Potsdam-Mittelmark: Offshore im Zernsee
Freie Bürger diskutierten Energiekonzept für Werder. Kristall Bäder AG stellte Blockheizkraftwerk vor
Stand:
Werder (Havel) - Braucht Werder ein Energiekonzept? Das war die Kernfrage einer Veranstaltung der Wählergemeinschaft „Freie Bürger“ am Dienstagabend. Etwa 30 Bürger waren einer Einladung ins Café an der Föhse gefolgt, wo über die Energiewende und ihre Folgen für die Kommune diskutiert werden sollte. Gleich zum Start wurde es ganz konkret: In einem Impulsreferat stellte Frank Nägele von der Kristall Bäder AG dar, wie maßgeblich der Faktor „Energieversorgung“ für die Wirtschaftlichkeit der neuen Blütentherme sein wird.
„Vor acht Jahren war das Personal die größte Ausgabenposition für eine Kristalltherme, heute ist es die Energie“, so Nägele. Strom und Wärme haben sich extrem verteuert, sein Unternehmen habe reagiert: indem es zum Beispiel die Miramar-Therme in Weinheim (Baden-Württemberg) mit Erdwärme versorgt oder für die „Heißer Brocken“-Therme in Altenau (Niedersachsen) eine Biogasanlage baute. Für solche Investitionen müsse man sich die Verhältnisse vor Ort, mögliche Partner und die Rahmenbedingungen genau anschauen. In Werder soll das im Bau eines eigenen Blockheizkraftwerks münden.
Blockheizkraftwerke würden sich gerade für Thermen anbieten, in denen neben Strom auch viel Wärme verbraucht wird. Nägele: „Es ist mir die liebste Betriebsart.“ Der Energieverlust ist um ein Vielfaches geringer als zum Beispiel bei einem zentralen Kohlekraftwerk. Blockheizkraftwerke gelten deshalb – auch mit Erdgas betrieben – als nachhaltig. Mit der benachbarten edistherm, die ihre Fernwärme ebenfalls mit Blockheizkraftwerken erzeugt, sei man nicht handelseinig geworden. „Die wollten ganz viel verdienen und wir ganz wenig ausgeben.“
Ähnliche Erfahrungen machen die Werderaner mit ihren Energieversorgern, wie bei der Veranstaltung deutlich wurde. Computergesteuerte Heizregler, LED-Lampen oder einfach die Bürste am Türspalt – verschiedenste Formen des Sparens wurden ausgetauscht. Teilnehmende CDU-Stadtverordnete berichteten, dass die Stadt mit einem Energiebüro auch das Sparpotenzial öffentlicher Gebäude analysiert und ausgeschöpft hat. Das Thema Nachhaltigkeit begleite die Mandatsträger bei ihren Entscheidungen: Auf dem Feuerwehrdepot in Werder ist eine Solaranlage installiert, für die Glindower Schulturnhalle wurde eine Geothermieanlage gebaut.
Die Pläne für den neuen Windpark in Bliesendorf wurden dann kontrovers diskutiert. Ein Senior gab den aufmüpfigen Bliesendorfern zu bedenken, dass auch die Enkelgeneration noch Strom benötige und die fossilen Energieträger zur Neige gehen. Die konterten, dass man das eine Übel nicht mit dem anderen bekämpfen könne, in diesem Fall den CO2-Ausstoß mit der Waldvernichtung. „Offshore im Zernsee“, lautete eine nicht ganz ernst gemeinte Alternative.
Der Sprecher der Freien Bürger, Fred Witschel, zeigte sich verärgert, dass die Öffentlichkeit in die Windparkplanung kaum einbezogen war. „Wie will man so die Bürger mitnehmen bei der Energiewende?“ Aus Witschels Sicht spielt das Thema „Erneuerbare Energien“ ohnehin eine zu kleine Rolle in der Stadtpolitik. Durch den Windpark gerate es nun auf äußeren Druck auf die Tagesordnung.
Die Diskussion zeigte allerdings, dass es etwas anderes ist, ein Energiekonzept für eine Therme oder eine Stadt zu erstellen. Eine Kommune müsse anders fragen, welche Linie sie bei der Energiewende fährt und welchen Nutzen sie daraus zieht. Die Runde will sich wiedertreffen – um Energiekonzepte anderer Gemeinden zu diskutieren. Witschel verwies auf das Beispiel Feldheim – ein Ort in Mittelmark, der sich inzwischen autark mit regenerativer Energie versorgt. Zur Ausgangsfrage war man sich am Ende einig: Werder braucht ein Energiekonzept. Henry Klix
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: