Potsdam-Mittelmark: Nuthetal will Ortschronisten bezahlen
2000 Euro von Gemeinde für Stadtschreiber / Gesamtchronik des Ortes geplant
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Nuthetal - Die Arbeit der Ortschronisten Nuthetals soll ab 2008 finanziell gefördert werden. Das befürworteten jetzt die Mitglieder des Finanzausschuss auf ihrer jüngsten Sitzung einstimmig. Rund 2000 Euro für die Chronistenarbeit solle die Gemeinde aus dem Fördertopf „Kulturland Brandenburg 2008 – Provinz und Metropole – Metropole und Provinz“ für die Stadtschreiber zur Verfügung stellen. Anstoß für diese Entscheidung war der Antrag der Ortschronistin von Bergholz-Rehbrücke, Annett Böhm.
CDU-Fraktionschef Volker Traberth kritisierte zwar, dass gerade erst der Nachtragshaushalt beschlossen worden sei und „schon neue Anträge kämen“. Doch Nuthetals Bürgermeister Gerhard Ling (CDU) hob den Wert der Chronistenarbeit hervor: „Wenn die Historie nicht kontinuierlich aufgearbeitet wird, ist alles vergessen, alles verloren“, so Ling. Der Chronisten-Ortsverein will die Arbeit kofinanzieren, allein tragen könne er die Kosten aber nicht. Bereits Böhms Vorgänger, Detlev Lexow, hatte mit der Gemeinde einen Vertrag als „geringfügig Beschäftigter“ abgeschlossen, der jedoch über Jahre nicht erfüllt wurde, erklärt Ling. Detlev Lexow habe sich bescheiden aus Honoraren von Veröffentlichungen finanziert.
Auch Annett Böhm arbeitet bisher unentgeltlich. Sie hat sich auf die Fahnen geschrieben, mit allen Ortsteilchronisten der 2003 fusionierten Gemeinde Nuthetal für eine gemeinsame „Chronik Nuthetal“ zu arbeiten. „Die Chronik als solche ist ein ganz wichtiges Element für das Zusammenwachsen und Zusammenleben von Nuthetal, das unbedingt erhalten werden sollte“, ist Ling überzeugt.
Diese Verknüpfung ist für Nuthetals Geschichte durchaus von Bedeutung. Immerhin war Bergholz-Rehbrücke ein erst 1903 gegründeter Villenvorort für betuchtere Berliner, gehörte von 1939 bis zur Gebietsreform der DDR 1952 zu Potsdam. Die Ortsteile Bergholz-Rehbrücke, Fahlhorst, Nudow, Tremsdorf und Saarmund gehörten schon seit dem 17. Jahrhundert unter dem Großen Kurfürsten zum Amt Potsdam. Philippsthal ist als Spinnerdorf 1754 von Friedrich II. gegründet worden.
Bergholz-Rehbrückes Ortsbürgermeisterin Annerose Hamisch-Fischer (PDS-Fraktion) bescheinigt Annett Böhm „eine sehr wertvolle Aufgabe, die sie bisher absolut akkurat bearbeitet hat.“ Erst am 5. September 2006 hat die Gemeindeverwaltung Nuthetal Annett Böhm zu ihrer Aufgabe berufen.
Sie löste den seit den 50er Jahren aktiven – mittlerweile verstorbenen – Chronisten Detlev Lexow ab. Seine gesammelten und recherchierten Daten und Dokumente hatte er vorher dem Ortsverein Bergholz-Rehbrücke e.V. übergeben.
Die neue Chronistin hat bereits gute Kontakte zu allen anderen Ortsteilchronisten. Jaromir Schneider, derzeitiger Vorsitzender der Chronistenvereinigung des Landkreises Potsdam-Mittelmark e.V. und im Nuthetaler Ortsteil Tremsdorf ansässig, habe schon Zusammenarbeit signalisiert. Kooperation werde darum kein Problem sein. Seit langem verspricht Gerhard Ling, alle Beteiligten in Sachen Chronik Nuthetal an einen Tisch zu holen: „Asche auf mein Haupt, das werden wir nachholen“, kündigte er nun an. Dabei könnte die Bergholz-Rehbrücker Chronistin die Fäden in der Hand halten. Denn „über Bergholz-Rehbrücke gibt es schon wegen der Einwohnerzahl das meiste Material“, so Ling. Aber es müsse eben beraten werden, er wolle die Mitwirkenden zur Gesamtchronik Nuthetal animieren. Eine zentrale Person könne alles gut zusammenführen.
Annett Böhm erstellt zudem derzeit eine Homepage für die Ortschronik. Auch eine Datenbank zur Ortsgeschichte ist gerade in Arbeit, die allen Interessierten zur Verfügung gestellt werden könne und ihr sowie ihren Kollegen die Arbeit erleichtern soll. Demnächst werden die Chronisten eine Chronik zum Doppeljubiläum in Nudow erarbeiten, denn 2009 wird das Dorf 650 Jahre alt, seine Kirche 275 Jahre. Auch die Geschichten von Saarmund und Tremsdorf wollen sie aufschreiben. Außerdem steht in Saarmund eine Chronistenwechsel bevor: Magdalena Grahl möchte ihre Arbeit aus Altersgründen in jüngere Hände legen. Ein Nachfolger wird aber noch gesucht.
Nächste Woche am 10. Juli werden die Gemeindevertreter auf ihrer Sitzung über die Chronistenförderung entscheiden.
Ute Kaupke
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