Potsdam-Mittelmark: Pionier der drahtlosen Kommunikation 65. Todestag von
Georg Graf von Arco
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Georg Graf von Arco Stahnsdorf - lm Block Heilig Geist auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof findet man auf dem Erbbegräbnis 20 eine schlichte Grabwand aus Muschelkalkstein, die mit einem von Paul Gruson im Jahre 1941 geschaffenen Medaillonbildnis versehen ist. Es ist die Grabstätte für Graf Georg von Arco, einem der deutschen Pioniere in der Entwicklung der drahtlosen Telegrafie. Zu Weltruhm kam Arco, als er 1897 auf der Hochfrequenz per Funk als erster eine Entfernung von 21 Kilometer überwinden konnte. Sein Todestag jährt sich morgen zum 65. Mal. Am 30. August 1869 als Spross eines alten Adelsgeschlechts in Großgorschütz bei Ratibor (Oberschlesien) geboren, brach er bald mit der Familientradition. Die vorgesehenen Karriere als Gardeoffizier lehnte er ab und schrieb sich 1893 an der Technischen Hochschule Berlin für Maschinenbau und Elektrotechnik ein. Interessiert an der Hochfrequenz- und Nachrichtentechnik wurde er Assistent von Prof. Slaby, der selbst an den weltweit ersten Versuchen zur drahtlosen Telegrafie des ltalieners Marcony beteiligt war. lm Jahr 1897 unternahmen beide die ersten Versuche der drahtlosen Funkverbindung. Über zwei Kilometer stellten sie eine Verbindung zwischen der ehemaligen Matrosenstation am Jungfernsee und dem Glockenturm der Sacrower Heilandskirche her. Daran erinnert eine 1928 an den Kirchturm angebrachte und jetzt im Fundus des Potsdam-Museums befindliche Gedenkplatte. Noch im selben Jahr gelang es ihnen, mit dieser neuen Technik zwischen Rangsdorf und Schöneberg 21 Kilometer zu überwinden – eine Weltneuheit. Mit der Gründung der „Gesellschaft für drahtlose Telegrafie m.b.H System Telefunken“ 1903, deren technische und wissenschaftliche Leitung Graf von Arco übernahm, wurde diese technische Entwicklung wirtschaftlich genutzt. 1906 begann Telefunken unter seiner Leitung die Funkstation Nauen zu bauen, die nach der lnbetriebnahme der „Hochfrequenzmaschine zur direkten Erzeugung elektrischer Wellen für die drahtlose Telegrafie und Telefonie“ über Jahrzehnte dem telegrafischen Überseeverkehr diente. Bis 1931 war Arco Technischer Direktor bei Telefunken. Aus dieser Zeit beweisen die circa 400 Patente, an denen er beteiligt war, seine große wissenschaftlich-technische Energie. Im Teltower Ortsteil Seehof besaß er eine Villa, in deren unmittelbarer Nähe sich ein Antennenmast zu Versuchszwecken befand. Das Pendant stand drei Kilometer entfernt an der Potsdamer Straße. Mit dieser Anlage wurden u.a. Versuche zum Peilfunk durchgeführt. 1923 stand Arco der Sektion Technik der Gesellschaft der Freunde des neuen Russland vor, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, den Austausch zwischen Deutschland und Russland zu fördern. Seine engen Kontakte zu russischen Wissenschaftlern trugen maßgeblich dazu bei, dass er demonstrativ seinen 60. Geburtstag in Moskau feierte. Er lebte in der Hoffnung, dass der Fortschritt der Technik, sein Beitrag in der Funktechnik eingeschlossen, und die Vernunft in der Zukunft Kriege verhindern würden. Am 5. Mai 1940 starb Georg Graf von Arco. Kurz vor seinem Tod musste er noch erfahren, dass diese Hoffnung trog. Christian Böhm
Christian Böhm
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