Von Thomas Lähns: Öfter mal geschlossen
Technischer Defekt am Wilhelmshorster Bahnübergang kein Einzelfall. Schuld sollen auch die Bürger sein
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Michendorf - Die Panne an der Schrankenanlage am Wilhelmshorster Bahnübergang vor zwei Tagen war kein Einzelfall: Wie der zuständige DB-Netz-Manager Tim Brouwer gestern den PNN bestätigte, seien seit dem vorigen Jahr rund 15 Fälle registriert worden, bei denen die Schranken „länger als gewöhnlich“ unten geblieben waren. Die Ursachen ließen sich zum Teil auf Vandalismus, technische Defekte und in einem Fall auf Bauarbeiten zurückführen. Bei der Hälfte der Fälle habe man nicht genau herausfinden können, woran es gelegen hatte. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass die Probleme von Passanten verursacht wurden, die die Schranken berührten, so Brouwer. Womöglich reagiere die Anlage darauf sensibel.
Die Michendorfer SPD hat gestern der Bahn den Rücken gestärkt und die mutmaßlichen Übeltäter benannt. Immer wieder würden sich Radfahrer oder Fußgänger auf die Schranken lehnen, Kinder darauf spielen und herumturnen oder am Schrankenbaum herumrütteln, wie es in einer Mitteilung von Ortsvorsteherin Irmgard Richard und der Fraktionschefin der Sozialdemokraten in der Gemeindevertretung Andrea Alms heißt. Auch würden Übermütige hin und wieder versuchen, die geschlossenen Schranken anzuheben. Durch diese „mechanischen Einwirkungen“ werde die empfindliche Elektronik beeinflusst, stellen die SPD-Frauen fest.
In solchen Fällen wird das System neu gestartet, was einige Zeit in Anspruch nehme, bestätigte Bahn-Manager Tim Brouwer. Ein Techniker müsse dann vor Ort erscheinen, um die Funktionstüchtigkeit der Schranken zu überprüfen. Das war auch am Dienstag der Fall: Wie berichtet, blieb der Bahnübergang zwischen 6.45 Uhr und 7.35 Uhr geschlossen, was dazu führte, dass die Wilhelmshorster in ihrem Ort festsaßen. Denn die Peter-Huchel-Chaussee wird zurzeit am nördlichen Ortsausgang unter Vollsperrung ausgebaut. Schleichwege, auf die man hätte ausweichen können, gibt es so gut wie keine. Die Ursache in diesem Fall waren allerdings die kalten Temperaturen, hatte ein Bahnsprecher erklärt. Die Technik sei durch dem Frost beeinträchtigt worden.
In einem anderen Fall am 21. Januar war der Bahnübergang wegen eines liegengebliebenen Güterzuges für längere Zeit dicht gewesen. Der hatte ausgerechnet auf der Einschaltstrecke gestoppt und dafür gesorgt, dass sich die Schranken nicht wieder öffnen konnten. Mit einer Hilfslok konnte er schließlich abgeschleppt werden. Auch bei diesem Vorfall schlängelten sich einige besonders ungeduldige Autofahrer an den heruntergelassenen Halbschranken vorbei und fuhren über die Gleise. Ähnliche Beobachtungen konnten am Dienstagmorgen gemacht werden. „Laut Straßenverkehrsordnung ist das untersagt“, unterstrich Tim Brouwer, konnte jedoch gleichzeitig beruhigen: Wenn es zum Defekt am Bahnübergang kommt, müssen die Lokführer von sich aus Vorsicht walten lassen. Wie Autos am Stoppschild müssten sie erst anhalten und dann langsam die Kreuzung überfahren.
Die Erkenntnis, dass die Pannen an der Schranke auch selbst verschuldet sein könnten, relativiere den Ärger durch die langen Wartezeiten, meint nun die SPD. Die Bürger sollten einsichtiger sein und genauer hinschauen, wie sich die Leute an der Schranke verhalten. „Eltern, Lehrer und Sozialarbeiter sollten unbedingt auch Kinder, Schüler und Jugendliche aufklären“, heißt es in der Mitteilung weiter.
Die DB Netz AG arbeite zurzeit mit dem Schrankenhersteller daran, die bislang ungeklärten Ursachen weiter zu erforschen, so Tim Brouwer. Sollten technische Elemente defekt sein, ließen sie die sich schnell austauschen. Und sollten tatsächlich die Passanten schuld sein, dürfte die Strafe zurzeit auf dem Fuße folgen. Die lautet in Anbetracht der noch bis Montag gesperrten Huchel-Chaussee: Orts-Arrest.
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