zum Hauptinhalt
Endlich raus. Imker Lucke bei seinen Bienen in Werder.

© hkx

Potsdam-Mittelmark: Obstblüte: Viel Arbeit für die Bienen

Nach kaltem März Nektar im Überfluss

Stand:

Werder (Havel) - Jetzt ist sie endlich da, die Baumblüte in Werder. Süßkirschen, Pfirsiche, Aprikosen und Pflaumen stehen in voller Blüte. Auf der Glindower Platte summen die Bienen. Sie haben sich gerade erst vom kalten März erholt und finden jetzt ein außergewöhnlich reiches Blütenangebot vor, sagt der Vorsitzende des Glindower Imkervereins, Lothar Lucke. Der Jahresstart sei für die Imkerei ungewöhnlich gewesen. „Es ist ein ganzer Monat ausgefallen.“

Im März würden die Königinnen normalerweise schon ihre Eier legen, aus denen nach 21 Tagen die Arbeiter schlüpfen. Schrittweise wachsen die Völker dann zu voller Stärke heran. Der Prozess habe in diesem Jahr erst im April begonnen. „Und jetzt blüht gleich alles gleichzeitig.“ Zwei seiner 20 Völker seien aufgrund des langen Winters verhungert, vier wegen der Varroa-Milbe und anderer Umwelteinflüsse verloren gegangen.

Normal sei eine Verlustquote von zehn Prozent. Am Wetter kann er nichts ändern, an der Varroa-Milbe wenig. Lucke ist deshalb froh, dass die EU drei Pestizide zur Behandlung von Raps- und Maissaatgut für zwei Jahre gesperrt hat. Die Pflanzenschutzmittel aus der Gruppe der Neonicotinoide stehen im dringenden Verdacht, die Orientierungsfähigkeit von Bienen zu beeinträchtigen – und zur extremen Verlustquote beizutragen, die von Imkern seit Jahren beklagt wird.

In diesem Jahr kam also noch der verfrorene März dazu, noch haben die Völker ihre volle Stärke nicht erreicht. Kann sich das auf den Obstbau auswirken? Lucke kann sich zumindest vorstellen, dass angesichts des derzeitigen Nektarüberangebots Blühgruppen vernachlässigt werden. Fachleute sprechen von der Blütenstetigkeit: Wenn zum Beispiel die Kirschblüte vor der Birne startet, bleibt die Arbeitsbiene in der Kirsche, bis die Nektarquelle versiegt. Blüht der Birnbaum parallel, kann er das Nachsehen haben.

Wie sich das auf den Honigertrag auswirken wird, sei nicht absehbar, sagt Lucke. „Das hängt auch von der Witterung der nächsten Monaten ab.“ Wie die Obstbauern wünschen sich die Imker feuchte Wärme für den Frühling und Sommer. Lucke: „Wenn es den Pflanzen gut geht, geht es auch den Bienen gut.“ Der Glindower Imkerverein hat 15 Mitglieder mit 600 Bienenvölkern. Viele der Imker stehen in engem Kontakt zu den Obstbauern, Lucke selbst zum Beispiel zum Obsthof Wels.

Stefan Lindicke vom Werderschen Obstbauverein hat unter anderem den Derwitzer Imker Zart auf seinen Plantagen. „Ohne Bienen geht es nicht“, weiß auch er. Was den Jahresstart angeht, ist er noch gelassen: Es blühe in diesem Jahr sehr reichlich, die Natur gleiche vieles aus. „Wenn zehn Prozent der Blüten zu Früchten werden, haben wir Vollertrag“, so Lindicke. Das könnte zu schaffen sein.Henry Klix

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })