zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Plantagenwasser vom Verband

Stadtverordnete beschließen Vertrag mit dem WAZV – Kritik aus der SPD

Stand:

Werder (Havel) - Wirtschaftliche Bilanzen und rechtliche Sicherheit – das erhofft sich die Stadt Werder in Zukunft bei der Versorgung ihrer Obstbauern mit Brauchwasser. Wenn am 1. April das Glindower Wasserwerk in der Dr.-Külz-Straße samt Pumpen und Leitungen den Betreiber wechselt, soll die seit der Wende währende Unsicherheit im Hinblick auf Investitionen ins Leitungsnetz, angemessene Beiträge und eine unabhängige Geschäftsführung ein Ende haben. Am Donnerstag haben die Stadtverordneten den Vertrag zwischen Stadt und Wasser- und Abwasserzweckverband (WAZV) abgesegnet.

Bislang ist der Glindower Verein „Brauchwasserversorgung e.V.“ Betreiber des 1936 errichteten Wasserwerkes und des insgesamt 360 Kilometer langen Leitungsnetzes. Der Verein wurde Anfang der 90er Jahre von den Obstbauern selbst gegründet, um nach der Auflösung der Meliorationsgenossenschaft die weitere Versorgung der Obstplantagen mit Wasser zu gewährleisten. Was damals aus der Not heraus geschah, sorgt mittlerweile für rechtliche Bedenken. Später wurde außerdem in das Leitungsnetz investiert – zum Teil mit Landesmitteln. Dementsprechend kam auch aus Potsdam die Forderung nach einer professionellen Betriebsführung.

Dieser Forderung wird jetzt nachgekommen, in dem die Stadt zum 1. April einen Eigenbetrieb „Brauchwasser“ gründet, der wiederum den WAZV mit der Betriebsführung beauftragt. Die nötige finanzielle Ausstattung von knapp 14 700 Euro für die Ermittlung des Kundenstammes sowie für die Buchhaltung kommt aus dem Stadtsäckel. Weitere 51 000 Euro werden für dieses Jahr erst einmal an den Zweckverband gezahlt. Die konkrete jährliche Summe für die Betriebsführung steht erst fest, wenn der Wirtschaftsplan aufgestellt worden ist. Für beide Kostenpunkte gab es grünes Licht aus der SVV.

Nur der Vertrag selbst sorgt seit Wochen für Streit. Die SPD-Fraktion sieht mit der beschlossenen Fassung zu viele Kompetenzen beim WAZV. Der für die Sozialdemokraten kritische Passus berechtigt nämlich den Verband, „einzelne Anlagenteile außer Betrieb zu nehmen, wenn deren Weiterbetrieb nicht wirtschaftlich ist“. Das hieße laut Auffassung von Fraktionschef Joachim Lindicke, dass Nutzer einfach vom Netz genommen werden können. „An keiner Stelle ist davon die Rede, dass die Stadt hier zustimmen muss“, so Lindicke.

Werders 1. Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU) versicherte, dass keine Leitungen abgeschnitten würden, die noch genutzt werden. „Es gibt aber auch welche, die nicht mehr genutzt werden, und in diese Wasser zu pumpen, ist unwirtschaftlich.“ CDU-Abgeordneter Burkhard Mühr sah die Verantwortlichkeit beim WAZV gut aufgehoben: „Wirtschaftlichkeit ohne Eigenverantwortung geht nicht. Wir wollen schließlich keinen Subventionsbetrieb schaffen.“ Ein SPD-Antrag auf Streichung der umstrittenen Vertragszeilen wurde mehrheitlich abgelehnt. Thomas Lähns

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })