenen Halle am Stahnsdorfer Gymnasium – aber nur zu gepfefferten Preisen: Sie liegen fast sechsmal höher als in den Hallen, die Teltow, Kleinmachnow oder Stahnsdorf gehören, so Grunwaldt.

Der Druck auf die Vereine sei in allen Sportarten groß. Das sagt auch Dietmar Hartung vom SV Ruhlsdorf. Der Verein in dem immer größer werdenden Teltower Ortsteil habe seine Mitgliederzahl in den vergangenen zwei Jahren auf rund 350 nahezu verdoppelt. Immer mehr Eltern melden ihre Kinder dort an. Sowohl zum Handball, als auch zum Fußball. Im Winter brauchen aber beide Abteilungen eine Halle, sagt Hartung. Immerhin konnte der SV Ruhlsdorf drei Stunden für seine Handballer in der neuen Hoffbauer-Halle reservieren.

Andere hatten weniger Glück, sagt Michael Grunwaldt. Der RSV konnte nur seine Badminton-Spieler unterbringen. Die Basketballer auf den Wartelisten blieben außen vor, auch die Kinder vom Turnen. Sie warten noch auf ein Dach über dem Kopf. Da es keine neuen Hallen gibt, können sie nur den Fußballern zuschauen: Entweder wie derzeit auf den Freiluftplätzen der Region oder am Fernseher in Brasilien.