Potsdam-Mittelmark: Nur zwei von fünf Lehrstellen besetzt
Firma Engel in Stahnsdorf bemängelt Bildungsstand der Bewerber / Wicklein wird Azubi-Patin
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Firma Engel in Stahnsdorf bemängelt Bildungsstand der Bewerber / Wicklein wird Azubi-Patin Von Thomas Lähns Stahnsdorf. Andreas Held und Peter Sachtleben hatten ihre Hoffnung auf einen Ausbildungsplatz in diesem Jahr schon fast aufgegeben. Sie wollen Informatiker werden, ein Beruf der bei jungen Leuten zurzeit besonders gefragt ist. Gefragt sind solche Fachkräfte, doch nur Wenige schaffen es, den Anforderungen für eine Ausbildung gerecht zu werden. Die Beiden hatten Glück: „Auf Bewerbung Nummer 74 kam die Zusage“, freut sich der 24-jährige Sachtleben. Die Firma Engel KG in Stahnsdorf zeigte Interesse. Für Unternehmer Christian Engel ist Nachwuchsschulung selbstverständlich: „Wir bilden aus, um zu übernehmen.“ Nach der Lehre sollen die Mitarbeiter nicht auf den anonymen Markt oder gar in die Arbeitslosigkeit entlassen werden, setzt seine Frau und Geschäftspartnerin Doris hinzu. Held und Sachtleben sollen auch nach der Lehre in der Firma bleiben. Bis dahin erhalten sie prominente Unterstützung: Die Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein (SPD) übernahm gestern eine Patenschaft für die Azubis. Sie möchte den Werdegang der Beiden mitverfolgen und ihnen mit Rat und Hilfe zur Seite stehen. Außerdem wolle sie damit auch die Arbeit des Unternehmens würdigen, das sich auch in den momentan schweren Zeiten auf dem Markt behauptet, sogar internationale Anerkennung erlangen konnte. „Man muss auch die positiven Beispiele in der heimischen Wirtschaft hervorheben, nicht nur über gescheiterte Großprojekte klagen.“ Seit sieben Jahren arbeitet das Familienunternehmen in dem kleinen Bürokomplex am Güterfelder Damm. Angefangen habe man im Keller des Eigenheims. Heute produzieren die Engels unter anderem Software für die Telekom. „Der Treiber für das DSL-Modem kommt aus Stahnsdorf“, berichtet Diplom-Informatiker Engel stolz. Die insgesamt 16 Mitarbeiter erstellen und pflegen Netzwerke, entwickeln Soft- und Hardware und bauen Homepages. Der Informatiker-Nachwuchs liegt Engel am Herzen, er unterrichtet nebenbei an der Uni Potsdam und bemüht sich um eine engere Verzahnung zwischen Forschung und Wirtschaft. Von ihm erhalten die Studenten frische Eindrücke aus der Praxis, auch seine Lehrlinge können mal zur Vorlesung kommen und sich theoretisch schulen. Bemängeln muss der Fachmann allerdings den Bildungsstand jener, die sich um eine Lehre bewerben. Hier legt man Wert auf ein gutes Allgemeinwissen, der Einstellungstest bezieht sich – für diesen Beruf eher ungewöhnlich – auf Themen aus allen Bereichen: Geschichte, Physik, Chemie, Politik. Engels Philosophie: „Jeder Informatiker hat irgendwann mal mit Kunden zu tun, wenn man dann ein gemeinsames Gesprächsthema hat, ist das eine gute Basis.“ Die Bundesligatabelle zu kennen, empfehle sich da natürlich ebenso wie politischen Sachverstand, „das Fachliche lernen sie ja bei uns“. Fünf Ausbildungsplätze bietet das Unternehmen zurzeit an, nur zwei davon konnten bislang besetzt werden – trotz über hundert eingegangener Bewerbungen. „Die Chemie muss natürlich auch stimmen“, sagt Doris Engel. Andreas Held und Peter Sachtleben arbeiten seit Mitte Oktober in Stahnsdorf. Die ersten Eindrücke seien durchweg positiv – auf beiden Seiten. Und die von Engel so sehr erwünschten Kenntnisse in Politik und Geschichte können die beiden Auszubildenden nun auch jederzeit auffrischen: mit einem Besuch bei ihrer „Patentante“ in Berlin.
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