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Potsdam-Mittelmark: Nuthetal will neue Wege testen

Gemeinde bewirbt sich als Modellkommune für ein Verkehrskonzept mit möglichst wenig Regeln

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Nuthetal - Die Gemeinde Nuthetal will es in der Praxis testen: Ein besonderes Verkehrsmodell, bei dem sich Autos, Radfahrer und Fußgänger einen Platz oder eine Straße teilen, bei einem Minimum an Vorschriften. Entwickelt hat dieses Modell, „Shared Space“ genannt, der vor kurzem gestorbene Stadtplaner Hans Monderman aus den Niederlanden. Sein Projekt sieht einen gemeinsam genutzten Raum für alle Verkehrsteilnehmer vor. Verständigen sollen sie sich vor allem durch Augenkontakt. Dabei haben auch Autofahrer nicht automatisch Vorfahrt (PNN berichteten).

Nun haben die Nuthetaler Gemeindevertreter auf Antrag der Fraktion UBI/BÜ90/Grüne/IWA mehrheitlich beschlossen, sich als Mustergemeinde für eine entsprechende Machbarkeitsstudie beim brandenburgischen Infrastrukturministerium zu bewerben. Das Ministerium hatte die Bewerbungsfrist für das Projekt wegen des „verhaltenen Interesses der Kommunen“ zuvor bis zum 29. April verlängert. Drei Kommunen sollen schließlich den Zuschlag erhalten. In bestimmten Verkehrsbereichen dieser Kommunen soll getestet werden, ob drastisch reduzierte Vorschriften ein leichteres Miteinander aller Verkehrsteilnehmer gewährleisten.

Mondermans Weg klingt provokant, könnte aber als praktikabel sein, wenn von der Überregulierung in Deutschland abschnittsweise abgegangen werde. Straßen- und Gehwegbereiche könnten auf gleiches Niveau gebracht werden, maximal farblich markiert, die Regeln werden auf ein Minimum reduziert: rechts fahren und Vorfahrtsregel „rechts vor links“ einhalten. Mondermanns These: Komplexe Beschilderung der Städte und Gemeinden, Ampeln und Fußgängerüberwege gaukeln dem Menschen Sicherheit vor, die nicht da ist, die Vorsicht lasse nach. Das trifft für Autofahrer, Radfahrer wie Fußgänger gleichermaßen zu. Shared Space schafft nach Mondermans Ansicht den Bürgern wieder die Möglichkeit, selbst Lösungen für ihren „Raum“ zu finden. Raum, den die Menschen sich teilen müssen. „Wenn die Straßen anonymisiert sind, gleich aussehen, dann brauchen wir Schilder. Aber wir möchten wieder ein Dorf, das wie ein Dorf aussieht. Eine Stadt soll wieder eine Stadt der Menschen sein", hatte Monderman noch im vergangenen Jahr bei einem Vortrag in Potsdam erklärt (PNN berichteten).

Derzeit wird in Nuthetal eine Gesamtverkehrskonzept entwickelt. Daran beteiligt sind die Gemeindeverwaltung, Studenten der Fachhochschule Potsdam und die örtliche Arbeitsgruppe Lokale Agenda 21. Erste Ergebnisse wurden im Februar vorgestellt (PNN berichteten). Die Gemeinde verspricht sich davon unter anderem eine bessere, bürgerfreundliche Koordination der Entscheidungen auch mit dem zuständigen Verkehrsamt des Landkreises. Ute Kaupke

Ute Kaupke

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