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DasWAR“S: Olympia am Güterfelder Eck

DasWAR“S Wie Peter Könnicke fast vom Goldkurs abgekommen wäre Ich bin müde. Die olympischen Spiele machen mich fertig.

Stand:

DasWAR“S Wie Peter Könnicke fast vom Goldkurs abgekommen wäre Ich bin müde. Die olympischen Spiele machen mich fertig. Ich gucke mir nachts sogar Bodenturnen an. Auf die Idee würde ich sonst nie kommen, aber für mich sind die Spiele eine Sucht. Ich bin ein Olympia-Junkie. Selbst beim Autofahren höre ich mir im Radio Wettkämpfe an. Auf seltsame Weise fügten sich dabei am Mittwoch journalistisches Pflichtgefühl und der olympische Geist glücklich zusammen. Ich war auf dem Weg nach Stahnsdorf zu einem Termin mit Brandenburgs Umweltminister Birthler, als der Radiosprecher das zweite olympische Gold für Deutschland verkündete: Sieg für unsere Vielseitigkeitsreiter. Ehrlich, von dieser Sportart hatte ich bis dahin nicht mal gewusst, dass es sie gibt. Trotzdem habe ich die Faust geballt: Yeah!!! Links, auf der anderen Straßenseite, wehte vor Mc Donald“s eine Fahne mit den olympischen Ringen. Auf den Nuthewiesen rechts neben der Schnellstraße leuchteten riesige Strohballen. Goldgelbes Stroh. Ich glaube, es roch sogar nach Pferd. Athen war ganz nah! Am Güterfelder Eck war der Traum vorbei. Die deutsche Vielseitigkeitsreiter sind aus irgend einem Grund disqualifiziert worden. Enttäuscht drehte ich am Radioknopf und erwischte Bruce Springsteen mit „Born in the USA“. Das war weit genug, um etwas Abstand zu kriegen. Mein abendlicher Termin führte mich in die Zille-Stube nach Stahnsdorf. Eine gemütliche Kneipe mit einer kleinen Terrasse und netter Bedienung. Reflexartig suchte ich nach einem Fernseher, fand aber zu meiner Verängstigung keinen. Es hätte mir ein Gefühl von Sicherheit gegeben, im Notfall die Gesprächsrunde für einen Augenblick verlassen zu können, um vielleicht einen flotten Ballwechsel im Tischtennis zu erhaschen. Oder gar Beachvolleyball, womöglich noch ein Damen-Match. Mein Gott! Selbst mit einem einzigen Turmsprung hätte ich mich begnügt. Ich überstand die anderthalb Stunden ohne einen olympischen Schuss. Als ich befand, dass zu Windkraft, Flussausbau und Raumordnung alles gesagt ist und unauffällig gehen wollte, meldete sich ein Herr neben mir und beklagte sich, der Umweltminister hätte nicht zulassen dürfen, dass man in Brandenburger Wäldern jetzt überall reiten darf. Birthler sah das anders. Ich war müde und ging endgültig. Ich stieg ins Auto, machte das Radio an. Am Güterfelder Eck hörte ich, dass die deutschen Reiter doch die Goldmedaille gewonnen haben. So viel olympischen Geist hatte ich Birthler gar nicht zugetraut.

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