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Wetterkapriolen. Manfred Lindicke prüft die Knospen an den Rebstöcken.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Obstbauern hoffen auf Regen

Anhaltende Trockenheit bereitet zunehmend Sorge. Wetter-Experten machen wenig Hoffnung

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Werder (Havel) - Bei den anhaltend milden Temperaturen des Herbstes heißt es beim Gartenbauverband Brandenburg sinnbildlich: „Da blüht uns was.“ Tatsächlich weiß in Werder Obstbau-Experte Manfred Lindicke von Ziergehölzen, Zierkirschen und Rhododendren, die sich in diesem Herbst im Blütenkleid gezeigt haben.

Die ungewöhnliche Blütenfolge schade den Bäumen nicht, beruhigt Lindicke. Dennoch bereite der trockene und warme Herbst den Obstbauern im Potsdamer Umland zunehmend Sorge. „Wenn es in den kommenden drei Wochen zu wenig Niederschläge gibt, können wir Probleme bekommen“, sagte Lindicke, der auch Mitglied im Obst- und Gartenbauverein Werder (Havel) ist.

Wärme und Trockenheit im Herbst, so wie es in den vergangenen Wochen der Fall war, sei für die Obstzucht gefährlich. „Die Bäume vertrocknen“, sagte Lindicke. Wegen des Wassermangels fehle es den Bäumen auch an Nährstoffen, die für die bereits begonnene Knospenbildung wichtig seien. „Was das für Folgen für die Blütenqualität hat, lässt sich noch nicht sagen“, erläuterte Lindicke. Zudem würden die Knospen kalte Temperaturen benötigen, um sich vollwertig entwickeln zu können. Später Frost wiederum, wie er in diesem Jahr in der Nacht zum 5. Mai auftrat, mache die reifen Knospen kaputt, was die diesjährigen Apfelernte nahezu komplett ausfallen ließ.

Während für den Weinbau, den Lindicke neben der Obstbauberatung auf dem Werderaner Wachtelberg betreibt, der trockene Herbst nicht so problematisch sei, warten Obstzüchter wie Frank Wache vor allem auf Regen. Würden die Wurzeln der Obstbäume bis zum Einbruch der Frostperiode trocken bleiben, „reißen sie ab“, erläuterte der Werderaner. Wasserreiches Wurzelwerk sei hingegen kein Problem, das überwintere wie Tiefkühlware, sodass beim Auftauen ausreichend Feuchtigkeit bereit stehe. Daher sei es kein ungewöhnliches Bild, wenn im Herbst Obstbauern zu sehen sind, die ihre Plantagen bewässern. „Doch nicht alle können das“, erklärte Wache.

Die Wetter-Experten haben keine guten Aussichten für die Obstbauern. „Es bleibt trocken“, prognostizierte Oda Thiessen-Thom vom Klimabüro Potsdam des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Freitag. Bei den aufgezeichneten Messwerten der Wetterstation Potsdam, die Thiessen-Thom zufolge nahezu identisch mit den Daten für das Potsdamer Umland sind, steht hinter der Niederschlagsmenge für November eine 0,0. Das ist der trockenste November, der von der Wetterstation seit Beginn des vorigen Jahrhunderts aufgezeichnet worden ist.

Im Mittelwert der vergangenen 20 Jahre lag in den drei Monaten September, Oktober und November die Niederschlagsmenge laut DWD für Potsdam bei 130 Liter je Quadratmeter. In diesem Jahr sind es nur 98,6 Liter. Auch die Temperaturen im Potsdamer Raum waren in diesem September mit durchschnittlich 15,8 Grad und im Oktober mit 10 Grad Celsius so hoch wie noch nie im Herbst.

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