Potsdam-Mittelmark: Nuthetaler Stasi-Streit geht weiter Klärendes Gespräch brachte keine Einigung
Nuthetal - Der Nuthetaler Stasi-Streit um die Gemeindevertreterin und Kreistagsabgeordnete Annerose Hamisch-Fischer (Linke) ist immer noch nicht beigelegt. Auch ein Gespräch mit ihrem früheren Schüler Dominique Verdonck brachte keine Einigung.
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Nuthetal - Der Nuthetaler Stasi-Streit um die Gemeindevertreterin und Kreistagsabgeordnete Annerose Hamisch-Fischer (Linke) ist immer noch nicht beigelegt. Auch ein Gespräch mit ihrem früheren Schüler Dominique Verdonck brachte keine Einigung. Er hatte Hamisch-Fischer per Leserbrief in einer Zeitung Denunziation vorgeworfen: Demnach habe Hamisch-Fischer zu ihrer Zeit als Saarmunder Schuldirektorin die Staatssicherheit eingeschaltet, nachdem der damals 13-jährige Verdonck auf eine Tafel in der Schule „Russen sind doof“ geschrieben hatte. Hamisch-Fischer hatte den Vorwürfen widersprochen, anfangs ohne Einzelheiten zu nennen. In der Birthler-Behörde liegen keine Unterlagen zu einer Kooperation Hamisch-Fischers als Schuldirektorin mit dem Ministerium für Staatssicherheit vor (PNN berichteten).
An dem klärenden Gespräch mit Verdonck am 5. November nahm als Vermittlerin die frühere CDU-Vizelandrätin Ilsemarie Schulz teil. Allerdings werden die mutmaßlichen Geschehnisse aus dem Jahr 1985 weiter unterschiedlich interpretiert. Verdonck offenbarte zudem gestern in einer Pressemitteilung mit dem CDU-Ortsverband Nuthetal, dass er dessen Mitglied sei. Die Vorwürfe gegen Hamisch-Fischer habe er dort schon im August bekannt gemacht, allerdings wollte der Ortsverein das Thema „nicht in den Wahlkampf ziehen“. Am 1. Oktober erschien dann der Leserbrief in einer Zeitung.
In der Pressemitteilung erklärten Verdonck und die CDU folgenden Ablauf der Geschehnisse: Nachdem er „Russen sind doof“ an die Schultafel geschrieben hatte, habe ihm die Russischlehrerin eröffnet, dass sie diesen Vorfall der Schuldirektorin melden müsse. Für ihn habe „folgerichtig“ festgestanden: „Die Schuldirektorin hat die Stasi gerufen, die ja auch prompt erschien.“ Die dann folgenden Beurteilungen auf den Zeugnissen ab Klasse 7 seien mit zunehmender Schärfe auf die negative Grundhaltung Verdoncks zur DDR eingegangen. 1987 hieß es in der Abschlussbeurteilung der 10. Klasse: „Dominique hat während der gesamten Schulzeit wenig Interesse an kollektiven Vorhaben gezeigt, er fiel durch Nörgelei auf, ohne jedoch bessere Vorschläge zu machen. Dominique provozierte politische Streitgespräche, wobei sich zeigt, dass er keinen gefestigten Klassenstandpunkt besitzt. Seine Diskussionen sind dadurch widersprüchlich.“ Mit diesem Zeugnis habe er in der DDR keine Chance auf einen Studienplatz gehabt.
Annerose Hamisch-Fischer zeigte sich gestern „wütend und enttäuscht“, dass der CDU-Ortsverband sich nicht an eine Gesprächsvereinbarung gehalten habe: Demnach sollte Hamisch-Fischer das schriftlich fixierte Ergebnis der Aussprache zugeschickt werden, um den Inhalt vor einer Veröffentlichung abzustimmen. Da dies nicht geschehen sei, behalte sie sich weiter rechtliche Schritte gegen Dominique Verdonck vor.
Laut Hamisch-Fischer könne sich kein damaliger Lehrer der Saarmunder Schule an den Vorfall erinnern. „Das wäre ein Ereignis gewesen, das man auch nicht verdrängt hätte. Hier steht Aussage gegen Aussage.“ Im Gespräch am 5. November habe Verdonck zugegeben, sie im Zusammenhang mit dem Vorfall zu keinem Zeitpunkt, auch nicht bei Erscheinen zweier „Männer mit Sonnenbrille“, im Klassenzimmer gesehen zu haben. Hamisch-Fischer: „Ich habe zu keinem Zeitpunkt weder die Staatssicherheit benachrichtigt noch dem Schulamt Meldung erstattet.“
Es sei auch nicht korrekt, dass in den Zeugnissen der Klassen 7 bis 9 eine negative politische Grundhaltung kritisiert wurde. „Richtig ist, dass im Abschlusszeugnis der 10. Klasse der angeführte Satz steht. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits Direktorin an einer anderen Schule.“ Um in der DDR studieren zu können, habe man ein Abitur-Zeugnis aus der EOS oder der Berufsausbildung mit Abitur benötigt. „Herr Verdonck hat nach eigener Aussage nie einen Antrag für einen dieser Wege gestellt, sondern sich für eine Lehre als Maurer entschieden.“ Unklarheiten würden auch über offenbar vorgenommene Änderungen in Verdoncks Leserbrief bestehen.
„Ich gestehe jedem Menschen das Recht zu, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, aber bitte nicht auf meine Kosten, indem man Rufmord begeht“, so Hamisch-Fischer Sie erinnerte die Nuthetaler Christdemokraten an ein Gebot aus der Bibel: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deines Nächsten.“ Henry Klix
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