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Potsdam-Mittelmark: Ostereier von entspannten Hühnern
Kurz vor den Feiertagen herrscht bei der Beelitzer Frischei Hochbetrieb. Ein Besuch beim größten Eierproduzenten in der Region
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Beelitz - Es rattert in der kleinen Lagerhalle des Agrarbetriebes Frischei in Beelitz. Die Eier kommen vom Stall aufs Laufband, vom Band in die Verpackung, alles automatisch. Hat die Eiersortiermaschine ihre Arbeit getan, stellen die Mitarbeiter die vollen Packungen auf die Palette. Bis unter die Decke reichen die Stapel mit Eierkartons. Diese Woche herrscht Hochbetrieb im Legehennenbetrieb. „Nur die Hühner sind entspannt“, sagt Geschäftsführerin Sabine Kimmel.
Ostern verkauft sie mehr als doppelt so viele Eier wie sonst. Ostermontag, wenn die Mitarbeiter sich endlich entspannen können, werden sie eine halbe Million Ostereier ausgeliefert haben. „Normal sind 200 000 Eier pro Woche.“ Im Ostergeschäft muss jeder der 20 Mitarbeiter der kleinen Firma mit anpacken – selbst die Sekretärinnen und Buchhalter verlassen ihre Schreibtische und sortieren die Eier nach Größen, erstellen Lieferscheine und fahren die Ware aus. Bis zu 14 Stunden am Tag wird dann gearbeitet.
Doch nicht nur zu Ostern ist der Hunger auf ein Frühstücks-, Rühr- oder Spiegelei groß. Laut aktuellen Daten des brandenburgischen Landwirtschaftsministeriums werden in Deutschland pro Person und Jahr 217 Eier verspeist. Die Eiererzeugung ist in Brandenburg im vergangenen Jahr um 7,9 Prozent auf 907 Millionen Eier gestiegen – ein bisheriger Höchststand. Auch die Beelitzer Frischei bekommt immer mehr Aufträge von Einzelhändlern aus der Region: „Aber die können wir nicht mehr annehmen, weil wir nicht mehr Platz für weitere Hennen haben“, sagt Kimmel. Derzeit hält sie 65 000 Hühner in Freiland- und Bodenhaltung.
Gerne würde sie 15 000 Hennen mehr halten. „Dafür bräuchte ich einen zusätzlichen Freilandstall von rund 1000 Quadratmetern“, sagt die Chefin des Agrarbetriebs. Doch zwei Bauvoranfragen seien abgelehnt worden. Einmal machte die Naturschutzbehörde einen Strich durch die Rechnung, auf einem anderen Beelitzer Grundstück hatte die Denkmalschutzbehörde etwas dagegen. „Dort ist offenbar ein kulturgeschichtliches Denkmal vergraben und kein Platz für meine Hühner.“
Entmutigen lässt sich Kimmel nicht, sie hat jetzt erneut eine Voranfrage für ein Grundstück in Brück gestellt. Mehrmals täglich müssten die Mitarbeiter dann in den 20 Kilometer entfernten Ort fahren, um die Eier aus dem Stall zu holen.
In den drei großen Freilandställen in Beelitz welzen die Hühner sich im Staub und rasen über die Wiese, auch in den zwei Ställen für Bodenhaltung wird laut gegackert. Zwischen 10 000 und 15 000 Hühner werden in den rund 1000 Quadratmeter großen Ställen gehalten. Die weißen Ammerling-Hühner und die Lohmann-Braun-Hühner legen in ihrem rund anderthalbjährigen Leben 280 Eier.
„Je besser es ihnen geht, umso mehr Eier legen sie“, sagt Kimmel und macht das Gatter zu einem Freilandstall auf. In ihrem Eimer hat sie heute die Lieblingsspeise dabei, Milchpulver. „Das ist für Hühner wie Schokolade für uns Menschen – was ganz Leckeres.“ Ansonsten bekommen ihre Tiere hauptsächlich Soja – aus Übersee, aber nicht genmanipuliert, versichert Kimmel. Das sei zwar nur für Bioeier Pflicht, sie halte sich trotzdem daran. „Wir sind zertifiziert nach dem internationalen Food-Standard und der kontrollierten alternativen Tierhaltung.“
Der Großteil des Futters komme von einem Futtermittelhersteller aus der Mark. „Und damit die Hühner sich nicht langweilen, kriegen sie zum Beschäftigen genügend Stroh und Heu.“ Im Tierschutz, sagt Kimmel stolz, habe man sich über die Jahre einen Namen gemacht. Auch verzichte sie im Gegensatz zu anderen Höfen darauf, die Schnäbel zu coupieren.
Seit Wochen herrscht in Beelitz reger Betrieb. Seitdem es den ersten Spargel gibt, verkauft der Agrarbetrieb mehr Eier. „Wir beliefern die Spargelhöfe, und wer sich zu Hause eine gute Sauce Hollandaise machen möchte, braucht auch eine ganze Menge Eier.“ Über das Jahr verteilt schwanke die Nachfrage, sagt die Chefin. Nach Ostern, klar, da hätten erst mal alle genug von Eiern. Bei der Frischei Beelitz komme man dann etwas zur Ruhe.
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