Potsdam-Mittelmark: Nur noch stündlich nach Berlin Proteste gegen den Wegfall der RB 33 zwischen Michendorf und Wannsee
Potsdam-Mittelmark - Jeder 25. Zugkilometer wird wegen der gekürzten Regionalisierungsmittel des Bundes im Land Brandenburg gestrichen.
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Potsdam-Mittelmark - Jeder 25. Zugkilometer wird wegen der gekürzten Regionalisierungsmittel des Bundes im Land Brandenburg gestrichen. Die Region rund um Potsdam bleibt nicht verschont, auch wenn von einer früheren Streichliste nun nicht mehr die Rede ist: Erst vor einer Woche war auch der Wegfall der RB 22, der Zugverbindung zwischen Potsdam, Schwielowsee, Michendorf und Berlin-Schönefeld, im Gespräch. Nach Angaben der SPD-Landtagsabgeordneten Susanne Melior war dies Bestandteil eines „worst-case“-Szenarios, das nun nicht zum Tragen komme.
Dafür steht in der Realität eine andere Verbindung in Meliors Wahlkreis zur Disposition, von der bisher nicht die Rede war: Die RB 33 von Jüterbog nach Berlin-Wannsee soll künftig nur noch bis Michendorf fahren. Die täglich 700 Fahrgäste reichten für den Streckenerhalt nicht. Der Zielort Wannsee sei für „die meisten Fahrgäste, die weiter in die Berliner Innenstadt möchten, verkehrlich unattraktiv“, argumentiert das Infrastrukturministerium.
Eine Aussage, die Susanne Melior mit vertritt. Denn der RE 7 von Dessau über Berlin nach Wünsdorf sei mit mehreren Halts in Berlin (unter anderem Hauptbahnhof, Zoo und Ostbahnhof) ohnehin die bessere Verbindung. Zwar würde zwischen Michendorf, Wilhelmshorst, Rehbrücke, Medienstadt und Wannsee damit nur noch im Einstundentakt gefahren – mit dem RB 33 kam man auf einen Halbstundentakt. „Aber die Fahrgäste auf dieser Strecke werden sich darauf einlassen können“, meint Melior.
Der Michendorfer Verkehrsexperte Peter Pilling (PDS) sieht es etwas anders: Morgens würden auf dem Bahnhof Michendorf 60 bis 70 Leute Richtung Berlin fahren. „Es kommt ja darauf an, wo ich hin will, ob der RE 7 die bessere Variante ist“, so Pilling, seines Zeichens Verkehrsausschussvorsitzender der Gemeinde. Viele Fahrgäste würden nach Wannsee fahren, um von dort mit der S-Bahn Richtung Zehlendorf oder in Richtung Tempelhof zu kommen. Auch mit dem RE 1-Anschluss kommt man in Wannsee weiter in die Hauptstadt. Pilling hat den Eindruck, dass das südwestliche Berliner Umland mit den Planspielen von der Hauptstadt abgehangen wird.
Der Sprecher des Infrastrukturministeriums, Lothar Wiegand, betonte gestern derweil die Gesamtverantwortung des Ministeriums für das Land. „Natürlich tut es uns weh, wenn der Takt von Michendorf nach Berlin ausgedünnt wird. Aber was haben wir für eine Alternative?“ In anderen Landesteilen würden ganze Bahnverbindungen gestrichen und von Ein- auf Zweistundentakte ausgedünnt. Das Streckenkonzept sei „ausgewogen und vertretbar“.
„Für Fahrgäste aus Beelitz oder Treuenbrietzen nach Berlin ändert sich wenig, da der Umstieg nun in Michendorf (RE 7) statt in Berlin-Wannsee (RE 1 oder S-Bahn) stattfindet“, argumentiert das Infrastrukturministerium. Mit der Entfernung von der Hauptstadt wächst indes die Empörung: „Furchtbarer Protest“, so reagierte gestern der Beelitzer Hauptamtsleiter Rudolf Seidel. „Gerade die RB 33 wird von Berufspendlern nach Berlin genutzt, und umsteigen bedeutet immer Zeitverlust, zumal die Leute auf den RE 7 in Michendorf auch noch 30 Minuten warten müssen.“ Von Treuenbrietzen aus sei der Zug die einzige Verbindung nach Potsdam, nachdem die Buslinien bereits gestrichen wurden. Seidel kündigte ein gemeinsames, massives Vorgehen der Region gegen die Pläne an.
Einen Widerspruch sieht Seidel im Schienenausbau auf dieser Strecke, der derzeit für 100 Millionen Euro erfolgt. „Einerseits baut man zwischen Wannsee und Jüterbog für Tempo 100 aus, andererseits verlieren die Fahrgäste mehr als die gesparte Zeit, weil der RB 33 gekappt wird.“ Auch an anderer Stelle entlang der Strecke wird in steigende Fahrgastzahlen investiert: In drei Kommunen an der RB 33-Strecke werden derzeit mit erheblichen Fördermitteln des Landes neue Park & Ride-Anlagen gebaut.
Erst am Montagabend hatte Bürgermeisterin Cornelia Jung vor dem Hauptausschuss mitgeteilt, dass die neue P & R-Anlage am Bahnhof Michendorf mit zusätzlichen 45 Parkplätzen kurz vor der Fertigstellung steht. Am Bahnhof Wilhelmshorst sei es sogar gelungen, aufgrund eines günstigen Ausschreibungsergebnisses die Zahl der Fahrradstellplätze noch einmal von 48 auf 72 zu erhöhen. Für Autos werden dort 65 Stellplätze gebaut. Vom Land wird das Vorhaben mit 219 000 Euro gefördert. Zudem will die Bahn ab März 2007 mit dem Bau eines neuen Fußgängertunnels am Wilhelmshorster Bahnhof beginnen. Mit 323 000 Euro unterstützt das Land Brandenburg auch die derzeitige Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes in Bergholz-Rehbrücke. Hier entstehen 112 Parkplätze, 56 Fahrradstellplätze sowie vier behindertengerechte Parkmöglichkeiten. Henry Klix, Hagen Ludwig
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