Potsdam-Mittelmark: Nur noch halbe Züge nach Teltow?
Lärmschutz an S-Bahn bleibt fraglich
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Teltow - Mit der geplanten Taktverkürzung auf der Teltower S-Bahn-Strecke könnte es künftig eng werden in den bislang eher schlecht gefüllten Zügen: Um für die öfter verkehrende Züge keine zusätzlichen Lärmschutzmaßnahmen bauen zu müssen, könnte die Bahn einfach halbe Züge fahren lassen. Ein rechnerischer Trick, um auf zusätzlichen Lärmschutz verzichten zu können, erklärte der Vorsitzende der Teltower „Interessengemeinschaft Lärmschutz“, Gotthard Kudlek, gegenüber den PNN. Tatsächlich ist von entsprechenden Plänen in einem den PNN vorliegenden Schriftsatz der DB Netz AG die Rede.
Geplant ist der Zehn-Minuten-Takt in Teltow ab 31. August zunächst bis Dezember 2010. Indem die Anzahl der angehängten Waggons reduziert wird, könnten die Lärmgrenzen, die beim Bau der Trasse für Züge in voller Länge berechnet wurden, rechnerisch wieder eingehalten werden, sagte Kudlek. Am Interesse der lärmgeplagten Anwohner gehe das jedoch vorbei. Sie waren bereits beim Bau der Trasse im Jahre 2004/2005 mit ihrer Forderung nach zusätzlichen Lärmschutzmaßnahmen gescheitert. Diese bauen zu müssen, könnte den Starttermin der Taktverkürzung „pünktlich“ vor den anstehenden Wahlen im September gefährden, mutmaßt Kudlek.
Zudem müsse das Land für die kostspielige Taktverkürzung gar nicht selbst in die Tasche greifen: Ausgefallene oder verspätete Züge in anderen Teilen Brandenburgs bescherten den Teltowern das „Wahlgeschenk“, so Kudlek. Aus einem Schreiben der Bahn geht hervor, dass so fällige Vertragsstrafen für nicht erbrachte Leistungen kompensiert werden.
Im Verkehrsministerium widerspricht man: Die Gelder für die Taktverkürzung stammen aus dem 320 Millionen schweren Topf der vom Land Brandenburg bestellten Verkehrsleistungen, erklärte Pressesprecher Lothar Wiegand gestern. „Das ist kein Wahlgeschenk“, stellte er klar. Ziel sei es, die Strecke attraktiver zu gestalten und mehr Fahrgäste zu gewinnen. „Wir wollten den Start so schnell wie möglich“, so Wiegand. Ob es an der Teltower Trasse zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen geben wird, sei noch nicht geklärt. Erst in den nächsten Wochen werde das Eisenbahnbundesamt darüber entscheiden. Zu den „halbierten Zügen“ konnte Wiegand keine näheren Auskünfte geben, auch dies sei Sache des Eisenbahnbundesamtes. tor
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