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Von wegen Kopf in den Sand: Die Strauße von Manfred Drogosch sind der Hingucker an der Straße nach Salzbrunn.

© Thomas Lähns

Potsdam-Mittelmark: „Pferde hält doch jeder“

Gerhard Drogosch züchtet Strauße, Emus und Yaks. Zur Landpartie am Wochenende öffnet er seinen Hof

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Beelitz - Hinter Beelitz beginnt die Pampa. Das zumindest ist der erste Gedanke, wenn man mit dem Auto nach rechts von der B 2 abbiegt. Denn an der Straße nach Salzbrunn taucht plötzlich eine Gruppe Nandus neben dem Fenster auf. Die südamerikanischen Laufvögel sind nicht die einzigen Exoten auf der Koppel vor dem Ortseingang: Das Gatter teilen sie sich mit Zwergeseln, tibetanischen Yaks und australischen Emus, daneben recken Strauße ihre langen Hälse über den Zaun. Die Tiere von Gerhard Drogosch bringen regelmäßig Durchreisende zum Staunen: „Ständig halten Leute an und gucken“, erzählt der Landwirt. Am kommenden Wochenende lädt er sie ausdrücklich dazu ein: Im Rahmen der Landpartie öffnet auch er seinen Hof direkt an der Nieplitz.

Insgesamt 55 Betriebe im Landkreis beteiligen sich in diesem Jahr an der Aktion, mit der die Verbraucher an die Landwirtschaft herangeführt werden sollen. Dass die in der Region nicht nur aus Spargel, Ackerbau und Rinderzucht besteht, zeigt Gerhard Drogosch auf eindrucksvolle Weise. Der Ur-Salzbrunner hält und züchtet seit der Wende exotische Tiere. „Ich hatte mir gedacht: Pferde hält hier doch jeder.“ Manche seiner Tiere sind zur Zierde da, wie die Aras oder die Pfauen, manche zum Streicheln, wie die handzahmen Zwergesel, und manche werden schlichtweg verarbeitet.

Das besorgt die Wildmetzgerei nebenan, verkauft werden die Waren im Hofladen in der Dorfstraße. Ein Kilo Straußen-Filet kostet zum Beispiel 25 Euro. Darüber hinaus gibt es Wurst und Eierlikör – vom Strauß. „Manche wollen auch mal ein schönes Rührei essen“, erläutert Drogosch und präsentiert lächelnd ein riesiges Straußenei. Die Menge entspreche 25 Hühnereiern. Die Nachfrage nach seinen Erzeugnissen sei gut, sagt der Landwirt, besonders bei den Städtern. In der Nachbarschaft halte sich der Absatz dagegen eher in Grenzen – „Wat de Buer nich kennt, frett he nich“.

Was die Haltung angeht, unterscheidet sich der Viehbestand von Gerhard Drogosch kaum von dem anderer Betriebe. Die Tiere fressen Gras, Heu, Silage und Kartoffeln, auch die hiesigen Temperaturen machen ihnen nichts aus. Nur bei den Emus muss er im Winter aufpassen: Dann nämlich legen sie ihre Eier – in Australien herrscht zu dieser Zeit Sommer. Damit die Nachzucht nicht erfriert, muss sie rechtzeitig hereingeholt und in den Brutkasten gebracht werden.

Drogosch hat zu DDR-Zeiten als Maurer und Fliesenleger gearbeitet, als Hobby hat er Rassegeflügel gezüchtet. Seine Lockengänse zum Beispiel sind mehrfach prämiert worden – bereits 1976 haben sie den Staatspreis der DDR gewonnen, 2002 wurde Drogosch noch einmal Landesmeister. Auch sein übriges Geflügel auf dem Hühnerhof am Nieplitzufer hinter dem Haus ist ein Hingucker – vor allem zwei blau leuchtende Pfauen. So richtig nutzen kann Gerhard Drogosch den elterlichen Hof erst seit der Wende – nachdem die örtliche LPG aufgelöst wurde und die fünf Hektar Land nach zähem Ringen an seine Familie zurückgegeben wurden.

Da erst konnte er sich auch seinen Traum vom Reisen so richtig erfüllen: Schon als Kind hatte er gebannt vor dem Fernseher gesessen, als die Tierdokus von Bernhard Grzimek und Heinz Sielmann über die Mattscheibe flimmerten. „Ich habe mir immer gesagt: Dort willst Du auch mal hinfahren.“ Und das hat Drogosch getan: Er ist auf dem Amazonas und dem Orinoco geschippert, hat die Serengeti besucht und ist durchs australische Outback gestreift – immer nah dran an den Tieren und, wenn möglich, den letzten Naturvölkern. „Oft waren wir mit dem Zelt unterwegs“, berichtet er. Wie viele Länder er in den vergangenen zwanzig Jahren bereist hat, kann er gar nicht aufzählen.

Und von dort überall hat er sich die Tiere mitgebracht? Nein, erklärt der Landwirt, der Import exotischer Tiere sei für Privatleute glücklicherweise verboten worden. „Für die Tiere war so etwas immer eine unwahrscheinliche Quälerei, viele haben das nicht überlebt.“ Stattdessen hat Gerhard Drogosch Tiere aus Zoos und von anderen Züchtern übernommen.

Über die Jahre ist der Salzbrunner Landwirt zum Experten geworden – auch aus eigenen Beobachtungen. So weiß er zum Beispiel, dass der Strauß nie seinen Kopf vor Angst in den Sand steckt. „Ich habe das zumindest bei noch keinem gesehen.“

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