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Potsdam-Mittelmark: Nur Hagel kann die Ernte noch verderben Weinlese am Werderaner Wachtelberg: In diesem Jahr hervorragende Qualität erwartet

Werder (Havel) - Die Prozedur wiederholt sich derzeit fast täglich auf dem Werderaner Wachtelberg. Inmitten seines Weinbergs hoch oben über der Havel steht Manfred Lindicke und blickt durch das sogenannte Refraktometer.

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Werder (Havel) - Die Prozedur wiederholt sich derzeit fast täglich auf dem Werderaner Wachtelberg. Inmitten seines Weinbergs hoch oben über der Havel steht Manfred Lindicke und blickt durch das sogenannte Refraktometer. Umgeben von traubenbehangenen Rebstöcken hält der Weinbauer das stabförmige Gerät gegen die Sonne, um den Zucker gehalt der Trauben zu bestimmen. Gelegentlich bewegen sich dabei die Augenbrauen und man könnte fast meinen, er wolle so die Öchsle-Grade seiner Weintrauben noch steigern. Doch der Werderaner ist auch ohne Tricks zufrieden mit dem Zuckergehalt seiner Rebsorten im weltweit nördlichsten Anbaugebiet für Qualitätsweine.

„Beim Müller-Thurgau liegen wir derzeit bei 70 Grad Öchsle, bei den Roten bei durchschnittlich 80. An den besten Stellen erreichen wir sogar 95 Grad“, sagt Lindicke. Im Ergebnis verspricht der hohe Zuckergehalt einen hervorragenden Wein in diesem Jahr. „Fruchtig und mit einem angenehmen Zucker-Säure-Verhältnis“, prophezeit Lindicke. Er fügt hinzu: „Neben dem Zucker stimmen auch die Anzahl der Trauben und ihre Größe. Insgesamt deutet alles auf einen sehr guten Jahrgang hin.“ Lediglich Hagel darf es in den kommenden Tagen nicht geben. „Dann“, sagt Lindicke, „wäre die Ernte hinüber.“ Aber auch starker Regen ist unerwünscht. Feuchtigkeit würde die Trauben faulen lassen.

Bereits am kommenden Wochenende sollen auf dem Wachtelberg die Weißwein-Trauben der Sorte Müller-Thurgau gelesen werden. An den darauffolgenden Wochenenden folgen dann die Rotweinsorten, die mittlerweile die Hälfte des Ertrages bilden. Angebaut werden vor allem die Sorten Dornfelder und Regent. Insgesamt 13 verschiedene Weinsorten bietet Lindicke an. Hinzu kommen frischer Federweißer und Traubensaft. Gemeinsam mit einem Imbiss können sie in der Straußwirtschaft auf dem Wachtelberg gekostet werden.

Daneben gibt es einen Weinlehrpfad mit je 35 Rot- und Weißweinsorten. Hier wird genau beobachtet, wie sich Änderungen des Klimas auf das Gedeihen verschiedener Sorten auswirken. So wird auf dem Wachtelberg jetzt auch eine Kreuzung der aus südlichen Gefilden bekannten Rotweinsorte Cabernet mit dem robusten Dornfelder getestet. Cabernet Dorsa, Dorio und Cubin heißen die neuen Sorten, von denen es bisher jedoch noch keinen nennenswerten Mengen gibt.

Im Jahr 1996 übernahm der promovierte Obstbauer Lindicke auf Bitten der Stadtverordneten von Werder die von Pilzen und Krankheiten schwer mitgenommenen Rebstöcke. In den Folgejahren hat er den Weinberg einer Kur unterzogen und mittlerweile auch in wirtschaftliches Fahrwasser gebracht. „Mit 30 000 Stöcken bringen wir etwa 60 Tonnen Trauben pro Jahr vom Berg. Das entspricht etwa 60 000 Flaschen Wein“, sagt Lindicke. Abnehmer für seine schon oft prämierten Qualitätsweine, die im Landesweingut Kloster Pforta in Sachsen-Anhalt gekeltert werden, sind örtliche Supermärkte, Gastronomen und Gäste des Wachtelbergs.

Michael Klug / Hagen Ludwig

Weitere Infos im Internet unter www.Wachtelberg.de

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