KulTOUR: Ostsee-Bilder und andere Kunststücke
Teltow - Schön und dabei völlig unkapriziös präsentiert sich derzeit „Der frühe Kurt Zieger“ in der Teltower Galerie Altstadthof. Ihr Inhaber Dieter Leßnau fand es an der Zeit, den Stahnsdorfer mit einer Ausstellung mal wieder ein Gränlein mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, und dies, obwohl der Maler und Grafiker auch international präsent ist, in Frankreich zum Beispiel.
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Teltow - Schön und dabei völlig unkapriziös präsentiert sich derzeit „Der frühe Kurt Zieger“ in der Teltower Galerie Altstadthof. Ihr Inhaber Dieter Leßnau fand es an der Zeit, den Stahnsdorfer mit einer Ausstellung mal wieder ein Gränlein mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, und dies, obwohl der Maler und Grafiker auch international präsent ist, in Frankreich zum Beispiel.
Leicht zu erreichen ist Leßnaus Galerie am schön gestalteten Hofgarten derzeit nicht: An Teltows Durchgangsstraße, der Potsdamer Straße, wird gebaut. Immerhin ist sie zur Hälfte fertig, also Bergfest-Zeit – der Galerist weiß als Fotograf davon die schönsten Bilder zu machen.
Kurt Ziegers Bilder kann man auch „schön“ nennen, obwohl dieses Wort in der bildenden Kunst heutiger Façon keinen echten Stellenwert mehr hat. Kurt Zieger ist seines Amtes und Zeichens Gebrauchsgrafiker, Grafikdesigner und bildender Künstler. So hat er unter anderem die Stahnsdorfer Ehrennadel erfunden und das Etikett für Potsdams „Rex-Pils“ erdacht. In der Altstadthof-Galerie zeigt er „Ostsee-Impressionen und andere Kunststücke“, sämtlich zwischen 1962 und 2010 entstanden, also mehr oder weniger früh, wobei sich der heute berentete vom jungen Zieger nicht gerade fundamental unterscheidet.
Ölbilder und Zeichnungen aus einer anderen Zeit und Welt, Rügen, Darß und Hiddensee in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Der Künstler konterfeit Bauernhöfe, die ostseetypischen Fischerboote, Zesen genannt, schroffe Küstenstriche oder liebliche Landschaften. Manchmal sind Menschen darauf, dann aber nur klein und als Schemen. Auch längst verschollene „Ostseewellen“ sind darunter, seit Karl Hagemeister haben sich ja viele bildende Künstler an diesem Thema versucht.
Ziegers Kraft liegt in der Ruhe. Sie ist fast all seinen Werken eigen, als Bekenntnis zum Augenblick, da das Bild geboren oder vollendet ward. Zugleich spürt man, dass nur einen Moment danach etwas umschlagen will. Scheint deshalb auf all diesen Bildern nie eine Sonne?
Nie käme man auf den Gedanken, dass einer hier Idyllen malen wollte, oder Mitbringsel für Touristen. Etwas ist anders, etwas bleibt immer geheim. Dass ein gelernter Grafiker auch beim Malen grafisch denkt, versteht sich dabei von selbst. Sogar ein DDR-Frachter von 1967 ist zu sehen, genauso schief und verbogen, wie das verlorene Land eben war.
Eine Besonderheit: Zieger malt die Bildfläche oftmals nicht bis zum Rand hin aus, das verleiht den Arbeiten einen Hauch Flüchtigkeit, einen leicht imperfekten Eindruck, und dem ist wohl auch so. Manchmal war sein Pinsel damals wohl etwas schnell.
Diese Verkaufsausstellung ist gut und harmonisch gestaltet, hie ein paar Bleistift-Zeichnungen, da eher dunkelnde Motive. Beim Galerie-Entree empfängt den Besucher das Bild „Fischer in der Abendstimmung“. Nicht Zieger, sondern sein Zeichenlehrer Alois Kowohl hat es gemalt, ein Meisterschüler von Käthe Kollwitz: Der Lehrer hatte es seinem Schüler geschenkt, dieser widmete ihm die mehr oder weniger jugendliche Präsentation in der Altstadthof-Galerie.
Unter „anderen Kunststücken“ verstehen die Aussteller wohl Bilder wie Ziegers Selbstporträt als junger Mann, das holzschnittartige Gemälde der Stahnsdorfer Dorfkirche und weitere Extras. Sie gehören zum Maler wie die Wellen der See. Gerold Paul
Bis Mitte Juli Dienstag bis Donnerstag je 13 bis 18 Uhr oder nach Anmeldung unter Telefon (03328) 44 77 11.
Gerold Paul
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