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Potsdam-Mittelmark: Pisa-Test im Kleinen

Bäckermeister Exner und seine Not mit Lehrlingen

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Beelitz - Ein Ei kocht fünf Minuten, wie lange kochen zehn Eier? Wenn er die Frage seinen Lehrlingen stellt, ist Tobias Exner über manche Antwort erschrocken. „Fünfzig“, bekommt er immer wieder zu hören. Der jüngste Pisa-Test war für ihn ernüchternd, nicht überraschend. Dass das Land Brandenburg in der Mathematikkompetenz im Vergleich zu den Flächenenländern in Deutschland immer noch die rote Laterne hält, wirkt sich für den Geschäftsjunior der Bäckerei Exner in Beelitz besonders dramatisch aus.

Ständig ist er auf der Suche nach Lehrlingen, denn mit den eingereichten Bewerbungen bekommt er seine zehn Ausbildungsplätze pro Jahr nicht voll. Und der Nachwuchs wird für das expandierende Unternehmen mit derzeit 15 Verkaufsfilialen und fast 100 Mitarbeitern dringend benötigt. Auch das Verkaufspersonal wird derzeit um 20 Verkäuferinnen aufgestockt. „Ich kann hier aber keine Lehrlinge gebrauchen, die in Mathe eine Fünf, in Chemie, Bio und Physik eine Vier haben“, sagt Exner.

Obwohl das Ausbildungsjahr schon im September begonnen hat, würde Exner auch in diesem Jahr noch Lehrlinge für den Verkauf und die Ausbildung in einem der modernsten Bäckereibetriebe Brandenburgs einstellen. Zwei Jahre in der Bäckerei, ein Jahr in der Konditorei – nach Abschluss der Lehre können Exners Leute alles von Brot und Brötchen bis Torten und Sahneschnitten. „Ich garantiere jedem, der hier mit Zwei abschließt, einen Arbeitsplatz“, sagt Exner.

Sein Betrieb sei keine Ausnahme: Exner hat sich bei Kollegen umgehört, auch andere Bäckereien würden händeringend nach Lehrlingen suchen. „Aber manche Fragen möchte ich schon richtig beantwortet bekommen“, sagt Exner – und nennt ein einfaches Beispiel: Auf 20 Blechen liegen jeweils 18 Streuselschnecken. Wie viele Streuselschnecken sind es insgesamt?

Das manche Lehrstellenbewerber so einfache Fragen nicht beantworten können, will Exner nicht allein den Schulen zuschieben. „Das liegt an mehreren Faktoren.“ Viele Eltern würden denken, die Schule müsse sich um alles kümmern. So würde er auch Acht- und Zehntklässler in Praktika bekommen, die noch nie in ihrem Leben gebacken oder gekocht haben. „Ich hatte eine 16-jährige Auszubildende im Verkauf, die Kaffee kochen sollte. Die hat Wasser mit Kaffeepulver auf die Heizplatte der Kaffeemaschine gestellt.“ Die Lebens- und Lernkompetenzen der Kinder und Jugendlichen seien nicht nur Aufgabe der Schulen, sondern auch der Elternhäuser, meint der Bäckermeister. Henry Klix

Telefon Bäckerei Exner (033 204) 48 10

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