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Potsdam-Mittelmark: Platz für 20 Windriesen im Wald

Die Stadt Beelitz will 200 Hektar als Potenzialfläche ausweisen – und hofft, dass das reichen wird

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Beelitz – Was bleibt Wald – und wo dürfen die Windspargel wachsen? In der Diskussion um den Bau von Windrädern im Fichtenwalder Kiefernforst wird weiter um jeden Quadratmeter gerungen. Das Potsdamer Ingenieurbüro PAN, das im Auftrag der Stadt Beelitz eine rechtssichere Minimalvariante finden soll, hat seinen Entwurf zu einem Teilflächennutzungsplan (FNP) jetzt noch einmal überarbeitet. Im Bauausschuss wurde die neue Variante Donnerstagabend vorgestellt.

Die Stadtverordneten hatten das Planwerk zwar im April gebilligt, doch kurz darauf hatte sich das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz zu Wort gemeldet und großzügigere Abstände der Anlagen zu bebautem Gebiet empfohlen. Unterm Strich bleibe nun noch eine Fläche von knapp 200 Hektar als geeignetes Gebiet übrig, erklärte PAN-Ingenieur Thomas Herles. Rein rechnerisch wäre dort Platz für 20 Anlagen.

Die „Potenzialfläche“ erstreckt sich jeweils knapp zwei Kilometer nördlich und südlich der Wetzlarer Bahn entlang der alten Landstraße von Reesdorf nach Kanin. Die Abstände zu allgemeinen und reinen Wohngebieten wurden jetzt auf 1000 und 1500 Meter festgelegt. Zu den Beelitzer Kliniken sollen sie 2000 Meter betragen.

Mit den 200 Hektar, die rund ein Prozent der gesamten Stadtfläche ausmachen, will Beelitz die Regionalplanung zufriedenstellen – komplett ablehnen könne man den Bau der bis zu 200 Meter hohen Windräder nicht, wie auf der Sitzung unterstrichen wurde. Es sei ein schmaler Grat, so Chefplaner Hans-Jürgen Hinrichsen. „Was nützt es uns, wenn alle ihre Bedenken durchsetzen und der FNP am Ende durchfällt?“ Dann müsse die Stadt mit rund 70 Windrädern rechnen. Denn die Flächen, die die verantwortliche Regionale Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming vorsieht, sind weitaus umfangreicher: Neben dem Wald zwischen Fichtenwalde, Borkheide und der A9 ist auch ein weiträumiges Areal westlich von Elsholz im aktuellen Regionalplanentwurf vorgesehen. Im Moment zwar nicht geplant, theoretisch aber möglich wäre auch der Bau von Windrädern im Kaniner Luch, wie die Ingenieure ermittelten. Gegen einen Windpark am Rande des Naturparks Nuthe-Nieplitz hatte sich schon vor Jahren massiver Protest in Elsholz formiert. Die Stadt drängt seitdem darauf, dass die Flächen als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen werden.

Aber auch mit der kleinen Variante, die sich auf den Fichtenwalder Forst konzentriert, sind längst nicht alle einverstanden. „Für uns ist es existenzbedrohend“, sagte der Geschäftsführer der Neurologischen Rehaklinik in Beelitz-Heilstätten, Dietrich Pertschy. Dass der ursprünglich geplante Abstand von 1400 auf 2000 Meter erweitert wurde, reiche nicht. Die Windräder würden durch den „Flicker-Effekt“ für eine optische Beeinflussung der Epilepsie-Patienten sorgen.

Stärkstes Argument der Windkraftgegner bleibt aber die Waldbrandgefahr. „Welches Konzept hat die Stadt?“, fragte Winfried Ludwig von der Initiative „Natürlich gegen Lärm“. Er verwies auf eine Empfehlung der Feuerwehrunfallkasse, wonach die Wehren bei einem Brand in den Maschinentürmen „Hilfeleistung unterlassen“ sollten. „Was soll ein Feuerwehrmann auch da oben? Man bekommt ja gar kein Wasser rauf“, so Stadtbrandmeister Wilfried Allenfort. Thomas Lähns

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